Ultimate-Frisbee-DM Auf dem Weg zur Titelverteidigung

Von Tobias Weißert
Der Gemmrigheimer Marco Müller (rechts) versucht, die Frisbeescheibe zu einem Teamkameraden zu passen. Ein Potsdamer versucht, das zu verhindern. Foto: Avanti/Ralf Poller

Der VfL Gemmrigheim hat am ersten Wochenende der DM in eigener Halle vier Siege bei nur einer Niederlage geholt. Die Sportart erinnert an American Football mit Elementen des Basketballs.

Anspannung macht sich in der Halle breit, als die Ultimate-Frisbee-Mannschaft des VfL Gemmrigheim das Spielgerät erstmals in Richtung gegnerischer Endzone wirft. Bei den Deutschen Meisterschaften in der US-amerikanisch geprägten Sportart in eigener Halle treffen die Mannen um Übungsleiter Marco Müller im letzten Gruppenspiel auf die Potsdamer Goldfingers. „In diesem Jahr ist es besonders wichtig, zu performen. Schließlich kommen jeweils nur die ersten beiden ihrer jeweiligen Gruppe weiter“, erklärt Müller.

Bei dem schnellen Spiel, das in seinen Grundzügen vor allem an American Football erinnert, aber auch Elemente des Basketballs beinhaltet, ist viel Aufmerksamkeit gefordert. 1960 von amerikanischen Studenten erfunden, ist der Sport hierzulande noch nicht gänzlich angekommen. Doch Müller freut sich über jeden, der am Wochenende in die Wasenhalle gekommen ist. „Ich habe das mit 14 Jahren damals im Nachbardorf gesehen und wollte das auch ausprobieren. Und jetzt spielen wir als amtierender Deutscher Meister hier mit“, freut sich der Gemmrigheimer Coach, der auch die Frauen-Nationalmannschaft trainiert.

Das Ziel von Ultimate Frisbee ist, die von einem Mitspieler geworfene Frisbeescheibe in der gegnerischen Endzone zu fangen. Dafür erhält die Mannschaft des Fängers einen Punkt. In der Praxis zeigt sich aber schnell, dass dies einfacher klingt, als es letztlich ist. „In der Halle ist das Spiel noch schneller als draußen, da es ständig hin und hergeht. Das ist zwar weniger anstrengend. Aber für uns Spieler deutlich weniger attraktiv als draußen. Für die Zuschauer hingegen ist es natürlich in der Halle spannender“, erklärt Müller.

Die Gemmrigheimer, die 2008 in der untersten Liga gestartet sind und inzwischen als amtierender Deutscher Meister ins Rennen gehen, führen gegen Potsdam kurz vor Schluss mit 14:12 – Matchball für das Team von Müller. Zuvor war es sehr ausgeglichen zugegangen, die Führung hatte ständig gewechselt. Doch weil auch Defensivaktionen wichtig sind – und dementsprechend gefeiert werden – haben die Gemmrigheimer nun die Chance, den letzten Sieg der Gruppenphase mitzunehmen. Gekonnt wirft ein VfL-Spieler die 175 Gramm schwere Scheibe gen Endzone. Sein Mitspieler fängt sie souverän – das Spiel ist beendet.

Dass Ultimate Frisbee ein mehr als fairer Sport ist, zeigt sich schnell. Schon während des Spiels hatten sich Spieler aus Gemmrigheim und Potsdam ständig abgeklatscht. Nach der Partie gibt es Applaus vom Gegner. In einem gemischten Kreis wird noch mal Arm in Arm über die Partie gesprochen. „Wir spielen ja auch ohne Schiri“, erklärt Müller. „Das ist typisch für uns. Man kennt sich, man schätzt sich. Es ist bei jedem Turnier wie ein Zusammenkommen unter Freunden. Auf dem Feld will jeder natürlich gewinnen. Da wird nichts hergeschenkt. Aber immer auf eine faire Art und Weise.“

Nach der Auftaktniederlage seines Teams gegen Geretsried am Samstag hatte Gemmrigheim Wolfsburg, Hamburg und Weßling geschlagen. Zusammen mit dem Sieg gegen die Potsdamer hat der VfL nun am zweiten Spielwochenende Ende Februar in Heidelberg-Eppelheim alle Chancen, sich erneut zum Deutschen Meister zu krönen. „Wir sind schon mal sicher unter den Top drei. Jetzt gilt es, auf jeden Fall Zweiter zu werden. Wenn wir das schaffen, traue ich uns als Meister durchaus zu, dass wir wieder ganz oben mitspielen können“, resümiert Müller.

 
 
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