Vaihingen Festumzug bei Kaiserwetter

Von Susanne Yvette Walter
Kaiserwetter und Blumenkränze: Zur Eröffnung des Maientages versammelten sich Mädchen und jungen Frauen in klassischen Biedermeierkostümen auf dem dem Vaihinger Marktplatz. Insgesamt nahmen fast 100 Gruppen an dem Festumzug teil. Foto: /Martin Kalb

Ein Maientag wie aus dem Bilderbuch: Zum traditionellen Volksfest an der Enz war wieder die ganze Stadt auf den Beinen – und tausende Besucher aus der ganzen Region.

Am Pfingstmontag strömen schon am Morgen tausende von Besuchern nach Vaihingen/Enz. Der Grund dafür, dass zu allen Eingängen der Stadt die Gäste von nah und fern in Scharen teils weite Wege zu Fuß in Kauf nehmen, ist – natürlich – der Maientag. Das Vaihinger Volksfest geht zurück auf ein Schulfest, das wohl im Zusammenhang mit der Gründung der Lateinschule um 1400 gestiftet und als Höhepunkt der Schuljahres immer wieder gefeiert wurde. Dabei zogen die Lateinschüler mit ihren Lehrern zum Festplatz.

Fast 100 Gruppen im Festumzug

Dieses Jahr treffen sich Vertreter von fast 100 teilnehmenden Gruppen und Vereinen aus der näheren und weiteren Umgebung zum langen historischen Festumzug durch die Altstadt. „Enzingen, Enzweihingen, Gündelbach, Hornheim, Ried, Vaihingen mit all seinen Vereinen“, versucht Doris Kreutzer aus Vaihingen einige aufzuzählen. In jedem Jahr würden es mehr, beobachtet sie.

Viele Gruppen sind mit dem Pferdefuhrwerk gekommen wie anno dazumal. Männer mit karierten Hemden lenken lachend Pferdekutschen und haben ihre Liebsten an Bord. Lustig flattern die Birkenzweige am Kutschenrand. So war es damals schon. So ist es heute wieder - zwei Jahre nach Corona.

Tausende verfolgen das Geschehen an den Straßenrändern. „Der Umzug sammelt sich in der Steinbeisstraße, biegt in die Frankenstraße ein, von dort in die Heilbronner Straße. Er geht die Grabenstraße hoch, bewegt sich weiter wieder runter in Richtung Egelsee zum Festplatz“, beschreibt Maientag-Kennerin Beate Schramm aus Bietigheim-Bissingen den Weg des langen Lindwurms.

Schloss Kaltenstein fährt mit

Für Kinder sei die Länge genau richtig, lobt Zuschauerin Diana Blatt aus Marbach. „Meine beiden sind ganz fasziniert von den nachgebauten Fachwerkhäusern auf den Wagen. Sogar Schloss Kaltenstein als Modell wird durch den Umzug getragen“, sagt Annette Wagner aus Ludwigsburg und staunend.

Beim traditionellen Flößertanz zum Abschluss ist die Faszination für die eigenen Wurzeln und für alte Bräuche, wie immer, besonders groß. Eine dichter Kranz von Schaulustigen empfängt die Jungen und Mädchen, die in den Flößertrachten den früher wichtigen Berufsstand vertreten.

Die Jungen mit Rudern mimen außen den Weg durch den Fluss, die Mädchen mit geflochtenen Zöpfen „im Boot“ innen – so bewegen sich die jungen Leute tanzend über den Festplatz. Das ist heute ein Bild, wie man es bei Stadtfesten kaum mehr findet. Bei Kaiserwetter ist es ein Maientag wie aus dem Bilderbuch mit Weindorf, gleich mehrere Tage lang. Die Begeisterung dafür dürfte sich auch beim großen Abschlussfeuerwerk zeigen.

Auf dem Weg zum Weltkulturerbe

Der Maientag ist das älteste weltliche Fest Vaihingens. Die Stadt hat sich mit Nürtingen, Göppingen und Owen vorigen Oktober um die Aufnahme ihrer Maientage ins Unesco-Weltkulturerbe beworben. Während der Coronazeit wurde bis auf eine Light-Version des Umzugs ganz auf das beliebte Spektakel verzichtet. Umso größer und stärker ist die Begeisterung für das historische Ereignis an diesem Pfingstmontag zu spüren.

 
 
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