Weggeworfene Flaschen, Pappbecher, Dosen und andere Gegenstände: An mehreren Plätzen in und um Bietigheim-Bissingen hat es in jüngster Zeit offenbar Feiern im Freien gegeben, bei denen die Teilnehmer ihren Abfall einfach liegengelassenen haben. Darüber hinaus wird von Vandalismus berichtet.
Unliebsame Hinterlassenschaften Verein schockiert über Vandalismus
Auf dem Gelände des Motorsportclubs Bietigheim zwischen Kleinsachsenheim und dem Weißenhof wurde eine Wildkamera gestohlen und Müll hinterlassen. Auch anderswo gibt es solche Vorfälle.
So war am vergangenen Samstagmorgen beim Motorsportclub Bietigheim im ADAC, der in der Talaue zwischen Kleinsachsenheim und dem Weißenhof seit Jahrzehnten ein Trainingsgelände für die Motocross-Fahrer betreibt, vor Trainingsbeginn erst einmal eine halbe Stunde Müll sammeln angesagt. „Leergut von hochprozentigen Alkoholika und Bierflaschen wurden zusammengetragen und als Abschreckung zusammengestellt“, berichtet Lothar Makkens vom Verein.
Wildkamera gestohlen
Seit wenigen Wochen gebe es nach Aussagen der Vereinsvorstände Holger Kraus und Markus Prell nun Zwischenfälle von Vandalismus und Müllablagerungen. Sogar eine installierte Wildkamera wurde gestohlen. Immer wieder müssten die Fahrer vor Trainingsbeginn Müll einsammeln und Unrat beseitigen. Die Polizei sei bereits nach den ersten Vorfällen informiert worden, der Kameradiebstahl wurde angezeigt.
Gar von einem „Versagen der Inneren Sicherheit“ spricht eine Bietigheimerin (Name der BZ bekannt), die in der Nähe der Lug in Bietigheim Feldfrüchte anbaut. Sie verweist auf Müll auf der dortigen Aussichtsplatte und auch in den Weinbergen. Von Fastfood-Verpackungen über Einmal-Grills bis zu Kondomen, Bierdosen und Flaschen sei alles zu finden. Die Weinberge würden als Toiletten benutzt. Sie habe mittlerweile auch schon bei der Polizei angerufen, als wieder einmal die Aussichtsplatte vollgeparkt war, so die Anliegerin, allerdings seien zu dem Zeitpunkt keine Streifen verfügbar gewesen. Es werde auf dem dortigen Rasen beziehungsweise der Wiese geparkt sowie auf der Kiesfläche, obwohl nur Anlieger und landwirtschaftlicher Verkehr erlaubt seien.
Der kommunale Ordnungsdienst sei zahnlos, kritisiert die Anliegerin, da die Verschmutzungen nachts stattfänden. Sie fordert deshalb ein Sicherheitskonzept, welches auch eine Schranke mit Transponder für Berechtigte beinhalte. „Wir befürchten Zustände wie in Stuttgart mit abgerissenen Weintrauben und massenweise Diebstahl von Feldfrüchten.“ Eine direkte Ansprache der Feiernden sei problematisch, weil die Betroffenen Verwüstungen oder Zerstörungen als Racheakte fürchteten.
Kontroverse Reaktionen
Ein weiterer Treffpunkt für nächtliche Feiern ist das Lusthaus im Forst, wie Fotos zeigen, die jüngst in den sozialen Medien diskutiert wurden. Zu sehen sind: Schmierereien, Alkoholflaschen, Becher, Zigarettenschachteln in und um das Lusthaus. Über 120 Kommentare zeigen, dass das Thema die Menschen beschäftigt.
Darin wird einerseits Verständnis dafür geäußert, dass junge Leute nach so einer langen Zeit des – coronabedingten – Verzichts feiern wollten. Wer alles dicht mache, brauche sich über so etwas nicht zu wundern, so ein Beitrag. Weil alles zu sei, könnten die Feiernden nirgends anders hin. Nachdem Plätze wie der Bürgergarten kontrolliert würden, treffe man sich eben heimlich.
Andere argumentieren, dass die pandemiebedingten Einschränkungen gar nichts mit diesem Verhalten zu tun hätten. Auch wenn man sich dank der momentanen Lage nur heimlich treffen könne, müsse man deshalb noch lange nicht solch einen Müll hinterlassen.
Laut Yvonne Schächtele, Sprecherin des Polizeipräsidiums Ludwigsburg, gab es im Juni (bis dato) drei polizeiliche Einsätze im Bietigheimer Forst. In einem Fall, am Abend des 2. Juni, habe eine Streife eine Gruppe von etwa 20 Personen entdeckt, die sich auf einem Waldspielplatz versammelt hatten. Diese seien nach Erkennen des Streifenwagens aber in verschiedene Richtungen geflüchtet.
Falls nötig: Platzverweise
Zwei Mal, am 6. und 12. Juni, war die Polizei am Lusthaus im Forst. Beim ersten Mal waren die Beamten wegen Vermüllung von einem Zeugen gerufen worden, beim zweiten Mal überprüften sie das Lusthaus abends. Dabei wurden laut Schächtele mehrere Personen im Alter zwischen 20 und 29 Jahren kontrolliert. Die Abstandsregeln seien während der Kontrolle eingehalten worden.
Auch später habe es in diesem Fall nichts zu beanstanden gegeben: „Bei einer weiteren Überprüfung des Lusthauses konnten die Beamten feststellen, dass die Personen, wie zuvor vereinbart, ihren Abfall entsorgt beziehungsweise die Örtlichkeit sauber hinterlassen hatten“, so die Sprecherin.
Eine Häufung sei derzeit nicht festzustellen, meint Schächtele. So seien im Mai gar keine diesbezüglichen Vorfälle zu verzeichnen gewesen. Das könne aber unter anderem auch an den schlechten Witterungsbedingungen liegen. Generell würden von der Polizei bekannten Treffpunkte regelmäßig „bestreif“ und kontrolliert. Falls notwendig, spreche man Platzverweise aus.