Vaihingen Mit einem Freizeitpark zurück ins Mittelalter

Von Oliver Gerst
Am Mittwoch informierten (von links) Moderator Thomas Uhlendahl, Ortsvorsitzender Matthias Siewert, Gründer Christoph Schlude und OB Uwe Skrzypek über einen potenziellen Mittelaltermarkt. Foto: /Oliver Bürkle

Am Mittwoch fand eine Informationsveranstaltung bezüglich eines Mittelalterparks in Kleinglattbach statt.

Eine Zeitreise ins Mittelalter und eine positive Entwicklung der Stadt in der Zukunft ermöglichen soll die vorgesehene „Erlebniswelt Markstein“ auf der Gemarkung Kleinglattbach an der Kreisstraße 1696 unterhalb der Gärtnereiflächen und südlich des Hungerbachs. Darüber informierte Projektentwickler und Investor Dr. Christoph Schlude von der Epic Realms Ventures GmbH am Mittwochabend in der „Halle im See“ rund 350 interessierte Bürger.

Dem Gemeinderat wurde das Projekt zunächst nicht-öffentlich vorgestellt, sagte Oberbürgermeister Uwe Skrzypek. Erstmals darüber beraten werden soll in der nächsten Sitzung. Nach der Ablehnung in Markgröningen ist Vaihingen der zweite Standort, der diskutiert wird. Ein Mittelalterpark als „innovative Dienstleistung“ passe gut zu Vaihingen, das im Jahr 2029 sein 1250-jähriges Jubiläum feiere und damit seinen Ursprung im Mittelalter habe, sagte der OB.

Der Standort für den Freizeitpark sei ein Vorschlag des Verbands Region Stuttgart und mit der direkten Anbindung an den ICE-Bahnhof optimal, sagte Schlude. Vom Vaihinger Bahnhof sollen Shuttle-Busse Besucher in nur zwei bis drei Minuten zum Park bringen.

Das Konzept sehe unter anderem Landwirtschaft (Obst, Korn, Wein) und ein Burgdorf mit alter Handwerkskunst vor (Gerber, Weber). Hier könne man Kurse buchen oder Teil einer Gilde werden. Zudem soll es gastronomische Angebote, wie eine Taverne am Parkrand geben. Alte Feste wie die „Sichelhenke“ oder die „Tage des neuen Weins“ sollen wieder aufleben.

Für Kinder seien Bogenschießen und Schwertkämpfe sowie der Umgang mit Ton, Leder und Holz vorgesehen. Eine Einbindung von Schulen und Kindergärten sei geplant. Fahrgeschäfte werde es nicht geben. Insgesamt stellte Schlude 80 Arbeitsplätze in Aussicht – plus Studenten-, Ferien- und Minijobs. Der Betrieb soll ganzjährig laufen mit Indoor-Angeboten im Winter.

Ökologische Bebauung

Die rund zehn Hektar große Fläche soll nur zu maximal fünf Prozent versiegelt werden. Gebaut werde mit Stein, Holz, Lehm und Stroh. Seine Investitionen bezifferte Schlude auf 40 bis 50 Millionen Euro, die zu erwartenden Gewerbesteuereinnahmen für die Stadt auf bis zu zwei Millionen Euro im Jahr. Neben Einnahmen seien die Vorteile eine Belebung durch neue Kunden sowie eine Markthalle im Park. Ausgaben habe die Stadt nur für die Ver- und Entsorgungsstruktur des Parks, sagte der OB.

Zum Thema Verkehr rechnete Schlude vor, dass auch an Spitzentagen nur 600 Autos aus Richtung Vaihingen und 200 aus Kleinglattbach die Kreisstraße zusätzlich belasten, die aktuell von 11259 Fahrzeugen täglich frequentiert werde. Der Fokus für den Freizeitpark liege auf dem ÖPNV. Die Besucher konnten während der Vorstellung via Handy Fragen stellen. Kritisch gesehen wurden Verkehr, Lärmbelastung und Flächenfraß. Diesbezüglich werde es entsprechende Gutachten geben, sagte Stadtplaner Norbert Geissel. Beim Thema Flächenverbrauch gelte es die Chancen, die das Projekt biete, abzuwägen, so Skrzypek. Er stehe für eine „Ermöglichungskultur“ und will mit der frühen Einbindung der Bürger zu einer guten Entscheidung kommen. Etwa 72 Prozent der Besucher stehen laut Auswertung dem Projekt positiv gegenüber.

Fragen und Anregungen festhalten

Nach der Vorstellung konnten sich die Bürger informieren und diskutieren. Fragen und Anregungen werden dokumentiert und aufgearbeitet. In den nächsten Tagen werden Flyer mit Feedback-Möglichkeit in den Haushalten verteilt.

Sollte der Gemeinderat noch vor der Sommerpause einen Beschluss fassen, sieht Schludes Zeitplan zunächst 2026 Artenschutzprüfung, Verkehrsplanung, Bebauungsplan und die Änderung im Flächennutzungsplan vor. 2027/28 könnte gebaut werden und der Park zur Gartenschau und dem Stadtjubiläum 2029 realisiert sein. Oliver Gerst

 
 
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