Tischtennis Auf den Titel folgt die Ernüchterung

Von Niklas Braiger
Annett Kaufmann schreit nach dem Sieg der deutschen Meisterschaft alles heraus. Es ist ihr zweiter Titel in Folge. Foto: Gerald Oelze-d/Eibner-Pressefoto

Für Annett Kaufmann waren es Wochen mit gemischter Gefühlswelt. Erst wird sie Deutsche Meisterin, dann verliert sie früh in Slowenien.

Sport ist ein ständiges Wechselspiel aus Höhen und Tiefen. Das musste auch Annett Kaufmann in den letzten Tagen und Wochen erleben. Das 19-jährige Tischtennistalent aus Bietigheim-Bissingen, welches am gestrigen Montag Geburtstag feierte, sicherte sich vor etwas mehr als zwei Wochen noch den Titel bei der deutschen Meisterschaft und verteidigte dort ihren Titel. Beim WTT Star Contender Turnier in der Vorwoche in der slowenischen Hauptstadt Ljubljana verlor Kaufmann jedoch bereits in Runde zwei und vergab dabei Matchbälle.

Kurze Pause nach dem Stress

„Jetzt habe ich erst einmal Urlaub. Das ist ganz wichtig für meinen Kopf. Körperlich bin ich zwar fit und ich werde weiter fitness-technisch arbeiten, aber der Kopf braucht jetzt eine Pause und einen gewissen Cut zur Saison 2024/25, dass man sich erholt und neu starten kann“, erklärt die U19-Weltmeisterin, die inzwischen beim SV DJK Kolbermoor spielt. „Ich freue mich, da abschalten zu können.“

Ihren Urlaub genießt sie auch in der Heimat. „Ich liebe Bietigheim, ich kenne keine schönere Stadt. Und zuhause ist es immer schön, da ist es immer toll, wenn man da ist, wo man sich am wohlsten fühlt.“ Doch auch während der Saison konnte sie immer wieder zurückkehren und sich von den Sorgen befreien. „Es gab seit Januar Phasen, wo ich Trainingsblöcke in Böblingen hatte. Da war ich dann auch zuhause“, erzählt Kaufmann.

Doch lang kann sie nicht im Ellental bleiben. Denn der Blick geht für sie bereits in Richtung des nächsten großen Events: Die Team-EM im Oktober in Kroatien. Dort will sie den Titel verteidigen, 2023 holte sie gemeinsam mit Deutschland Gold. Bis dahin will sie noch selbst an sich arbeiten: „Ich will mein Grundlevel vom Physischen und vom Mentalen anheben. Dass ich meinen Körper so trainiere, dass ich den vielen Turnieren und Belastungen standhalten kann und nicht so schnell müde werde.“

Titel kam nicht aus dem Nichts

Für die deutsche Meisterschaft in Erfurt hat es mit ihrem bisherigen Niveau auch bereits gereicht. „Ich wusste, ich habe gute Chancen, ich war in guter Form und habe mich gut gefühlt“, berichtet die Schwäbin und weiter: „Ich wusste schon, dass ich meinen Titel verteidigen kann und dass alles drin ist.“ Auch deshalb kam der Triumph nicht unbedingt überraschend. „Ich bin seit September in meinem Profi-Jahr, ich hatte eine bessere Struktur und mehr Training. Letztes Jahr war es überraschender, weil ich da kaum trainiert habe als Ablenkung neben dem Lernstress.“ 2024 standen direkt nach dem Erfolg die mündlichen Abiturprüfungen an, was ihr aber nichts ausmachte.

 
 
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