Tierschutz Schutzschranke illegal weggeräumt

Von Martin Hein
Auch die Schranke zur L 1106 haben Unbekannte letzte Woche abgebaut und einfach in den angrenzenden Acker geworfen. Werner Böhm musste die Teile mühsam aus dem Acker holen. Nahezu jedes Jahr sind die Schranken Ziel solcher Aktionen.⇥ Foto: Helmut Pangerl

Ehrenamtliche Tierschützer sperren zum Schutz der Amphibien nachts die Straße. Nun haben Unbekannte die Schranken illegal entfernt und beschädigt – wieder einmal.

Jedes Frühjahr, wenn die Temperaturen steigen, erwachen Kröten, Frösche und Molche aus ihrer Winterstarre und machen sich bei Frühlingstemperaturen auf den Weg in ihre Laichgewässer.

Diese Krötenwanderung birgt für die Amphibien mancherlei Gefahren. Vor allem, wenn Straßen auf dem Weg zum Laich-Tümpel oder See überquert werden müssen, riskieren die Amphibien, dass sie überfahren werden. Eine für die geschützten Amphibien kritische Strecke ist die Querung über das Promille-Sträßle zwischen Kleinsachsenheim und Hohenhaslach.

Viele Amphibien unterwegs

Nach Auskunft von Nabu-Mitglied Werner Böhm wandern Frösche, Kröten und Co. im Frühjahr dort in Richtung der Fischteiche beim Langmantel. Aber auch in der umgekehrten Richtung, im Kleinsachsenheimer Wald, sind die dortigen Tümpel die Reiseziele der Amphibien. Kurzum, es herrscht dann in den Abend- und Nachtstunden ein reger Verkehr quer über das Promille-Sträßle.

Ältere Sachsenheimer werden sich vielleicht noch dran erinnern, dass das Promille-Sträßle früher in Zeiten der Krötenwanderung oft mit plattgefahrenen Fröschen und Kröten regelrecht übersät war. Ein trauriger Anblick und eine Tragödie, die Mitte der 1980er-Jahre eine Gruppe engagierter Tierschützer vom Schwäbischen Albverein nicht länger hinnehmen wollte.

Mit Hilfe der Stadt sperren seither die Tierschützer in den Zeiten der Krötenwanderung nachts das Promille-Sträßle, damit die Amphibien gefahrlos in ihre Laichgewässer gelangen.

Inzwischen kümmert sich der Nabu in Zusammenarbeit mit der Stadt um die Straßensperrung. Die Absperrungen stellt der Bauhof zur Verfügung. Ein rund 12-köpfiges Team ehrenamtlicher Tierschützer baut nach einem Dienstplan abwechselnd abends um 19 Uhr für zwölf Stunden eine Schranke am Promille-Sträßle auf Höhe des Abzweigs in Richtung Langmantel auf. Die andere Schranke wird an der Einmündung zur L1106 Hohenhaslach – Freudental aufgestellt. Dann können die Amphibien nachts gefahrlos das Promillen-Sträßle queren.

Neben Erdkröten sind auch Springfrösche, Bergmolche, Teichmolche und sehr seltene Wechselkröten in beiden Richtungen unterwegs. Werner Böhm berichtet, dass es da zeitweise regelrecht wuselt. Werner Böhm und Alois Danner, der Umweltbeauftragte der Stadt Sachsenheim, sprechen hier nicht von vereinzelten Exemplaren, das sind pro Saison einige tausend schützenswerter Amphibien, die nicht nur am Promille-Sträßle sondern auch an der L1110 zwischen Großsachsenheim und Hohenhaslach unterwegs in ihre Laichgewässer sind. Teilweise können die Tiere entlang der L1110 über Krötenzäune in Tunnel geleitet, die jeweils andere Straßenseite sicher erreichen. Am Promille-Sträßle ist jedoch kein Zaun oder Krötentunnel vorhanden.

Schranken illegal weggeräumt

Die dort aufgestellten Schranken sind dann regelmäßig das Ziel mutwilliger Zerstörung. Seit Jahren kommt es nach Auskunft von Alois Danner bedauerlicherweise immer wieder vor, dass die Schranken unerlaubt während der Krötenwanderung beseitigt oder sogar beschädigt werden.

Werner Böhm musste letzte Woche, als er die Abschrankung  wieder öffnen wollte, frustriert feststellen, dass sämtliche Schrankenteile beim Abzweig zum Langmantel, rund 20 Meter weit von der Straße entfernt im Acker lagen. Böhm geht davon aus, dass sich mehrere Personen extra die Mühe gemacht haben, die schweren Teile möglichst weit weg in den Acker zu schleppen. Die Absperrung zur L 1106 hin lag ebenfalls in einem angrenzenden Acker.

Nach Auskunft von Alois Danner wurde bei dieser Aktion eine Blinkleuchte aus städtischem Eigentum zerstört. Solche Sachbeschädigungen sind leider keine Einzelfälle. Bis zu drei bis fünf Mal pro Saison sind diese Absperrungen Ziel solcher Aktionen, bedauert Danner. Letztes Jahr hat ein Zeitgenosse die Holz-Schranke sogar durchgesägt. Inzwischen sind die Schranken aus Aluminium. Alois Danner betont, dass solche illegalen Aktionen kein Kavaliersdelikt seien, man überlege sich derzeit, ob man nicht eine Nachtwache an den Schranken postiere.

Wie lange das Promille-Sträßle wegen der Krötenwanderung noch gesperrt ist, könne man momentan noch nicht sagen. Das hängt von der Witterung und dem Wanderungsverhalten der Amphibien ab, so Danner.

 
 
- Anzeige -