Vaihinger Kelter Heute Sitz des Bürgertreffs

Von Martin Hein
Die ehemalige Kelter in der Grabenstraße wurde 1995 von der Stadt gekauft. Seit 1998 ist der Bürgertreff Vaihingen an der Enz in dem Gebäude untergebracht. Foto: Oliver Bürkle/Oliver Bürkle

Alt ist die Vaihinger Kelter und kann auf eine bewegte Geschichte zurückblicken. In den vergangenen 300 Jahren waren Adel, Kirche, Banken, Gewerbe und Bürgerschaft die Nutzer.

Im 16. Jahrhundert war das Gebäude in der heutigen Grabenstraße 20 zunächst ein Herrschaftshaus.

Das imposante Haus war mit seiner Rückfront ursprünglich Bestandteil der etwa acht Meter hohen Stadtmauer. Der Zugang war nur über die Keltergasse möglich. Im Erdgeschoss des Gebäudes befand sich die vordere Kelter.

Keller von Heinrich Schickhardt geplant

Der mächtige Keller unter dem Gebäude wurde 1618 von Landbaumeister Heinrich Schickhardt als Kelter geplant. Acht Kelterbäume standen in dem imposanten Kellerbauwerk. Das über dem Gewölbekeller liegende Gebäude fiel den Stadtbränden von 1617 und 1693 zum Opfer. Nach dem großen Stadtbrand von 1693 kaufte eine Frau von Gemmingen das stattliche Anwesen. In den Folgejahren war „eine große Behaußung, darunter die herrschaftliche Kelter und Keller mit übriger Zubehör... vor alters Gnädigster Herrschaft, Aigenthum“ ist in alten Aufzeichnungen zu lesen. Die Herzogliche Rentkammer erwarb das Anwesen 1772. Von 1812 bis 1842 war das Gebäude der Sitz des Vaihinger Dekanats.

Im Jahr 1832 kaufte die Stadt

die Kelter

Bereits 1832 kaufte die Stadt die unter dem Dekanat befindliche Kelter. 1842 kaufte Johannes Fliehmann das Gebäude und betrieb dort die „Waldhornwirtschaft“. Elf Jahre später, 1853, erwarb der Metzger und Ankerwirt Friedrich Bammersberger das Gebäude in der Grabenstraße.

Der Kaufmann Theodor Franck kaufte das Haus 1862, um es 1868 an Albert Beck aus Calw, der zugleich auch Fabrikant der Seemühle war, weiter zu veräußern. Anfang der 1870er-Jahre wurde auf den Resten der ehemaligen Stadtmauer der überdachte Gang zum benachbarten Gebäude Grabenstraße 18 gebaut. 1886 kaufte der Steinbildhauermeister Karl Hecht das Haus. Er verkaufte das Gebäude 1902 an seinen Berufskollegen, den Steinbildhauer Meister Karl Ezel.

Der Sitz der Oberamtssparkasse bis ins Jahr 1919

Die Oberamtssparkasse Vaihingen/Enz ist von 1904 bis 1919 in Räumen der Grabenstraße 20 untergebracht. Karl Ezel hatte damals in dem Gebäude auch sein Maurer- und Steinhauergeschäft eingerichtet. Aus diesem Unternehmen ging die spätere Gebrüder Ezel Bauunternehmung hervor. Weitere Räume des großen Gebäudes wurden als Wohnungen und Büros des Ezel’schen Unternehmens genutzt. 1995 kauft die Stadt Vaihingen das Gebäude Grabenstraße 20 mit den angrenzenden Gebäuden Nummer 18 und 20. Umfangreiche Renovierungsarbeiten standen an.

Die Handwerker des Bürger-Treffs Vaihingen haben in einem Zeitraum von anderthalb Jahren über 3000 Arbeitsstunden in das neue Kelter-Gebäude investiert und das Bauwerk grundlegend saniert.

Seit 1998 ist der „Bürger-Treff Vaihingen an der Enz e.V.“ untergebracht. Ein moderner Außenaufzug gestattet inzwischen einen barrierefreien Zugang in das Gebäude. Martin Hein

 
 
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