Urteil am Landgericht Stuttgart Haftstrafe für Taxi-Überfälle

Von Henning Maak
Das Landgericht in Stuttgart. Foto: /Oliver Bürkle

Das Landgericht verurteilt einen 36-Jährigen wegen schweren Raubes und gefährlicher Körperverletzung zu neuneinhalb Jahren Gefängnis.

Nach nur vier Verhandlungstagen hat das Landgericht Stuttgart den Prozess gegen einen 36-jährigen Mann abgeschlossen, der durch zwei Überfälle auf Taxifahrer in Ludwigsburg für einige Aufregung in der Branche gesorgt hatte.

Landgericht spricht Urteil

Die neunte große Strafkammer des Landgerichts Stuttgart verurteilte den Angeklagten wegen besonders schweren Raubes, gefährlicher Körperverletzung und besonders schwerer räuberischer Erpressung zu neuneinhalb Jahren Gefängnis. Die Staatsanwaltschaft hatte mit zehneinhalb Jahren sogar eine Strafe im zweistelligen Bereich gefordert. Die Verteidigung hatte keinen bezifferten Antrag gestellt.

Das Gericht sah es als erwiesen an, dass der 36-Jährige im Dezember 2022 und im Februar 2023 für zwei Überfälle auf Taxifahrer verantwortlich ist. Ausgangspunkt beider Fahrten war Stuttgart. Am 28. Dezember vergangenen Jahres ließ sich der Angeklagte morgens um 3 Uhr von einem damals 62 Jahre alten Taxifahrer von der Eberhardstraße nach Benningen bringen. Er ließ den Taxifahrer vor einer Flüchtlingsunterkunft halten, da er den kompletten Fahrpreis von 60,50 Euro nicht dabei hatte. Nachdem er fünf Minuten verschwunden war und der Fahrer ausgestiegen und sich neben sein Taxi gestellt hatte, tauchte der Angeklagte unvermittelt wieder auf, sprühte dem Taxifahrer Pfefferspray ins Gesicht und würgte ihn. Mit insgesamt 650 Euro flüchtete er. Der Fahrer erlitt mehrere Schürfwunden, Hämatome und Hauteinblutungen im Gesicht und verlor ein Fingerglied.

Beim zweiten Überfall am 26. Februar dieses Jahres stieg der Angeklagte um kurz vor 1 Uhr am Leonhardsplatz in Stuttgart in ein Taxi gen Ludwigsburg. Gegen 1.20 Uhr lotste der Mann den damals 55-jährigen Fahrer auf einen Feldweg nahe der Landesstraße zwischen Freiberg und Hoheneck. Dort bedrohte er den Fahrer mit einem Klappmesser und den Worten: „Gib mir alles, was du hast.“ Er flüchtete mit zwei Handys und 280 Euro in bar über die Felder, wurde aber gegen zwei Uhr am Bahnhof Freiberg festgenommen.

Der alkohol- und drogenabhängige 36-Jährige hatte die Taten über seinen Verteidiger am zweiten Prozesstag grundsätzlich eingeräumt. Er hatte aber betont, dass er an die Geschehnisse keine genauen Erinnerungen mehr habe, weil er zuvor jeweils Alkohol und Tabletten konsumiert habe. Er konnte sich noch an ein Handgemenge mit dem Taxifahrer wegen des Streits um den Fahrpreis erinnern, und dass er ein Pfefferspray in der Hand hatte. Er konnte sich aber nicht mehr erinnern, den Fahrer mit dem Tode bedroht zu haben – vor allem, weil er nur bruchstückhaft deutsch spreche. Er habe es nur auf das Geld des Taxifahrers abgesehen gehabt, um dafür Drogen und Alkohol kaufen zu können. Dass er das Taxi 30 Meter vom Tatort wegbewegt haben solle, sei ihm ebenso schleierhaft, da er gar nicht Auto fahren könne.

Erinnerung sei bruchstückhaft

An die zweite Tat Ende Februar dieses Jahres habe er nur noch ganz fragmentarische Erinnerungen, wegen seines vorangegangenen Drogen- und Alkoholkonsums gebe es große Lücken. Er hatte sich zudem bei beiden Taxifahrern entschuldigt. Der 36-Jährige hatte in seinem Heimatland und in Libyen als Schweißer gearbeitet, ehe er zu Beginn des arabischen Frühlings aus wirtschaftlichen Gründen nach Deutschland gekommen war. Gearbeitet hatte er unregelmäßig, dafür war er früh mit Drogen und Alkohol in Kontakt gekommen. Kokain nahm er regelmäßig, in seinen Hochphasen trank er zudem sechs bis zehn Bier pro Tag, um zu vergessen.

Es ist der zweite Prozess um Raubüberfälle auf Taxifahrer in Ludwigsburg in diesem Jahr. Bereits im April dieses Jahres war ein anderer 36-Jähriger zu einer Haftstrafe von drei Jahren und neun Monaten verurteilt worden.

 Henning Maak

 
 
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