Verkehrsuntersuchung Freudental Spielstraße gegen den Verkehr?

Von Uwe Deecke
Ziel des Freudentaler Gemeinderats ist es, den Durchgangsverkehr im Ortskern, wie hier in der Schlossstraße, zu reduzieren.⇥ Foto: Martin Kalb

Anlieger frei und Tempo 30 reichen nicht: Vor der Umgestaltung des Rathausplatzes will die Gemeinde verkehrsberuhigende Maßnahmen in der Ortsmitte testen.

Momentan ist die Lage im Freudentaler Ortskern besonders prekär. Durch den Bau des Kreisverkehrs ist die Bietigheimer Straße gesperrt. Autos, Busse und Transporter drängeln sich durch die Ortsmitte am Rathaus und am Kleeblatt vorbei, trotz einer Anlieger-frei-Regelung und Tempo 30. Halteverbote am alten Forsthaus sollen verhindern, dass hier gar nichts mehr geht und die Fahrzeuge noch aneinander vorbeikommen.

Die Verkehrsuntersuchung, die im Oktober an das Büro Modus-Consult vergeben wurde, fand jedoch auch schon im Oktober statt, als der Erlebnispark Tripsdrill noch geöffnet war und keine Baustelle den Weg versperrte. Im Gemeinderat stellte Frank Gericke vom Bruchsaler Büro die Ergebnisse vor, die durch Auswertung von Mobilgeräten der Autofahrer zustande kamen: In der Pforzheimer Straße am Ortseingang waren 7730 Fahrzeuge pro Tag unterwegs, der Schwerlastverkehr machte davon 5,2 Prozent aus.

1600 Fahrzeuge in der
Schlossstraße

Durch die Schlossstraße fuhren 1600 Fahrzeuge am Tag mit einem Schwerlastanteil von 2,6 Prozent. „Die Durchfahrt dauert ein bis zwei Minuten, das ist wirklich nicht viel“, erklärte der Planer den Reiz der Abkürzung, die vor allem aus Richtung Bönnigheim genommen wird. Auf der Landesstraße um das Schloss herum sei es nur eine Minute mehr, aber das sei nun mal der längere Weg, so Gericke. 1128 Fahrzeuge biegen am Kleeblatt zur Schlossstraße ab, 911 sind es in der Gegenrichtung. 60 Prozent, so die Analyse, haben den Ort als Ziel, 40 Prozent fahren durch und nehmen die Strecke als Abkürzung.

Im Teilabschnitt der Pforzheimer Straße zur Hauptstraße fahren Richtung Norden 745 Fahrzeuge, von denen 644 nicht im Ort halten und weiterfahren. In Richtung Süden sind es mit 1053 Fahrzeugen deutlich mehr. Dass hier etwas passieren muss, steht für den Gemeinderat seit Langem außer Frage.

Schloss werde zusätzlich Verkehr bringen

Doch für Bürgermeister Alexander Fleig ist klar, dass sich der Verkehr nur verlagert, wenn man innerorts eine Straße sperrt. „Das Schloss wird zusätzlich Verkehr in den Ort bringen“, sprach der Rathauschef die neue Nutzung als Spezialklinik an (die BZ berichtete). Dann wird eine Einfahrt zum Parkplatz am alten Forsthaus in der Schlossstraße liegen und den Besucherverkehr anziehen. Der Umbau des Rathausplatzes biete die Chance, neue Parkplätze zu schaffen, die in Freudental dringend benötigt werden, sowie den Verkehr zu beruhigen. Für die Neugestaltung habe das Land nun einen Zuschuss von 30 0000 Euro gewährt, erklärte Fleig auf der Sitzung. Die Frage sei heute, ob es bei den verkehrsberuhigenden Maßnahmen gleich gravierende Einschnitte geben soll oder ob man sich an das Problem herantasten solle.

Konzept zeigt vier
Lösungsmöglichkeiten auf

Die Konzeptüberlegungen von Modus Consult zeigen vier Möglichkeiten auf: Eine verkehrsberuhigte Zone vor dem Rathaus und in der Kirchstraße, in der nur Schrittgeschwindigkeit erlaubt ist, schaffe mehr Aufenthaltsqualität. Eine Einbahnstraße Richtung Süden oder Richtung Norden würde ebenfalls die Zahlen nach unten bringen. Die Durchfahrt am Rathaus zu verbieten, nannte Gericke als letzte Option.

Es gebe auch Geschäfte im Ort, die erreichbar bleiben müssten, gab Alexander Fleig zu bedenken. Auch der Bus fahre hier durch, was weiter gewährleistet bleiben müsse. Mangels Alternativen müsse auch eine zweite Durchfahrt im Ort etwa für Rettungskräfte möglich sein, wenn etwa die Bietigheimer Straße in Zukunft gesperrt werden müsse.

Bürgergruppe schlägt Einbahnstraße vor

Für Norbert Schmatelka von der Bürgergruppe liegt im engen Bereich zwischen Bäckerei und Bistro das Hauptübel. „Eine Einbahnstraße wäre bei der schmalen Straße wichtig“, so der Rat. „Wenn wir mit Einbahnstraßen arbeiten, verlagern wir nur das Problem“, sagte SPD-Rat Stefan Seitz. Er schlug vor, zunächst mit Ampeln zu testen, welche Folgen sich für den Durchgangsverkehr ergeben. Ulrich Greß von der CDU-Fraktion konnte sich mit einer Einbahnstraße bis zur Bäckerei anfreunden, Jörg Eberle von der Bürgergruppe setzte auf einen großen verkehrsberuhigten Bereich von der Bietigheimer Straße bis zum Kleeblatt-Heim.

Diesen Vorschlag zur langen Spielstraße nahm Bürgermeister Fleig auch in die weiteren Planungen auf. Er soll wie eine Einbahnstraßenregelung der Verkehrsbehörde vorgelegt werden, die letztlich darüber zu entscheiden hat, welche städtebaulichen Maßnahmen dafür erforderlich sind. Wenn der Kreisverkehr fertig ist, soll ein Modellversuch klären, wie sich die Verkehrszahlen im Ort entwickeln. Das Gremium stimmte diesen beiden Planungsvarianten einstimmig zu.

 
 
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