In der jüngsten Sitzung des Verwaltungs- und Finanzausschusses in Bietigheim-Bissingen war es fast eine Formalie: Ohne Vortrag seitens der Verwaltung und ohne große Diskussion beschloss das Gremium einstimmig, den Pacht- und Fördervertrag zur Nutzung der Tennisplätze und einer Boulebahn mit dem TSV Untermberg 1899 um weitere zehn Jahre zu verlängern. Die Pacht beträgt jährlich 9042 Euro, in gleicher Höhe erhält der Verein jedoch einen jährlichen Zuschuss im Rahmen der Vereinsförderung. Wie den Äußerungen von Oberbürgermeister Jürgen Kessing und SPD-Stadtrat Günter Krähling zu entnehmen war, war es jedoch keineswegs selbstverständlich, dass der kleine Verein wieder so langfristig planen kann.
TSV Untermberg Durststrecke im Verein ist beendet
Beim TSV Untermberg 1899 geht es wieder aufwärts. Der Pacht- und Fördervertrag mit der Stadt zur Nutzung der Tennisplätze und einer Boulebahn wurde um zehn Jahre verlängert, die Mitgliederzahlen steigen.
2013 vor der Insolvenz
Rückblick: Das Jahr 2013 war für den TSV Untermberg ein Krisenjahr: Der Verein konnte gerade noch die Insolvenz abwenden, die durch wechselnde oder nicht vorhandene Pächter der Vereinsgaststätte „Burgblick“ ausgelöst worden war. Dadurch fehlten die erhofften Einnahmen aus der Verpachtung des Lokals, um den Schuldendienst für einen Kredit zu leisten. Die Stadt habe dem TSV damals stark unter die Arme gegriffen, „allerdings wurden alle angesparten Vereinsfinanzen zur Abwendung der Insolvenz verbraucht“, sagt der heutige Vorsitzende Michael Selle.
2014 übernahm die Stadt die Räume der ehemaligen Gaststätte, für die sich seither kein neuer Pächter mehr fand, vom TSV, für die Tennisplätze wurde ein Pacht- und Fördervertrag mit einer festen Laufzeit bis zum 23. Juli 2024 abgeschlossen. Danach sollte sich der Pachtvertrag jeweils um ein weiteres Jahr verlängern.
Das entstandene negative Image habe sich auch auf die Mitgliederzahlen ausgewirkt, berichtet Selle. Hinzu seien altersbedingte Austritte und zuletzt Corona gekommen. Waren es 2013 noch rund 200 Mitglieder, so verringerte sich diese Zahl auf die Hälfte. Von 2019 bis 2021 wurde auch der dritte Tennisplatz nicht mehr gerichtet.
Eine Wende zum Besseren gelang indes nach der Wahl eines neuen Vorstands im November 2021, sagt Selle. Neue Ideen hätten seitdem die Mitgliederzahlen um circa 20 Prozent auf rund 120, Stand heute, ansteigen lassen.
Laut dem Vorsitzenden bestand das neue Konzept in der Zusammenführung der drei Abteilungen Tischtennis, Tennis und Gymnastik, der Neugründung einer Bouleabteilung mit der Errichtung von zwei Bouleplätzen, der Gründung einer Volleyballabteilung und der Wiederaktivierung des dritten Tennisplatzes. Selle: „Es gibt nun viele Mitglieder, welche sich in bis zu vier verschiedenen Sportarten versuchen, und somit ist eine neue Gemeinschaft entstanden, welche auch die notwendigen Arbeiten zur Errichtung des Bouleplatzes und vieles mehr durchgeführt hat.“ Durch die zwei Hallensportarten Volleyball und Tischtennis könne nun die Winterpause der Tennisabteilung überbrückt werden, „obwohl bei uns die Outdoorsaison 2022 bis in den November hinein verlängert wurde“.
Viele neue Ideen
Zusätzlich seien interne Tischtennis- und Tennisturniere durchgeführt worden, es gebe wieder, erstmalig seit über 20 Jahren, gemeinsame Sommerfeste und auch eine Wanderung. Aktuell laufe eine Mitglieder-Werbeaktion. Bei einer Woche der offenen Tür, Anfang Mai, soll diese Aktion zusätzlich vorgestellt werden.
Und dem Verein gehen die Ideen nicht aus. Geplant seien Vereinsausflüge sowie ein sogenannter Ballathlon, erzählt Selle. Hierbei müssen sich die Teilnehmer im Doppel, mit ausgelosten wechselnden Partnern in drei verschiedenen Ballsportarten bewähren. Daran sollen auch Nichtmitglieder teilnehmen können. Eine Ausschreibung soll nach den Sommerferien erscheinen.
Diese Entwicklung beim TSV wurde auch im Ausschuss gewürdigt. Es sei toll, dass nach längerer Durststrecke beim TSV eine sinnvolle Lösung gefunden worden sei, meinte Günter Krähling, der auch Vorsitzender des Stadtverbands für Sport ist. Vor drei Jahren habe es beim Verein noch nicht so gut ausgesehen, sagte OB Kessing. Jetzt gebe es aber eine gute Entwicklung.