Tripsdrill sieht sich auf eine harte Probe gestellt Freizeitpark wartet auf grünes Licht

Von bz
Helmut Fischer vom Erlebnispark Tripsdrill bei Cleebronn steht nahe der großen Achterbahn. Die Einschränkungen treffen das Unternehmen hart, eine Perspektive für die Öffnung gibt es noch nicht. ⇥ Foto: Oliver Bürkle

Tripsdrill hat alle Vorbereitungen getroffen und könnte binnen weniger Tage mit dem Betrieb starten. Eine Perspektive für die Öffnung gibt es bisher aber noch nicht.

Noch nie in der über 90-jährigen Geschichte von Tripsdrill hat man beim Freizeitpark in Cleebronn so etwas erlebt: Seit dem Frühjahr 2020 stellen die Maßnahmen gegen die Eindämmung des Coronavirus Tripsdrill auf eine harte Probe. Die Firmenchefs Helmut und Roland Fischer erwarten Signale von der Politik und fordern eine Öffnung von Freizeitpark und Wildparadies.

Mit 55 Tagen Verspätung öffnete der Erlebnispark im vergangenen Jahr erst kurz vor Pfingsten, das Wildparadies und das Natur-Resort bereits etwas früher. Die Saison verlief „mit angezogener Handbremse“, berichtet der Freizeitpark – die maximale Besucherzahl pro Tag wurde begrenzt, die meisten Veranstaltungen mussten abgesagt werden, fast das komplette Gruppengeschäft blieb aus. In der Winterpause musste auch das Wildparadies geschlossen werden. Nur für elf Tage durfte es im März wieder öffnen. Auch die Übernachtungsmöglichkeiten in den Baumhäusern und Schäferwagen bleiben geschlossen.

Herbe Einschnitte

Für den Erlebnispark selbst, der eigentlich am 27. März in die neue Saison gestartet wäre, gibt es noch keine Öffnungsperspektiven. Für Tripsdrill seien die Maßnahmen gegen das Coronavirus mit herben Einschnitten verbunden, klagt ein Unternehmens-Sprecher – zumal gerade erst die größte Einzelinvestition in der Geschichte des Parks abgeschlossen worden sei: Die beiden Achterbahnen „Hals-über-Kopf“ und „Volldampf“ eröffneten schon 2020. In dieser Saison folgt der als Wirtshaus thematisierte Bahnhof von „Hals-über-Kopf“.

Trotz fehlender Einnahmen musste zudem die Saison vorbereitet werden. Bereits seit Mitte März seien die Wartungen an den Attraktionen, mit denen Mechaniker, Mechatroniker und Elektriker den Winter über beschäftigt waren, abgeschlossen. Das Team der Gärtner habe alle Grünanlagen auf Vordermann gebracht. Die Blumenbeete seien vorbereitet und könnten jederzeit bepflanzt werden. Binnen weniger Tage könnte der Parkbetrieb hochgefahren werden und die Saison starten – wenn es dafür endlich grünes Licht gäbe.

Da das noch nicht der Fall ist, sieht Tripsdrill keine andere Möglichkeit, als wieder verstärkt auf das Instrument der Kurzarbeit zurückzugreifen. Im Vorjahr waren zeitweise bis zu 200 Mitarbeiter davon betroffen. Aktuell könnten es noch mehr werden, wenn sich der Lockdown weiter hinzieht, betont das Unternehmen.

„Nicht nachvollziehbar“

Für die Tripsdrill-Geschäftsführung sei die fortdauernde Schließung von Erlebnispark, Wildparadies und Natur-Resort schwer nachzuvollziehen. Sie beruft sich auf den Verband Deutscher Freizeitparks und Freizeitunternehmen (VDFU), wonach bislang weder in Freizeitparks noch in Wildparks Infektionsketten nachgewiesen worden seien und sieht darin einen Beleg dafür, dass die in der Branche mittlerweile bewährten Hygienekonzepte funktionierten.

Hinzu komme das bundesweit uneinheitliche Vorgehen: Während in Baden-Württemberg zoologische Einrichtungen wie das Wildparadies seit dem 2. November erst grundsätzlich und später abhängig von der Sieben-Tage-Inzidenz geschlossen blieben, sieht es in anderen Teilen Deutschlands ganz anders aus: In einigen Bundesländern kam es zu keinerlei Schließungen. In Nordrhein-Westfalen fallen zoologische Einrichtungen nicht unter die „Notbremse“. In Niedersachsen verfügte ein Gerichtsbeschluss, dass Tierparks und Zoos selbst bei Sieben-Tage-Inzidenzen von mehr als 100 wieder öffnen dürfen.

Tripdsdrill sieht keinerlei Anzeichen dafür, dass die Öffnung von zoologischen Einrichtungen in einem Bundesland Auswirkungen auf das Infektionsgeschehen hatte. Da es sich bei Freizeitparks und zoologischen Einrichtungen um gleichgeartete Einrichtungen unter freiem Himmel mit einer ähnlichen Besucherstruktur handelt, appelliert auch der VDFU an die Politik, eine Wiedereröffnung von Freizeitparks und Zoos unter den gleichen Voraussetzungen zuzulassen.

 
 
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