Verjüngung für den Wald in Kleinsachsenheim Ein Meer voller Eichen-Sprösslinge

Von Mathias Schmid
Der Eichenwald im Kleinsachsenheimer Gewann Großholz erhält aktuell eine Verjüngungskur. Das ist viel Arbeit für die Forstarbeiter, ist aber wichtig, um auch in Zukunft einen intakten Wald zu haben.⇥ Foto: Helmut Pangerl

Im Kleinsachsenheimer Wald hat die Forstverwaltung viel Zeit investiert, um eine natürliche Verjüngung des Bestands zu ermöglichen.

Wer im Bereich Großholz im Kleinsachsenheimer Waldgebiet unterwegs ist, kann eine gleichwohl beeindruckende wie faszinierende Beobachtung machen: Auf einer Fläche von 3,5 Hektar stehen hier nur noch in großen Abständen hohe Eichen. Und dazwischen ist – zumindest auf den ersten Blick – nichts. Dahinter verbirgt sich ein ehrgeiziges Projekt der Forstverwaltung: die Verjüngung des Eichenbestands.

Wirft man einen genaueren Blick auf den Untergrund, sind zahllose kleine Eichenkeimlinge zu sehen. Einige von ihnen sollen zur nächsten Generation Stieleichen heranwachsen. „Es geht um die Erhaltung unserer Wälder“, macht der zuständige Revierförster Burkhard Böer deutlich. Ein Generationenwechsel müsse jetzt eingeleitet werden. Nur dann könne man einen zukunftsfähigen Wald schaffen, sagt er mit Blick auf weniger Niederschlag, absinkende Grundwasserspiegel und Starkregenereignisse.

„Es ist eine gigantische Herausforderung. Der Anteil sehr alter Eichen ist sehr hoch. Wir haben hier ein 40- bis 50-jähriges Projekt vor uns“, erklärt der Experte, „wir haben die ganz große Verpflichtung, unseren Generationenvertrag zu erfüllen. Wir können nicht sagen: Der Wald ist so schön, ich will, dass er genau so bleibt. Das geht nicht.“

Denn: „Es gibt einige wenige Baumarten, die – aus heutiger Sicht – zukunftstauglich sind“. Dazu gehören die heimischen Eichenarten Stiel- und Traubeneiche. Diese seien bereits von vorherigen Generationen „großflächig angelegt“ worden, „nachdem in den Jahrhunderten davor der Wald sehr ramponiert wurde“. Doch diese alte Eichengeneration kommt nun in die Jahre.

„Unsere Aufgabe ist es, auch den nächsten Generationen einen intakten und funktionierenden Wald zur Verfügung stellen. Dafür müssen wir jetzt in die Gänge kommen.“ Und zwar so lange noch genügend alte Eichen da sind, um für ausreichend natürliches Eichel-Saatgut zu sorgen.

Der Zeitpunkt ist günstig, da es 2020 eine Eichelmast gab. Doch die zahllosen ausgetriebenen Eicheln wachsen nicht von alleine zu majestätischen Bäumen. Dafür ist viel Forstarbeit nötig: Böer beschreibt: „Der alte Eichenwald lockert sich auf, es fällt immer mehr Licht auf den Boden, dadurch kommt alles hoch: Himbeeren, Brombeeren, Unterholz. Die Eiche als Zukunftsbaumart, als Lichtbaumart, hat keine Chance, sich gegen diese Konkurrenz durchzusetzen.“

Da müssen die Forstarbeiter, wie auf den dreieinhalb Hektar in Kleinsachsenheim nachhelfen: „Wir haben auf dieser großen Waldfläche das komplette Unterholz ausgeräumt – mit Maschinen, aber auch von Hand. Denn der Boden darf nicht befahren werden. Das war sehr aufwändig“, betont der Experte. Vergleichbare Flächen wurden bereits in Hohenhaslach, Bönnigheim oder Erligheim, ebenfalls alles Böers Revier, verjüngt. In Kleinsachsenheim führt aber direkt ein Waldweg vorbei. Deshalb ist die Verjüngungskur hier besonders auffällig für beispielsweise Spaziergänger oder Jogger.

Böer vergleicht das, was da auf der Waldfläche passiert, mit einem Mehrgenerationenhaus. Noch seien die frischen Stieleichen-Keimlinge „so hilflos wie kleine Babys“ und bräuchten die Betreuung der Großen. In zwei bis vier Jahren helfen aber auch die jungen Bäume, die dann knöchel- bis kniehoch sind, den alten. „Dann sorgen sie mit ihrer Bodenbedeckung dafür, dass der Boden nicht mehr so stark austrocknet.“ Sind die neuen Stieleichen dann einmal 1,30 bis 2 Meter hoch, sei es für einige alte dann Zeit, abzutreten. „Dann muss man schauen: Welcher Baum wirft zu viel Schatten, oder bei welchem geht es aufs Ende zu?“

Der große Vorteil der Naturverjüngung gegenüber einer Aussaat ist, dass die Eichen und ihr Genmaterial bereits gut an die örtlichen Bedingungen angepasst sind. „Und aus der Vielzahl der Eicheln werden sich die durchsetzen, die noch eher mit der Trockenheit auskommen“, ist Böer zuversichtlich, dass die neuen Bäume gewappnet für die nächsten Jahrzehnte sind. „Man lässt erst mal alles wachsen und schaut dann, welche sich durchsetzen.“ In vier Jahren müsse man dann unter Umständen korrigierend eingreifen. „Ein bisschen wie bei der Kindererziehung. Nicht umlenken, nur fördern“, schmunzelt Böer.

 
 
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