Veranstaltungsraum in Sachsenheim Flohmarkt für den Ausbau des Bannkellers

Von Martin Hein
Regina Kuphal, Manfred Renk, der Vorsitzende des Bauausschusses, Gemeindediakonin Andrea Renk (von links) und weitere Ehrenamtliche wollen den Gewölbekeller nutzbar machen.   Foto: /Martin Kalb

Um das Jahr 1614 entstand gegenüber dem heutigen Pfarrhaus der Großsachsenheimer Bannkeller. Diesen rund 300 Quadratmeter großen Keller will eine Gruppe für Veranstaltungen aktivieren.

Eins vorneweg: In den Großsachsenheimer Bannkeller, der um das Jahr 1614 entstanden ist, wurde niemand verbannt. Im Bannkeller wurden früher die Zwangsabgaben der Bürger, also die Steuern, in Form von Ernteerträgen eingelagert. „Ban“ ist ein althochdeutscher Begriff und bedeutet etwa „Herrschaft“. Dort lagerten also damals vermutlich Wein, Getreide und dergleichen.

Deshalb gab es auch von der ehemaligen Vogtei, dem heutigen Pfarrhaus, einen unterirdischen Gang direkt in den Bannkeller, die Eingangstüren zu diesem Gang sind heute noch sichtbar, der Gang an sich existiert nicht mehr.

Frühe Vorräte eingelagert

Schätzungsweise bis vor etwa 50 Jahren haben einige Großsachsenheimer Familien noch Vorräte in dem großen Keller eingelagert.

Rund 25 Jahre hat der Bannkeller ein Dornröschen-Dasein gefristet. Das imposante, 30 Meter lange und zehn Meter breite Gewölbekeller sei kaum genutzt worden, so Gemeindediakonin Andrea Renk. Bei der Fußball-WM 2010 hat beispielsweise die evangelische Kirchengemeinde Spiele der deutschen Fußball-Nationalmannschaft dort übertragen. Danach kehrte wieder weitgehend Ruhe in das Steingewölbe ein. Die Mesnerin hatte nach Auskunft von Andrea Renk noch Kartoffeln eingelagert. Vor etwa zehn Jahren habe man den Keller dann entrümpelt. Im März 2022 hat sich eine so genannte Kellergruppe um Kirchengemeinderat Manfred Renk, der zugleich auch Vorsitzender des Bauausschusses ist, zusammengefunden und Überlegungen angestellt, ob und wie man den Bannkeller künftig nutzen könnte. Ein Sachverständiger bescheinigte den Ehrenamtlichen den hervorragenden Zustand des Gewölbes.

Keller soll nun genutzt werden

Nach den Vorstellungen der Gruppe soll diese Räumlichkeit jetzt aus ihrem Dornröschen-Dasein befreit werden. Der etwa 300 Quadratmeter große und bis zu 4,80 Meter hohe Keller soll ausgebaut werden, um künftig für unterschiedliche Nutzungen zur Verfügung zu stehen. Veranstaltungen wie beispielsweise Konzerte, Feste, große Familienfeiern und dergleichen, wären in dem reizvollen Ambiente denkbar.

Ziel dieses Projektes ist es, mit solchen Veranstaltungen und Vermietungen oder eigenen Angeboten, Einnahmen zu erwirtschaften, mit denen die Kirchengemeinde, zusätzlichen Handlungsspielraum für soziale Projekte hätte, so Diakonin Andrea Renk.

Inzwischen haben ehrenamtliche Helferinnen und Helfer Kabel gezogen und Lampen installiert. Die Lampen, die das Gemäuer stilvoll illuminieren, hingen übrigens bis zur Kirchenrenovierung vor 15 Jahren, in der Stadtkirche.

Notausgang fehlt noch

Für eigene Veranstaltungen darf die Kirchengemeinde den großen Keller nutzen. Öffentliche Veranstaltungen sind jedoch, so Manfred Renk, momentan noch nicht möglich. Dies sei vom Landratsamt aus, erst gestattet, wenn mit Blick auf den Brandschutz, ein Notausgang vorhanden ist. Auf der Treppe, die in den Keller führt, muss zudem noch ein Mittelhandlauf angebracht werden.

Als Notausgang sei eine Wendeltreppe denkbar. Einen gut geeigneten Platz dafür, haben die Ehrenamtlichen um Manfred Renk bereits ausgemacht. An einer Stirnseite würde diese Treppe direkt nach oben, zu einem Fenster, führen. Dieses Fenster wiederum könnte man auf die Ausmaße einer Notausgangs-Tür vergrößern. Manfred Renk schätzt den finanziellen Aufwand für diese Baumaßnahme ohne Treppe auf etwa 10 000 bis 15 000 Euro.

Der eigentliche Clou des Kellers verbirgt sich ganz unscheinbar hinter einer Metalltüre. Dort befindet sich tatsächlich ein Aufzug, der vom darüber gelegenen Gemeindehaus direkt in den Bannkeller führt. Damit wären Veranstaltungen problemlos barrierefrei erreichbar. In den Kreisen der Ehrenamtlichen ist man davon überzeugt, dass Pfarrer Gebhard Strebel seinerzeit beim Bau des Gemeindehauses (1984 bis 1985), den Weitblick hatte, den Gewölbekeller gleich mit einem Aufzug zu versehen. Für eine künftige Nutzung jetzt ein unschätzbarer Vorteil.

Flohmarkt-Erlös für den Ausbau

Die Maßnahmen, die zur Ertüchtigung des Bannkellers notwendig sind, dürfen der Kirchengemeinde keine Kosten verursachen, betont Andrea Renk. Deshalb müsse die Kellergruppe das Geld für die notwendigen Baumaßnahmen selbst erwirtschaften. Um das Projekt zu finanzieren, veranstaltet die evangelische Kirchengemeinde am Samstag, 29. Oktober, im Gemeindehaus einen Keller-Flohmarkt. Dazu werden noch Sachspenden wie beispielsweise Haushaltsartikel, Bücher, Spiele und Gebrauchsgegenstände gesucht.

Info

Zur „Kellergruppe“ gehören derzeit Manfred Renz, der für Baufragen zuständig ist, Manfred Renk kümmert sich um Baufragen und pflegt die Kontakte zu den Behörden, Irmgart Sigrist ist für die Werbung zuständig, Tobias Stein führt die Kasse, Matthias Göttfert und Erik Tittel kümmern sich um die Instandsetzung, Maria Göttfert und Regina Kuphal sind für die Bewirtung bei Veranstaltungen sowie für die Mitarbeitersuche zuständig, und schließlich Diakonin Andrea Renk. Sie ist Ansprechpartnerin und pflegt die Außenkontakte. Die Ehrenamtlichen suchen weitere Mitstreiter. Wer helfen oder spenden möchte, kann sich direkt bei Gemeindediakonin Andrea Renk melden (07147) 51 05.

 
 
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