Vereinskonflikt in Bietigheim Judo-Club: Ringen um Kompromiss

Von Uwe Mollenkopf
Bei einer vollständigen Trennung der Vereine, müsste auch die Nutzung des vereinseigenen Dojos vertraglich geregelt werden.⇥ Foto: Martin Kalb

Zwischen den zerstrittenen Abteilungen in Bietigheim finden derzeit Sondierungsgespräche statt. Judo/Ju-Jutsu strebt die Bildung von Zweigvereinen an, Vertreter des Hauptvereins sind skeptisch.

Gibt es noch Hoffnung, dass die zerstrittenen Abteilungsvertreter des Judo-Clubs Bietigheim (JCB), die auch bereits den Weg vors Gericht gegangen sind, doch noch zu einer einvernehmlichen Lösung über die Zukunft des Vereins kommen? Immerhin finden derzeit „Sondierungsgespräche“ statt, in denen über mögliche Kompromisse zwischen den Abteilungen Judo/Ju-Jutsu auf der einen, Aikido, Karate und Tai Chi auf der anderen Seite beraten wird. Doch deren Ausgang ist nach wie vor offen.

Einig ist man sich nach den Worten des ersten Vorsitzenden Uwe Careni zumindest darüber, dass eine weitere Zusammenarbeit in bisheriger Form nicht mehr möglich sei. Wie berichtet, war nach anhaltenden Querelen im Januar ein mehrheitlicher Beschluss des dreiköpfigen Vorstands und des 15-köpfigen Hauptausschusses gefallen, den Sportbetrieb der Abteilungen Judo und Ju-Jutsu mit circa 400 Mitgliedern zum 30. Juni einzustellen. Laut einer Entscheidung des Heilbronner Landgerichts ist dies aber erst nach Abhaltung einer Versammlung des rund 860 Mitglieder zählenden Vereins möglich. Eine solche könne derzeit coronabedingt jedoch nicht abgehalten werden, so der Vorsitzende.

Der JCB strebte daher Gespräche an, die vor Kurzem auch von den Vertretern der Abteilungen Judo und Ju-Jutsu akzeptiert wurden, berichtet Careni. Daran nehmen für Judo und Ju-Jutsu Dr. Hansgeorg Steilner, Markus Gruber (dritter Vorsitzender) und Cedric Olivier (Abteilungsleiter Judo) teil, für die übrigen Abteilungen der zweite Abteilungsleiter Karate, Herbert Schenzer, der zweite Vorsitzende Hubert Kohlhepp und Careni selbst.

Weniger Reibungsflächen?

Laut Markus Gruber haben die Abteilungen Judo und Ju-Jutsu im Streit zwischen Erhalt und Spaltung des Vereins einen von ihnen erarbeiteten Kompromissvorschlag ins Spiel gebracht, der die Umwandlung des Vereins in einen Haupt- und mehrere Zweigvereine zum Ziel hat. „Die meisten Abteilungen könnten in weitgehend unabhängige Vereine umgewandelt werden, wobei der JCB als Gesamtverein in seiner bisherigen Größe und Bedeutung für die Kampfsportarten in Bietigheim-Bissingen erhalten bleibt, ebenso auch die bisherige Mitgliedschaft“, beschreibt er das Modell. Es würden so erhebliche Reibungsflächen wegfallen, ein Hauptausschuss in der bisherigen Form wäre dadurch nicht mehr erforderlich.

Einen entscheidenden Vorteil sieht Gruber auch darin, dass die bei einer Spaltung fällige Aufteilung des Vereinsvermögens vermieden werden könne, ein Vermögen, das im Wesentlichen aus dem Dojo, der gemeinsamen Trainingsstätte, bestehe.

Nach Aussage von Careni sehen die übrigen Vertreter des JCB und die Mehrheit des Hauptausschusses diese Lösung jedoch als nicht praktikabel an. „Auch wenn die Berührungspunkte geringer wären, liegen wesentliche Zuständigkeiten wie Haftung, Hallenvergabe, Zuschüsse und andere weiterhin beim Vorstand, der auch oder insgesamt aus Vertretern dieser Zweigvereine gestellt werden soll“, sagt der Vereinsvorsitzende. „Dies würde bedeuten, dass weiterhin großes Konfliktpotenzial bestehen und keines der bisherigen Probleme gelöst werden würde.“

Keine Mehrheit in Sicht

Die Vertreter des Hauptvereins würden in diesem Ansatz keine Verbesserung der Situation sehen. Auch sei für einen solchen Umbruch eine umfassende Satzungsänderung mit einer ¾-Mehrheit notwendig. Doch aufgrund der Stimmungslage im Hauptausschuss und bei den sportlich Verantwortlichen der Abteilungen Aikido, Karate und Tai Chi sei es unwahrscheinlich, dass eine solche Mehrheit zustande komme.

Stattdessen strebten die Vertreter des Hauptvereins weiterhin eine vollständige Trennung in zwei Vereine in beidseitigem Einvernehmen an, betont Careni. Sollte eine solche einvernehmliche Trennung zustande kommen, könnten Dinge wie die Nutzung des vereinseigenen Dojos und die Teilung von Vereinsvermögen vertraglich geregelt werden. Auch eine Übernahme des Dojos durch eine Seite wäre denkbar.

Abstimmung mit Sportamt

Die fehlenden Nutzungszeiten im Dojo könnten durch Freigabe von Trainingseinheiten in städtischen Sporthallen ausgeglichen werden. Dieser Punkt sei durch den 1. und den 2. Vorsitzenden bereits im Februar 2020 grundsätzlich mit dem Sportamt der Stadt Bietigheim-Bissingen abgestimmt worden. „In beiden Fällen wäre eine Belegung der vereinseigenen Halle und die Trainingskapazitäten für die Sportler auch weiterhin im bisherigen Umfang gewährleistet“, sagt Careni.

Markus Gruber gibt indes zu bedenken, dass unter Umständen ein gespaltener Verein die Lasten nicht mehr tragen könne. Dann „würde die Halle an die Stadt fallen, was in Niemandes Interesse sein kann“. Er hoffe, „dass die Mitglieder zu einer ausgewogenen Lösung gelangen“.

Auch Uwe Careni wünscht sich einen Ausweg aus der Konfliktsituation, „Eine Konzentration auf die Sachthemen, ein zeitnahes Ergebnis und eine Einigung wäre für alle Beteiligten sowie die Sportlerinnen und Sportlern wünschenswert“, sagt der Vereinsvorsitzende.

Ein zeitliches Limit für die Verhandlungen wurde nicht festgelegt. Das nächste Gespräch zwischen beiden Interessensgruppen soll nach den Herbstferien am 4. November stattfinden.

 
 
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