Umbau des Wasserschlosses auf der Zielgeraden Wahrzeichen in modernem Schein

Von Mathias Schmid
Generalsanierung des Wasserschlosses Sachsenheim. Rundgang durch die Räume. Foto: Helmut Pangerl

Die Umbauarbeiten am Wasserschloss befinden sich auf der Zielgeraden. Im Innern geht es dabei äußerst modern zu.

Viel wurde die vergangenen Monate über das Wasserschloss geredet. Hauptsächlich ging es dabei um immer wieder steigende Kosten. Die stehen mittlerweile bei 12,5 Millionen Euro. Doch das Sachsenheimer Wahrzeichen hat das Geld nicht einfach verschlungen, es macht auch wieder richtig was her. Denn die Arbeiten stehen kurz vor dem Abschluss. Die BZ bekam von Stadt und Bauleitung exklusive Einblicke.

Noch wird überall gewerkelt. Doch schon in wenigen Wochen wollen die Bauarbeiter aus dem Wasserschloss in Großsachsenheim aus und die städtischen Mitarbeiter einziehen. Beim Rundgang, bei dem auch der eine oder andere Angestellte dabei ist, ist die Vorfreude zu spüren.

Der erste Blickfang bietet sich direkt nach Betreten des Wasserschlosses, linker Hand. Dort findet sich eines der zukünftigen Herzstücke des Wasserschlosses: Aus einem eher kleinteiligen Bereich ist ein großzügiger, heller Raum geworden, der für Veranstaltungen, Ausstellungen oder Hochzeiten genutzt werden kann.

Farbenfroher Anblick

Optisch wertvoll wird es auch im Treppenaufgang, in dessen Mitte nun ein gläserner Aufzug für Barrierefreiheit sorgt. Dort im neuen Anbau, der aus den 1950er- und 1960er-Jahre stammt, spiegeln sich die bunten Fenster, ebenso wie in den gläsernen Elementen des Geländers – ein farbenfroher Anblick. Generell ist ein Zusammenspiel zwischen Modernem und Historischem zu beobachten.

Die Architekten haben in Abstimmung mit dem Landesamt für Denkmalschutz den Zustand des Gebäudes aus dem 18. Jahrhundert herausgearbeitet. Räume und Gänge sind in schlichtem Weiß gehalten. Zu sehen sind aber auch die Stuckdecken in den Büroräumen. Die alten Fenster wurden erhalten und mit einer zusätzlichen zweiten Scheibe versehen. „Deshalb sind einige Fenster auch etwas verkratzt, weil die eine Scheibe die alte ist“, erklärt Bauleiter Sven Friedle. In den öffentlichen Bereichen wurde Muschelkalk aus der Region verlegt.

Alles, was älter ist im Schloss, das aufs 14. Jahrhundert zurückgeht, wurde aber nicht entfernt, sondern genauestens fotografiert und vermessen – um es dann wieder unter Decken und hinter Wänden verschwinden zu lassen. „Das will man aktuell gar nicht mehr zeigen“, erklärt der leitende Architekt Egon Bermayer vom Stuttgarter Büro ARP.

Bett für die Mitarbeiter

Oben unterm Dach bietet sich ein kleines Schmankerl für die Mitarbeiter: In der ehemaligen Hausmeisterwohnung entsteht ein Sozialraum inklusive Küchenzeile. Auch eine Art Ruheinsel wird es dort geben. Dazu wird der Aufzugsschacht, der dort als quadratische Erhebung aus dem Boden endet, genutzt: „Hier werden wir eine Art Bett aufbauen, sodass sich die Mitarbeiter hinlegen können, wenn mal etwas sein sollte“, sagt Innenarchitektin Katja Schulze.

Eine echte Herausforderung war der Ausgleich der Höhenunterschiede von bis zu 60 Zentimetern in den Stockwerken. Die mittelalterlichen Bauherren hatten es offenbar nicht so genau genommen. „Das hat zur Folge, dass die Brüstungen der Fenster teilweise relativ niedrig sind“, erklärt Bermayer. Um zu vermeiden, dass aus Sicherheitsgründen optisch unpassende Metallstreben an den Außenseiten angebracht werden müssen, kann deshalb nur der obere Teil der Fenster geöffnet werden Unten wurden die Griffe abmontiert.

Wie schief hier einmal gebaut wurde, zeigt sich auch eindrucksvoll an den Türrahmen. „Die Türen sind gerade eingebaut. Schief sind die Wände“, versichert Innenarchitektin Schulze und fügt schmunzelnd hinzu: „Je mehr gerade Flächen wir geschaffen haben, desto schiefer wirkt alles.“

Nicht alles hat Platz im umgebauten Schloss

Mitte August soll der Umzug der Mitarbeiter in die angestammte Verwaltungsstelle erfolgen. Doch nicht alles wird zukünftig im Wasserschloss Platz finden: Der Bürgerservice im Äußeren Schlosshof bleibt erhalten. Das Hochbauamt bleibt in der benachbarten Von-Koenig-Straße, und der Gemeinderat und dessen Ausschüsse tagen weiterhin im Kulturhaus. Denn aus dem ehemaligen Sitzungssaal sind Büroräume geworden.

Eine große Einweihungsparty für die Sachsenheimer Bürger wird coronabedingt in diesem Jahr nicht stattfinden, erklärt Nicole Klingler vom Fachbereich Technik der Stadt. Dafür soll es im Rahmen des Tag des offenen Denkmals einen virtuellen Rundgang mit jeder Menge Infos geben.

Seit Ende 2016 wurde das Wasserschloss saniert – für am Ende wohl 12,5 Millionen Euro.

 
 
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