Trigema hat die Produktion umgestellt „Mundschutzmasken sind sonst nicht unser Metier“

Von Martin Hein
Im Interview beantwortet Wolfgang Grupp, Geschäftsführer und Inhaber von Trigema die Fragen der BZ. ⇥ Foto: Volkmar Könneke

Seit kurzer Zeit produziert das Textilunternehmen Trigema aus Burladingen Mundschutzmasken, die in Bönnigheim zertifiziert werden.

In Österreich ist es jetzt Pflicht, beim Einkaufen Mundschutzmasken zu tragen. Die Masken sollen die Ausbreitung des Virus stärker reduzieren. Sogar am Arbeitsplatz ist dort eine Mundschutzpflicht denkbar. Tschechien hat bereits Mitte März einen Mundschutz-Zwang in der Öffentlichkeit eingeführt. In Deutschland wird das Thema kontrovers diskutiert. In Jena ist ab Montag das Tragen von Mundschutzmasken in Supermärkten, im öffentlichen Nahverkehr und Gebäuden mit Publikumsverkehr Pflicht. Der Landkreis Nordhausen in Thüringen will ebenfalls eine Mundschutzpflicht einführen. Wolfgang Grupp, Geschäftsführer und Inhaber von Trigema, hat bereits vor Wochen die Produktion seines Textilunternehmens auf Mundschutzmasken umgestellt und kann sich nun vor Aufträgen kaum retten. Die Masken wurden jetzt in Hohenstein überprüft.

Wie kam Trigema auf die Idee, Mundschutzmasken zu produzieren?

Wolfgang Grupp: Generell bin nicht ich auf die Idee gekommen, sondern die, die Mundschutzmasken brauchen, sind auf mich zugekommen. Das waren in erster Linie Kliniken, Pflegeheime oder auch von Ministeriumsseite kamen Anfragen, ob ich eventuell helfen könnte. Dann habe ich gesagt, gut, wenn das eine so schwierige Situation ist, dann ist es selbstverständlich, dass Trigema hier hilft. Egal, ob ich Zeit oder Kapazitäten dafür habe. Dann müssen wir selbstverständlich unsere Produktion umstellen.

Haben die Masken bereits eine Zulassung als Medizinprodukt?

Nein, unsere Mundschutzmasken sind keine FFP 1-3 Masken, sondern können die ungehemmte Vermehrung von Viren etwas abschwächen.

Wie viele werden am Tag hergestellt?

Maximal 120 000 pro Woche. Wir haben bereits über 100 000 Masken ausgeliefert. Wir versuchen rund 25 000 Masken am Tag zu produzieren und arbeiten auch samstags auf freiwilliger Basis.

Was kostet eine Trigema-Mundschutzmaske?

Zehn Stück kosten 120 Euro  also eine Maske zwölf Euro inklusive Mehrwertsteuer frei Haus. Kunden, die einen Mindestumsatz generieren, bekommen je nach Umsatz einen gestaffelten  Rabatt bis zu 25 Prozent. Ab 1000 Stück ist der Preis pro Maske sechs Euro plus Mehrwersteuer ab Werk.

Wo kann man die Masken kaufen?

Wir haben zigtausend Online-Aufträge vorliegen. Wir versuchen die Bestellungen nach Datumseingang abzuarbeiten. Wir haben auch Großbestellungen, beispielsweise direkt von Kliniken, die dann mal 15 000 Masken und mehr bestellen. Wir haben keinen Vertrieb für die Masken. Die Kunden kommen auf uns zu.

Wen sehen Sie als Zielgruppe für die Trigema-Schutzmasken?

Alle, die Ihre Mitarbeiter oder sich selbst schützen wollen.

Wird für die Trigema-Masken ein spezieller Stoff verwendet?

Wir haben einen nach Öko-Tex zertifizierten Stoff. Der Stoff wurde vom Zollern-Alb-Klinikum und von der Benevit-Gruppe (Pflegeheime) festgelegt.  Der Stoff ist ein klassischer Piqué-Stoff von uns, den wir auch für Polo-Hemden verwenden. Er besteht zu 50 Prozent aus Baumwolle und 50 Prozent Polyester.

Die Masken sind mehrfach verwendbar?

Ja. Bevor wir die Maske in Umlauf gebracht haben, haben wir sie rund 30 oder 40 mal gewaschen und gekocht. Wir haben auch einen Nasenbügel aus beschichtetem Draht eingenäht. Und diese Prozedur haben die Masken gut überstanden. Nach zwei oder drei Stunden Tragezeit sollten die Masken spätestens gewaschen und gekocht werden, weil die Maske dann feucht wird.

Plant Trigema auch die Herstellung von Masken, die eine höhere Schutzwirkung haben (FFP-2/ FFP-3 Masken)?

Nein. Mir wäre es heute arg recht, wenn die Normalsituation wieder eintreten würde. Wenn wir also wieder die Artikel herstellen, die wir normalerweise auch produzieren. Mundschutzmasken sind sonst nicht unser Metier, weil es da Spezialanbieter gibt.

Trigema stellt auch Schutzkittel her?

Ja, dies entstand aufgrund einer Anfrage des Pflegeheims Benevit in Burladingen. Dort benötigte man dringend Schutzkittel. Daraufhin haben wir in Zusammenarbeit mit dem Pflegeheim einen Schutzkittel entwickelt, diesen bieten wir jetzt ganz aktuell an. Eine erste Lieferung ging schon raus. Wir haben bereits über 5000 verkauft. Wir werden das aber nicht bewerben. Die Mundschutzmaske ist momentan wichtiger.

Haben Sie Verständnis für die in Deutschland verhängten Maßnahmen?

Ich bin verantwortlich für meine Mitarbeiter, für meinen Betrieb. Ich sage, dass alle Bürger unseres Heimatlandes eine Verantwortung haben. Die Eltern haben die erste Verantwortung für die Kinder, und nicht der Lehrer. So hat auch der Politiker eine Verantwortung. Ich vertraue auf diese Politiker die diese Verantwortung tragen, die nicht ganz einfach ist.

Wie schützen Sie sich selbst vor dem Virus?

Ich habe hier eine Maske neben mir auf dem Schreibtisch liegen. Die setze ich aber nicht auf, wenn mir jemand am Schreibtisch gegenüber sitzt. Da sitzt ja mein Gesprächspartner automatisch rund zwei Meter entfernt. Wenn ich aber durch den Versand oder die Produktion gehe, dann kann ich nicht immer den Abstand einhalten. Dann trage ich eine Maske.

Wie hat sich bei Ihnen persönlich der Alltag verändert?

Mein Alltag hat sich bislang gar nicht verändert. Außer, dass ich jeden Tag einen Tag älter werde und damit jeden Tag tiefer in die Gefahrenzone  komme. Ich werde ja diese Woche 78, und ich gehöre damit ja zur Risikogruppe. Mein Alltag hat sich aber gar nicht verändert. Ich habe schon immer Dinge getan, die mein Immunsystem gestärkt haben. Beispielsweise im Sommer und Winter im Freien schwimmen, ich bewege mich viel an der frischen Luft, normal essen, kaum Alkohol, also ein bisschen normal leben. Man kann sowieso nichts ändern.

Vielen Dank für das Gespräch.

 
 
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