Verein Frauen für Frauen Ludwigsburg Frauentag legt Fokus auf Frauenhäuser

Von Gabriele Szczegulski
Machen sich für eine bessere Finanzierung von Frauenhäusern im Land stark: (von links) Chris Scheuing-Bartelmess, Frauen für Frauen Ludwigsburg, Tanja Göldner, ökumenisches Frauenhaus der Diakonie Pforzheim, Dr. Katrin Lehman, Referentin für Frauen beim Paritätischen Wohlfahrtsverband Baden-Württemberg, Arezoo Shoaleh, Frauen für Frauen in Ludwigsburg, und Katja Schümer, Geschäftsführerin des Sozialdienst katholischer Frauen der Caritas Karlsruhe. Foto: /Oliver Bürkle

Die Verbände des Paritätischen Wohlfahrtsverband sowie der Landfrauenverband Württemberg-Baden erfordern eine Umstellung der Finanzierung. „Jede Frau, die mit Gewalt konfrontiert ist, hat das Recht, um Schutz zu bitten und Schutz zu bekommen“, sagt Arezoo Shoaleh, die Leiterin des Vereins Frauen für Frauen, des Trägers des Ludwigsburger Frauenhauses.

Frauenhäuser sind für viele Frauen und ihre Kinder, die von gewalttätigen Ehemännern oder Lebensgefährten bedroht sind, die letzte Zufluchtsstätte. „Jede Frau, die mit Gewalt konfrontiert ist, hat das Recht, um Schutz zu bitten und Schutz zu bekommen“, sagt Arezoo Shoaleh, die Leiterin des Vereins Frauen für Frauen, des Trägers des Ludwigsburger Frauenhauses. Zum diesjährigen Internationalen Frauentag am 8. März stellen der Paritätische Wohlfahrtsverband Baden-Württemberg und die Träger der 44 Frauenhäuser im Land sowie der Landfrauenverband Württemberg-Baden die Unterstützung der Frauenhäuser in den Fokus. Denn: Das Land fördere und finanziere im Vergleich zu den anderen Bundesländern die Frauenhäuser nur unzureichend und über die Sozialleistung, so der Verband. Erst vor Kurzem wurde ein Gesetzesantrag der SPD im Landtag von Baden-Württemberg zur Umstrukturierung und Verbesserung der Finanzierung der 44 Frauenhäuser im Land von der CDU- sowie der Grünen-Fraktion abgelehnt, wie Dr. Katrin Lehman, Referentin für Frauen beim Paritätischen Wohlfahrtsverband, sagt.

Wie finanzieren sich die Frauenhäuser im Land ?

In Baden-Württemberg, so erklärt Lehman, werden die Plätze über Sozialleistungen finanziert. Jede Schutz suchende Frau muss selbst bei den Ämtern wie dem Jobcenter oder der Agentur für Arbeit einen Antrag auf Übernahme stellen. Die Frauenhäuser sind von der Bewilligung für ihre Finanzierung abhängig. Das heißt einerseits, dass Frauen, die keine Sozialleistungen bekommen, wie Schülerinnen, Studentinnen, Rentnerinnen oder Frauen, die vom Geld des Mannes leben, EU-Staatsbürgerinnen, die weniger als fünf Jahre in Deutschland leben sowie Asylsuchende, keine Unterstützung erhalten. Andererseits dauert es auch, bis die Frauenhäuser ihr Geld bekommen, da von der Antragsstellung bis zur Bewilligung Wochen, wenn nicht Monate, vergehen, wenn die Frauen schon einige Zeit im Frauenhaus wohnen. Zudem werden auch die Personalkosten nur zum Teil vom Land, Landkreis und den Kommunen übernommen. „Es gibt keine lückenlose Finanzierung“, so Lehman.

Was fordert der Arbeitskreis Frauenhausfinanzierung?

Der verbandsübergreifende Arbeitskreis Frauenhausfinanzierung im Paritätischen Wohlfahrtsverband fordert von Land und Kommunen ein solides Finanzierungskonzept und eine bedarfsgerechte Sozialplanung zum Schutz von allen gewaltbetroffenen Frauen und ihren Kindern. Zudem wird gefordert, dass auch die Personalkosten der Mitarbeiterinnen in den Häusern in voller Höhe übernommen werden. In allen anderen Bundesländern liegt der durchschnittliche Personalschlüssel bei vier Frauen pro Mitarbeiterin, in Baden-Württemberg liegt er bei acht Frauen pro Mitarbeiterin. Die Personalkosten werden im Land über die Platzkosten durch das Jobcenter oder die Agenturen für Arbeit finanziert. „Baden-Württemberg ist, was Frauenhäuser betrifft, am schlechtesten ausgestattet“, sagt Katrin Lehman.

Wie könnte eine angemessene Lösung aussehen?

Jede betroffene Frau, so Lehmann, müsse die Möglichkeit haben, mit ihren Kindern Zuflucht in einem Frauenhaus zu bekommen und zwar niederschwellig und kostenfrei. Der Arbeitskreis schlägt vor, dass das Land mit den Kommunen verbindliche Regelungen aufstellt und der Frauenhausaufenthalt nicht mehr vom Erhalt von Sozialleistungen abhängig ist. Als Lösung wird eine Pauschale für jeden Frauenhausplatz gefordert, vom Land finanziert und von den Kommunen unterstützt. „Wir fordern einen bundeseinheitlichen Rechtsrahmen für eine einzelfallunabhängige Finanzierung der Frauenhäuser und Fachberatungsstellen zur Prävention und Nachsorge“, sagt Lehman.

Auch der Landfrauenverband Württemberg-Baden schließt sich zum Internationalen Frauentag den Forderungen an: „Für Frauen in ländlichen Gegenden gibt es häufig überhaupt keine Möglichkeit, ein Frauenhaus aufzusuchen. Finanzielle und infrastrukturelle Defizite sind hierfür die Hauptursache“, schreibt der Verband in einer Mitteilung. Umstritten sei, so heißt es weiter, dass die einzelfallbezogene Kostenberechnung und die Tatsache, dass die Finanzierung zu einem Großteil aus einem Flickenteppich aus freiwilliger Landesförderung, kommunalen Zuschüssen, Trägervereinen und Spenden bestehe.

Gibt es genügendFrauenhausplätze?

Zwar setze sich das Land dafür ein, dass neue Schutzplätze für Frauen entstehen, so Arezoo Shoaleh, „aber das Bundesprogramm zum Ausbau gestaltet sich so schleppend, dass sich manches Vorhaben im Land wohl nicht realisieren lässt und es deutlich zu wenige Plätze gibt“. Seit fast einer Woche, so nennt sie ein Beispiel, suche sie für eine Frau mit zwei kleinen Kindern einen Platz. Doch in den Frauenhäusern im Land gebe es derzeit keinen Platz: „Ja, im Moment sind alle 44 Frauenhäuser mit 830 Plätzen, ein Drittel für Frauen und zwei Drittel für Kinder, besetzt“, sagt Lehman.

Auch in der Ludwigsburger Einrichtung, dem einzigen Frauenhaus im Kreis, gebe es mit 19 Plätzen für Frauen und Kinder zu wenig Platz. Der Verein Frauen für Frauen will ein zweites Frauenhaus im Landkreis einrichten. Das Gebäude ist schon gefunden, man könne es mieten und umbauen, so Shoaleh. Der Antrag dafür liege schon seit mehr als einem halben Jahr beim Bundesministerium für Familie und Frauen – unbeantwortet. Dabei gebe es einen Sonderfonds und der Kreis habe eine Priorisierung unter allen Frauenhäusern im Land für ein weiteres Haus bekommen.

„Neben einem Ausbau der Plätze braucht es auch eine Anhebung der Wohnqualität“, so Shoaleh und ihre Kolleginnen Katja Schümer, die das Karlsruher Frauenhaus der Caritas leitet, und Tanja Göldner vom ökumenischen Frauenhaus der Diakonie in Pforzheim, stimmen zu. „Unsere Häuser haben den Charakter von Notunterkünften, in denen sich vier Familien eine kleine Küche und ein Bad sowie eine Toilette teilen“, sagt Schümer. Das ginge für eine kurze Zeit, aber nicht für die Durchschnittsaufenthaltsdauer in den Frauenhäusern von drei Monaten. „Der Standard in allen Frauenhäusern ist nicht gut“, stimmt Tanja Göldner zu.

Veranstaltungen zum Internationalen Frauentag

In Ludwigsburg gibt es am Mittwoch, 8. März, dem Internationalen Frauentag, auf dem Marktplatz eine Mahnwache für Frauen im Iran. Es gibt Reden; Musik und andere Aktionen. Veranstalter ist der Verein Frauen für Frauen. Außerdem veranstaltet der Verein am Donnerstag, 9. März, 18.30 Uhr, eine Lesung im Haus des Vereins, Abelstraße 11, mit der Autorin Julia Cruschwitz. Sie liest aus ihrem buch „Femizide – Frauenmorde in Deutschland“. Prof. Dr. Stephanie Goeke von der Evangelischen Hochschule Ludwigsburg hält am 8. März, 10.30 Uhr, im Kreishaus einen Vortrag zum Thema geschlechtersensibler Sprachgebrauch. Anmeldung per Mail über: gleichstellungsbeauftragte@landkreis-ludwigsburg.de.

In Bietigheim-Bissingen begibt sich Gästeführerin Edith Steidle am 8. März, 14.30 Uhr, auf einen Streifzug durch die Jahrhunderte und richtet dabei den Blick auf das Frauenleben in Bietigheim. Eine Anmeldung ist bei der Tourist Information per E-Mail unter tourismus@bietigheim-bissingen.de oder telefonisch unter (07142) 7 42 27 erforderlich.

In Neckarwestheim begeben sich die Gäste am 8. März, 19.30 Uhr, auf eine Reise in die Geschichten von Frauen. „Frauen im Fokus – auf den Spuren starker Frauen“ heißt die Veranstaltung in der Medienwelt. Büchereileiterin Eva Lürkens hat dazu eingeladen, Bücher über Frauen und von Frauen vorzustellen. Dabei geht es auch um Persönlichkeiten aus der Region. Schon seit 2019 macht die Medienwelt am Neckarwestheimer Marktplatz am Frauentag spezielle Veranstaltungen.

 
 
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