Vaihingen Wieder volle Konzentration auf Vaihingen

Von Von Mathias Schmid
Vaihingens Oberbürgermeister Gerd Maisch im Ratssaal des Rathauses. 2019 war für ihn in doppelter Hinsicht spannend.⇥ Foto: Martin Kalb

OB Gerd Maisch hat seine Niederlage bei der Wahl zum Landrat abgehakt. In seiner Stadt macht ihm unter anderem das Einnahmen-Ausgaben-Verhältnis Sorgen.

Für Gerd Maisch galt es 2019 nicht nur, die Geschicke der großen Kreisstadt Vaihingen zu lenken. Der OB hatte auch einen Wahlkampf zu führen: Maisch wollte neuer Landrat im Kreis Ludwigsburg werden. Daraus wurde nichts: Er hatte vor dem dritten Wahlgang zurückgezogen und somit den Weg für Dietmar Allgaier freigemacht. „Ich wurde nicht gewählt, mache mit gleichem Engagement wie bisher meine Arbeit in Vaihingen“, betont er. Er sieht die Nicht-Wahl auch nicht als Niederlage an: „Ich habe sehr, sehr viele entsprechende Rückmeldungen bekommen.“ 2020 soll es wieder ganz um Vaihingen gehen. Da werden die Aufgaben nicht einfacher.

Die Bilanz für 2019: „Das Jahr lief gut für die Stadt“, betont Maisch, „wir haben die Infrastruktur und das Angebot weiter ausgebaut und wichtige Projekte der Stadtentwicklung auf den Weg gebracht.“ So seien beispielsweise die letzten Grundstücke für die Entwicklung des Gewerbegebiets „Fuchsloch III“ zwischen Feuerwehr und dem Bahnhof erworben worden. Dort kann es nun endlich in die Umsetzung gehen. Beim Thema Wohnraum hat die Stadt im vergangenen Jahr die Planungen ebenfalls vorangetrieben. So sollen beispielsweise auf dem alten BayWa-Areal 65 Wohnungen gemischt mit Gewerbe entstehen. Platz soll auch in Vaihingen „überwiegend in der Innenentwicklung entstehen“, betont der OB, der nicht ohne Stolz betont: „Die Stadt entwickelt sich weiterhin sehr gut.“

Hervor hebt der Bürgermeister auch den neuen Leitbildprozess, der 2019 in Vaihingen gestartet ist. Mit diesem „diskutieren wir auch mit der Bevölkerung die langfristige Entwicklung der Stadt.“ Auch im kulturellen Bereich habe die Stadt wieder ein tolles Jahr hingelegt – mit dem Highlight des Kultursommers. „Zehn Tage Open Air an der Enz haben das Publikum begeistert“, ist sich Maisch sicher.

Die wichtigsten Investitionen 2019? Wie andere Kommunen treibt auch Vaihingen das Thema Kinderbetreuung um. Deshalb wurde hier 2019 investiert und geplant. So wurde beispielsweise der Kindergarten Osterwiesenweg in Kleinglattbach eröffnet. Als eine weitere wichtige Investition nennt Maisch die Eröffnung des zweiten Parkhauses am Vaihinger Bahnhof. Durch die zusätzlichen 242 Parkplätze des P2 stehen für Pendler nun insgesamt 1000 zur Verfügung, Wildparker gebe es seither weniger. Und: Das Parken bleibt gebührenfrei.

Begonnen wurde auch mit dem Bau der Sporthalle „Am alten Postweg“. Der Zehn-Millionen-Euro-Bau ist wegen enormer Kostensteigerungen nicht unumstritten. Für Ende 2020 ist die Fertigstellung geplant. Freuen dürfen sich die Vaihinger aus Maischs Sicht auch über die Modernisierung der Gebäude Marktplatz 2 und 3, die in diesem Jahr abgeschlossen werden soll. „Damit bieten wir den Besuchern des Rathauses eine deutlich größere Zahl barrierefrei zu erreichender Dienststellen und unseren Mitarbeitern mehr Platz“, so der OB.

Die Haushaltslage zum Jahresende: In der Stadt ist der Abschwung bereits spürbar. „Das Jahr 2019 ist zwar schon nicht mehr so gut wie die vergangenen Jahre, aber zufriedenstellend“, betont der OB. Auch 2019 sei Vaihingen ohne Kredite im allgemeinen Haushalt ausgekommen. – „und das trotz großer Investitionen“, so Maisch.

Die Aussichten für 2020: OB Maisch hatte zuletzt bei der Einbringung des neuen Haushaltsplans von einer „Trendwende“ gesprochen. „Das kommende Jahr und auch die folgenden werden schwieriger. Die Einnahmen sind zwar gut, aber die Ausgaben steigen schneller“, fügt er nun im Jahresgespräch an. Die Investitionen von 24 Millionen Euro können nicht aus dem laufenden Betrieb bezahlt werden.

Die Stadt greift auf Rücklagen aus besseren Jahren zurück. Mittelfristig werde man um die Aufnahme neuer Darlehen nicht umhinkommen, ist er sicher. 2020 stehen Erträgen von gut 81 Millionen Euro knapp 83 Millionen Euro an Aufwendungen gegenüber.

Die wichtigsten Projekte im neuen Jahr? Auch 2020 steht der Ausbau der Kinderbetreuung an. Insgesamt 2,9 Millionen Euro sollen ausgegeben werden, unter anderem für eine neue Krippengruppe in Horrheim sowie Bauten in Roßwag und der Kernstadt. 6,6 Millionen Euro sind zudem für Schulen und Sporthallen angedacht. Und Maisch blickt voraus: „Wir haben wieder sehr spannende und wichtige städtebaulichen Entwicklungen vor uns, mit denen die Stadt noch attraktiver werden kann.“ Die dazu notwendigen Bebauungspläne werden wir im kommenden Jahr bearbeiten.

Jüngst sind auch die Arbeiten für den innerstädtischen Radweg auf der ehemaligen WEG-Trasse angelaufen. Sind die Rückbauarbeiten der Gleise abgeschlossen, soll 2020 der Ausbau beginnen. Es wird von Gesamtkosten von rund 2,3 Millionen Euro ausgegangen. Kommen alle Zuschüsse, bleiben für die Stadt rund 800 000 Euro. Noch in diesem Jahr könnte ein erster Abschnitt eröffnet werden.

Im Gewerbegebiet Fuchsloch III kann es ebenfalls losgehen: Dort hat sich die Stadt mit dem letzten Grundstücksbesitzer geeinigt. Jetzt wird der Bebauungsplan überarbeitet.

Wünsche für 2020: „Ich freue mich über spannende Diskussionen und viele Entscheidungen im Konsens. Wirklich wünschen würde ich mir, dass der zunehmende Egoismus in unserer Gesellschaft wieder weniger wird“, betont Vaihingens OB.

Sorgenkinder der Stadt: Auf diese Frage, ob es in der Stadt Sorgenkinder gebe, antwortet OB Maisch mit einem entschiedenen „Nein“. Ein wenig Sorge bereitet aber auch ihm die wirtschaftliche Entwicklung. Spürbar wird das konkret anhand sinkender Zuweisungen im Rahmen des Finanzausgleichs werden.

 
 
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