Tischtennis Auch angeschlagen noch Weltklasse

Von Niklas Braiger
Annett Kaufmann trug bei der Team-Europameisterschaft in Kroatien eine Arm-Bandage. Nach einer Ellenbogenverletzung gab sie der Bietigheimerin Sicherheit. Foto: MaJo/imago-images

Trotz Ellenbogen-Verletzung konnte niemand Annett Kaufmann bei der Tischtennis-Team-EM aufhalten. Inzwischen ist die Bietigheim-Bissingerin wieder im Ländle und im Liga-Alltag.

Bei der Tischtennis-Team-Europameisterschaft vor zwei Wochen  warf die Sportwelt einen besonderen Blick auf die Bietigheim-Bissingerin Annett Kaufmann. Doch der Blick ging nicht nur auf das Tischtennis-Talent aus dem Ellental selbst, sondern auch auf ihren linken Schläger-Arm. Dort trug die 19-Jährige nämlich eine Bandage aufgrund einer Sehnenentzündung. „Ich habe mir zu dem Zeitpunkt nicht zugetraut, ohne sie zu spielen. Ich hatte Angst, meine Schmerzen zu bekommen und wusste nicht, wie es meiner Sehne geht. Ist sie noch Entzündet? Was ist mit meiner Muskulatur? Da wollte ich nichts riskieren“, erzählt Kaufmann, die inzwischen schon wieder im Bundesliga-Alltag mit dem SV-DJK Kolbermoor zurück ist und auch die Zeit im Ländle genießt.

Mit dem Titel zum alleinigen Rekordhalter

Trotz der Bandage wurde ihr Spiel auf Top-Niveau bei der EM nicht beeinträchtigt. „Es war am Anfang ungewohnt, aber ich habe mich schnell daran gewöhnt. Sie hat mir geholfen, mein Ellenbogen hatte keine Schmerzen“, erzählt sie. Am Ende konnte Kaufmann nämlich im Kroatischen Zadar niemand stoppen, auch nicht Europas beste Einzelspielerin Bernadette Szöcs aus Rumänien. Die fegte Kaufmann im Finale von der Platte und sorgte so für den schlussendlichen 3:0-Sieg und damit ihr bereits drittes Team-EM-Gold ihrer Karriere. Dank des Triumphs ist Deutschland nun alleiniger Rekord-Europameister und als erste Nation zweistellig. Ungarn hat mit neun Titeln einen weniger.

„Ich hoffe, dass noch einige Titel dazukommen. Das gute ist, dass wir auf jeder Position eine starke Spielerin haben“, weiß Kaufmann die Qualität des deutschen Teams zu schätzen. Die meisten anderen Nationen seien zwar auf Position eins und zwei noch konkurrenzfähig bestückt, danach falle die Qualität jedoch ab. Eine der Ausnahmen ist der Final-Gegner Rumänien. „Die können uns gefährlich werden“, prognostiziert die Bietigheimerin. Doch da nun klar ist, dass Kaufmann auch mit der Einschränkung am Ellenbogen die Gegner schlagen kann, ist sie zuversichtlich, dass es nicht die letzte EM-Medaille bleiben wird.

Dabei ging die Tischtennis-Hoffnung auch aufgrund der Verletzung nicht unbedingt positiv gestimmt in das Turnier: „Ich bin nicht mit einem optimalen Gefühl reingestartet, weil ich eben diese Zwangspause hatte. Am Freitag sind wir angereist, am Samstag konnte ich trainieren und am Sonntag habe ich direkt gespielt. Also ideal war die Vorbereitung nicht.“ Dennoch weiß Kaufmann, wo ihre Stärken liegen: In der Konstanz und Ausdauer. „Ich habe mich wie in jedem Turnier spielerisch gesteigert und war selbstbewusster am Tisch“, erzählt sie im Nachgang.

Mit dem Erfolg im Rücken geht es für Kaufmann nun etwas ruhiger weiter. Der erste Spieltag in der Tischtennis-Bundesliga ist bereits absolviert, da gab es für Kolbermoor jedoch eine 3:4-Niederlage gegen Berlin. „Ich habe mal ein bisschen Zeit zum durchatmen und konnte endlich wieder mehr als zwei Nächte in meinem Bett schlafen.“ Abseits von der Bundesliga verbringt die Schwäbin wieder viel Zeit in der Heimat, so war sie am Mittwochabend beim Spiel der Barock Volleys in Ludwigsburg zu Gast. „Da supporte ich sehr gerne“, erzählt Kaufmann, denn sie hat einen besonderen Bezug zum Team. Mit Fabian Anton spielt nämlich ihr Freund als Diagonalangreifer beim Aufsteiger ins deutsche Oberhaus.

Die Bandage bleibt weiterhin dran – auch für den Kopf

Als nächste Schritte stehen für Kaufmann nun erst einmal die weitere Bundesliga-Saison und nächste Woche dann die WTT Champions in Frankfurt an. Ende November startet zudem die Mixed-Weltmeisterschaft. „Da steht die Nominierung aber noch nicht fest. Da weiß ich noch nicht, ob ich da spiele“, sagt Kaufmann. Ob sie bis dahin weiterhin die Bandage tragen wird, ist noch nicht sicher, geht spielt sie aber weiterhin mit der Hilfe an den Tisch. „Ich werde weiterhin mit ihr spielen, um weiteren Verletzungen vorzubeugen und die Muskulatur zu entlasten. Und auch einfach für den Kopf.“

 
 
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