Tödliche Attacke auf 79-Jährigen in Ludwigsburg Polizei berichtet über die Fahndung

Von Henning Maak
Polizei und Feuerwehr hatten am 2. August 2022 am Tatort einen Sichtschutz errichtet, da sich eine Menschenmenge gebildet hatte. Foto: 7aktuell.de/Simon Adomat

Der Prozess um den mutmaßlichen Mord an einem 79-jährigen Mann in Ludwigsburg geht weiter. Am zweiten Verhandlungstag haben Polizisten berichtet, wie der Tatverdächtige durch Zeugenhinweise gefunden wurde.

Da der Angeklagte im Mordprozess zum Tod eines 79-jährigen Mannes am Landgericht Stuttgart weiterhin keine Angaben machen wollte, haben die Richter der 19. Großen Strafkammer begonnen, die Geschehnisse anhand von Zeugenaussagen zu rekonstruieren. Vier Polizeibeamte von unterschiedlichen Dienststellen, die an den Ermittlungen beteiligt waren, erhellten mit ihren Schilderungen die Geschehnisse vom 2. August 2022 in Ludwigsburg. Die Staatsanwaltschaft wirft einem 44-jährigen Mann Mord vor: er soll sein Opfer in der Danziger Straße mit einem Messer heimtückisch und unvermittelt attackiert haben, so dass der 79-Jährige kurz nach der Tat im Krankenhaus seinen Stichverletzungen erlag.

Notfall-Seelsorgeteam betreut geschockte Zeugen

Ein 35-jähriger Beamter des Polizeireviers Ludwigsburg, der mit einem Kollegen als Erster am Tatort war, erklärte, es sei eine Menschenmenge vor Ort gewesen, viele von ihnen seien aufgebracht gewesen. Man habe das Polizeiauto „sichtschützend geparkt“, später habe die Feuerwehr einen weiteren Sichtschutz aufgestellt. Er habe auch ein Notfall-Seelsorgeteam angefordert. Er selbst habe die Rettungskräfte bei der Reanimation unterstützt und eine Einstichstelle in der Brust zugehalten: „Das Opfer hatte viel Blut verloren, der Mann war nicht ansprechbar und zeigte keinerlei Lebendfunktion.“

Sein 24-jähriger Kollege erläuterte, er habe unterdessen die Schaulustigen von den Zeugen getrennt. Unter anderem habe er mit der Mutter eines sechsjährigen Kindes sprechen können, denen sich der Angeklagte nach der Tat zugewandt hatte, die sich aber in ein Ladengeschäft flüchten konnten. „Die Frau war sehr aufgewühlt, man musste in sehr beruhigendem Ton auf sie einreden.“

Zeuginnen erkennen den Mann am Imbiss wieder

Von den ungewöhnlichen Umständen der Festnahme berichtete dann ein 30-jähriger Beamter des Polizeireviers Zuffenhausen, der auf dem Rückweg von Bad Cannstatt war, als ihn eine Meldung erreichte, dass der Angeklagte in einem Imbiss in Mühlhausen von zwei Zeuginnen wiedererkannt worden sei. „Der Mann ist bei seiner Flucht von der Danziger Straße gefilmt worden, das Video tauchte bei Instagram auf“, erzählte der Polizist. Die Frauen hätten gesehen, wie der Angeklagte in die Stadtbahn gestiegen sei.

Ein Kollege und er sowie eine Streife der Hundestaffel hätten die Bahn schließlich an der Haltestelle Mühlhausen gestoppt. Dort hätten sich drei Beamte mit gezückter Waffe dem Angeklagten genähert. Nach mehrfacher Aufforderung habe sich dieser auf den Boden gelegt und „ohne Widerstand, fast schon desinteressiert“ festnehmen lassen.

Ein Beamter der „Mobilen Fahndungseinheit“, der den Angeklagten tags darauf dem Haftrichter vorgeführt hatte, beschrieb den Angeklagten als introvertiert. „Außer der Bitte, eine rauchen zu dürfen, hat er nicht mit uns gesprochen und meist einen stieren Blick nach vorne gehabt“, so sein Eindruck.

Psychiatrie oder Gefängnis?

Der 44-Jährige, der in einer Obdachlosenunterkunft von Sozialhilfe lebt, war nach der Festnahme erst in Untersuchungshaft und ist seit Anfang September vorläufig im Zentrum für Psychiatrie in der Weissenau untergebracht. Im Laufe des Prozesses werden eine Rechtsmedizinerin und ein psychiatrischer Gutachter Einschätzungen abgeben. Es ist denkbar, dass am Ende des Prozesses keine Verurteilung wegen Mordes steht, sondern die Unterbringung in einem psychiatrischen Krankenhaus angeordnet wird.

Der Prozess wird am 16. Februar fortgesetzt, das Urteil soll schließlich am 19. April verkündet werden.

 
 
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