Tierheime Ludwigsburg und Vaihingen In der Krise mehr Zeit fürs Tier?

Von Frank Ruppert
Die Schäferhündin Bella sucht ein neues Zuhause. Sie brauche aber, wie die Ludwigsburger Tierheimleiterin Ursula Gericke erklärt, einen Garten und einen anderen Hund als Spielgefährten. ⇥ Foto: Martin Kalb

Die Tierschützer hoffen darauf, dass dieses Jahr weniger Vierbeiner in den Ferien ausgesetzt werden. Die Corona-Krise hat in den Tierheimen in Ludwigsburg und Vaihingen zu Veränderungen geführt.

Ferienzeit ist meist auch Hochzeit für Tierheime und deren Trägervereine, denn häufig steht für so manches ausgedehnte Ferienvergnügen in fernen Ländern nur der Vierbeiner zu Hause im Weg. Immer wieder heißt es dann für die Tierheime, ausgesetzte und abgegebene Tiere aufzunehmen. Aber ist das in Zeiten von Corona eigentlich auch so? Haben die Reisebeschränkungen etwa auch positive Wirkungen auf das Tierwohl? Das hat die BZ beim Tierschutzverein Ludwigsburg und beim Tierschutzverein Vaihingen, beide Träger von Tierheimen,  nachgefragt.

Ferienbeginn im Tierheim

„Die Sommerferien haben gerade erst begonnen, für ein Fazit ist es also noch zu früh“, sagt der Vorsitzende Christoph Bächtle. Wenn aber die Entwicklung ähnlich wie in den Pfingstferien sei, könne man im Tierheim durchaus mit weniger neuen Tieren rechnen. Damals nämlich habe sich wohl schon der Reiseverzicht Vieler in dem Maße bemerkbar gemacht, dass weniger Tiere ausgesetzt oder abgegeben wurden. Gleichzeitig kann Bächtle aber einen anderweitigen Trend nicht bestätigen, wonach in der Corona-Zeit besonders viele Menschen ein (neues) Haustier anschaffen, etwa um die Einsamkeit zu kompensieren oder weil die Kurzarbeit mehr Freizeit erlaube. Die Zahlen seien, was das betreffe, stabil geblieben, so der Tierschützer.

Über andere Erfahrungen berichtet sein Kollege Joachim Grünwald, Vereinsvorsitzender in Vaihingen. Er kann nicht feststellen, dass zu Ferienbeginn weniger Tiere als sonst abgegeben werden, aber „ich habe schon den Eindruck, dass das Interesse, sich ein Haustier zuzulegen gestiegen ist.“ Er sieht als Grund die größere Freizeit infolge von Kurzarbeit. „Es kann natürlich auch sein, dass Leute gerade weil sie nicht in Urlaub fahren, eher dazu tendieren ein Tier anzuschaffen“, meint Grünwald.

Aber natürlich haben Corona und die damit einhergehenden Schutzmaßnahmen auch den Betrieb im Tierheim durcheinandergerüttelt. „Wir haben den Prozess geändert, den Menschen durchlaufen müssen, um ein Tier von uns zu bekommen“, erklärt Bächtle. War es früher so, dass die Menschen einfach ins Tierheim kamen und sich ein Tier ausguckten, das am Ende von der Vorgeschichte gar nicht zu den Menschen passte, finde nun die erste Kontaktaufnahme telefonisch oder per E-Mail statt. „So kann man schon vorab einschränken, welche Tiere passen“, sagt der Vereinsvorsitzende. Man hoffe so, neben dem Schutz der Tierheimmitarbeiter vor zu viel Publikumsverkehr auch eine höhere Wahrscheinlichkeit einer langfristigen Beziehung Tier-Mensch zu erreichen. Auch in Vaihingen läuft nun der Erstkontakt über E-Mail, sagt Grünwald.

Die Besuchsbeschränkungen brächten aber auch Nachteile mit sich. So könne derzeit kein neuer Gassigeher in Ludwigsburg gewonnen werden, weil die dafür notwendigen Kurse erst mal auf Eis gelegt seien. Auch so mancher „Katzenstreichler“, kann derzeit den Vierbeinern die vertrauten Streicheleinheiten nicht geben. Überdies finden keine Aktionen der vereinseigenen Jugendgruppe in der Barockstadt statt. Zu groß sei die Gefahr, dass das Virus ins Tierheim geschleppt werde.

Schutz der Mitarbeiter

Dabei geht es Bächtle vor allem um die Mitarbeiter. „Dass Tiere angesteckt werden können, ist bislang vor allem labortechnisch nachgewiesen“. Soll heißen: Große Sorgen um die Tiere im Heim müsse man sich nicht machen. Deswegen würden auch Neuankömmlinge nicht auf das Virus getestet. Zum Schutz der großteils ehrenamtlichen Mitarbeiter in Vaihingen habe man unterschiedliche Gruppen eingeteilt, so dass jeweils nur ein Mitarbeiter Dienst im Tierheim habe.

Auch der wirtschaftliche Aspekt der Corona-Pandemie macht Bächtle und seinen Mitstreitern zu schaffen. Das Tierheim ist für den Betrieb auf Spenden angewiesen. Unter anderem wichtig sind da auch die diversen Feste im Tierheim selbst. „Wir mussten schon das Fest an Ostern absagen, weil es da gerade losging“. Man habe dann eine Spendenaktion gestartet und die sei auch gut angenommen worden.

Allerdings sieht Bächtle auch für das Herbstfest und den Weihnachtsmarkt eher schwarze Wolken. Was ihn vor allem beschäftigt, ist neben den Einnahmen auch, dass die Feste, die nun nicht stattfinden, sonst  wichtige Treffpunkt für die Tierheim-Familie waren. Da habe man vermittelte Tiere wieder gesehen und so Kontakt halten können. Das sei nun alles sehr schwer.

 
 
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