Verkehrsuntersuchung in Bönnigheim Wenn das Küsschen zu Schulbeginn ein Problem wird

Von Jürgen Kunz
Nach Einschätzung des Verkehrsplaners Stefan Wammetsberger müsse ein Ziel bei der Verkehrsplanung am Schulzentrum sein, dass Kinder zu Fuß oder mit öffentlichen Verkehrsmittel zur Schule kommen. Foto: /Werner Kuhnle

Im Auftrag der Stadt hat ein Verkehrsplaner Problemfelder ermittelt.  Der „Kiss &Go“-Verkehr am Schulzentrum ist eine Herausforderung.

Wir haben die Verkehrsplanung auf die Agenda 2022 genommen“, sagte Bürgermeister Albrecht Dautel in der Sitzung des Technischen Ausschusses am Montagabend. Das Karlsruher Ingenieurbüro für Verkehrswesen Koehler & Leutwein wurde beauftragt, erste Vorschläge zu Problemfeldern zu erarbeiten. Verkehrsplaner Stefan Wammetsberger stellte die ersten Möglichkeiten für die Albert-Einstein-Straße, den Verkehr in Hohenstein mit Schlosssteige, Otto-Mecheels-Straße und Sudetenstraße, den Bereich der Post am innerstädtischen Kelterplatz und den Verkehr rund um das Bönnigheimer Schulzentrum vor. Diesen Überlegungen sei eine Verkehrsanalyse vorausgegangen.

„Bisher nur Vorüberlegungen“, so Wammetsberger, seien die Vorschläge zum Schulzentrum. Er nannte den morgendlichen Bring- und Holverkehr – der neudeutsch „Kiss & Go“ genannt wird – eine „chaotische Situation“ mit Schülern, Fahrrädern, Rollern, Autos und Fußgängern. Seine ersten Überlegungen sehen deshalb eine Einbahnstraße-Regelung in der Schulstraße von der Kirchheimer Straße bis zur Mörikestraße. Um eine „Kiss & Go“-Zone dort ausweisen zu können, sieht er auf der östlichen Straßenseite ein Halteverbot von 7 bis 16 Uhr (montags bis freitags) sowie auf der andere Straßenseite anstelle der bisherigen Parkplätze ein Parkverbot an den Wochentagen von 7 bis 9 Uhr und von 12 bis 14 Uhr. So könne dieser Bereich als möglicher Standort für „Kiss & Go“ genutzt werden.

Weniger Bring- und Holverkehr am Schulzentrum

Ein weiterer Standort für „Kiss & Go“ sei an der Parkstraße sowie auf dem Rathausparkplatz in der Kirchheimer Straße. Dort wäre allerdings ein Fußgängerüberweg nötig. Grundsätzliche Forderungen der Verkehrsplanungen an einer Schule müssten sein, so Wammetsberger, weniger Bring- und Holverkehr durch ein entsprechendes Schulwegkonzept zu erreichen, damit die Schüler mehr das Rad oder öffentliche Verkehrsmittel nutzten. „Ziel beim ,Kiss & Go’ muss es sei, dass die Kinder noch einen Schulweg von zwei bis drei Minuten haben“, betonte Wammetsberger. Dazu laufe derzeit ein Praxisversuch seines Ingenieurbüros in einer kleinen badischen Gemeinde.

Die Umwidmung der Parkplätze in der Schulstraße hielt Gemeinderat Markus Stahl (UWG) für kritisch, Anwohner und Lehrkräfte müssten dann an anderer Stelle im Wohngebiet parken. „Bisher hat das ,Kiss & Go’ in zweiter Reihe an den Senkrechts-parkern funktioniert“, so Stahl. Fraktionskollege Michael Gerdes fand, die Einbahnstraßen-Lösung führe dazu, dass alle Autos über das Wohngebiet in die Hofener Straße abfahren müssten. Nach Einschätzung von Fachbereichsleiterin Alexandra Kindler sei der Ansatz für die Schulstraße der richtige, „aber wir müssen sicherlich noch viel Hirnschmalz einbringen“.

Zwei Kreisverkehre in der Poststraße?

Im Zusammenhang mit den Verkehrsplanungen rund um das Schulzentrum brachte der Planer die Idee von zwei Minikreiseln mit einem Durchmesser 22 Metern im Bereich Poststraße/Kirchheimer Straße ein. „Man könnte versuchen, mittel- oder langfristig eine Lösung mit dem Landratsamt zu erreichen“, so Wammetsberger. Bürgermeister Albrecht Dautel betonte dazu, dass der Beschlussstand des Gemeinderats, dort keinen Kreisverkehr zu verfolgen, natürlich gelte. Der Auftrag an das Fachbüro habe aber enthalten, die ganze Verkehrssituation im Umfeld des Schulzentrums zu betrachten. „Wir steigen nicht heute Abend in eine Kreisverkehrsdiskussion ein“, sagte Dautel.

Auch die vorgestellten Lösungsideen mit einem Halteverbot im Kurvenbereich der Albert-Einstein-Straße, der Verhinderung von Begegnungsverkehr in der Otto-Mecheels- und Sudetenstraße und dem Ausweisen von Kurzzeitparkplätzen im Bereich des Kelterplatzes und einer Einbahnstraßenregelung an der Post sollen im nächsten Schritt ausgearbeitet werden. Der Technische Ausschuss beauftragte die Stadtverwaltung damit, die Vorschläge weiter zu verfolgen. Danach werden die Maßnahmen in Hohenstein und am Schulzentrum mit den Anwohnern abgestimmt.

Abschließend wird der Bönnigheimer Gemeinderat darüber beschließen und die Pläne bei der Verkehrsbehörde des Landratsamts beantragen.

 
 
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