„Total lokal“ im Kreis Ludwigsburg Von dunkler Materie, Heilzauber und der Weisheit der Schwaben

Von Claudia Mocek
Die Gewinner von „Total lokal“ durften jeweils zehn Minuten aus ihren Texten lesen (von links): Bernd Stöhr, Walter Kurz, Ruth Grübl, Vinod Talgeri, Bernd Perplies und Ralf Preusker.⇥ Foto: MARTIN KALB

Die sechs „Total lokal“-Gewinner haben am Mittwochabend in der Otto-Rombach-Bücherei aus ihren Texten gelesen. Das Publikum war nicht nur von der Bandbreite der Texte begeistert, sondern auch von den Lesungen der Autoren.

Ich bin Lyriker, aber das ist gar nicht schlimm“, versprach Ralf Preusker dem Publikum am Mittwochabend in der Otto-Rombach-Bücherei. Er war einer der Gewinner der ersten „Total lokal“-Aktion, die Bücherei und Bietigheimer Zeitung ausgeschrieben hatten. Gemeinsam mit weiteren fünf Autoren aus der Region durfte er öffentlich aus seinem Werk lesen. Dabei mussten die 80 Zuhörer nicht getröstet werden, im Gegenteil. Sie waren von der Qualität der Texte und Lesungen der unterschiedlichen Verfasser beeindruckt.

Filmrechte verkauft

Den Abend begann Dr. Bernd Stöhr. Zehn Minuten las der Sachsenheimer Ingenieur für Mikroelektronik aus seinem dreibändigen Science-Fiction „Dark Sky“, dessen zweiter Band im April erscheint. Die Geschichte dreht sich um eine Computerexpertin und einen Erfinder. Der Autor, der im Selbstverlag publiziert, hat die Filmrechte an dem Stoff verkauft. Als Drehbuchautor wurde Peter Koller verpflichtet, der drei Staffeln à acht Folgen schreiben wird. Bei der ersten Folge werde ein Finne Regie führen, verriet Stöhr, der in seinem Text viel Spannung aufbaute und lebhaft vortrug.

In die Fantasy-Welt von Bondigor entführte Bernd Perplies die Zuschauer im Anschluss. „Küchenmagie“ lautete eine der „Drachengasse 13“-Kurzgeschichte, die der Besigheimer so professionell vorlas, dass man sich wie in einem Hörspiel vorkam. Der Autor hat bereits zwölf Bücher veröffentlicht und obwohl sich die Geschichten an Kinder und Jugendliche richten, zog die Erzählung über Hanissa und die magische Universität alle Erwachsenen in ihren Bann.

Metaphern- und bilderreich, wortgewaltig und melodisch trug Preusker seine Gedichte vor. Beim „Lied für E“, bei „Akkumulator“ oder beim Gute-Nacht-Gedicht konnte er sich der Aufmerksamkeit des Publikums sicher sein. Seine Frage „Ich hoffe, es geht gut?“, bejahte das Publikum nicht nur aus Höflichkeit – mit seinen kurzen Gedichten konnte der Verwaltungsbeamte aus Markgröningen viele für moderne Lyrik interessieren.

Viel Applaus erhielt auch Walter Kurz. Der 79-jährige pensionierte Lehrer schreibt schon viele Jahre, hat seine schwäbische Lyrik bisher aber noch nicht der Öffentlichkeit präsentiert. Der Bietigheimer lässt in seinen Reimen „Vier Schwaben“ über das Wesen der Schwaben zu Wort kommen. Dabei geht es tiefsinnig und mit viel Wortwitz zur Sache.

Ruth Grübl aus Bietigheim-Bissingen las ein Kapitel aus ihrem unveröffentlichten Roman „Nach Zitronenland“. Die Deutschlehrerin stellt darin Karl Philipp Moritz in den Mittelpunkt, Schriftsteller des Sturm und Drang und Verfasser des ersten psychologischen Romans. Aus der Perspektive von Moritz’ Vermieterin nähert sich die Bietigheimerin dem historischen Autor, beschreibt gekonnt dessen Alltag und baut überzeugend Spannung auf.

Mit einem Auszug aus Dr. Vinod Talgeris „Schwaben DNA“ sorgte der Bietigheimer für viele Lacher. In dem veröffentlichten Buch beschreibt er seine Verwunderung über den Gruß „Mahlzeit“, den er vor vielen Jahren als Student bei einem Ferienjob zum ersten Mal hörte – auf der Toilette bei Bosch. Mit viel Witz schildert Talgeri seine Versuche, die Bedeutung des Grußes logisch herzuleiten.

Angeregte Gespräche

Der Leiter der Bücherei, Hans-Christian Pöhnl, lud die Besucher nach der Lesung ein, den Vortragenden im persönlichen Austausch Fragen zu stellen und sich zu vernetzen. Dieser Aufforderung kam das interessierte Publikum intensiv nach und diskutierte mit den „Total lokal“-Gewinnern über das Schreiben, die Verlagssuche und die Herausforderungen einer öffentlichen Lesung. Pöhnl regte an: „Vielleicht entsteht aus der Aktion eine Bietigheimer Anthologie, vielleicht sitzen wir einmal im Monat zusammen – schauen wir, was daraus wird.“

 

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