Wie kann die Landwirtschaft den steigenden Anforderungen gerecht werden – bei Klimaextremen, neuen Schädlingen und gleichzeitig wachsenden Ansprüchen an Nachhaltigkeit und Qualität? Antworten auf diese Fragen lieferte der Feldtag auf dem zentralen Versuchsfeld in Bönnigheim, das am vergangenen Mittwoch seine Tore für die Öffentlichkeit öffnete. Organisiert von den Landwirtschaftsämtern Ludwigsburg und Heilbronn bot die Veranstaltung einen praxisnahen Einblick in die aktuelle landwirtschaftliche Forschung in der Region.
Versuchsfeld Bönnigheim Zwischen Vielfalt und Pflanzenschutz
Das Landwirtschaftsamt Ludwigsburg gibt auf dem Versuchsfeld Einblicke in neue Anbaustrategien der Landwirtschaft.
Zikaden machen Sorgen
Im Fokus standen verschiedene Anbaustrategien, Sortenversuche, Pflanzenschutzlösungen und Biodiversitätsmaßnahmen – doch ein Thema dominierte viele Gespräche: die Ausbreitung der sogenannten Stolbur-Krankheit, verursacht durch winzige, aber gefährliche Zikaden. Die Krankheit betrifft Zuckerrüben, Kartoffeln und auch Rhabarber – und führte im letzten Jahr zu dramatischen Ausfällen (die BZ berichtete). Vielen Landwirten aber auch Bürgern sind die Bilder der kollabierten Zuckerrübenpflanzen auf den Feldern noch lebhaft vor Augen.
Auch auf dem Versuchsfeld in Bönnigheim wurden die Zikaden inzwischen eindeutig nachgewiesen. „Die Sorgen sind groß – wir stehen unter Druck“, erklärte eine Fachberaterin des Landwirtschaftsamts Ludwigsburg. „Die wirtschaftlichen Schäden durch Stolbur waren im vergangenen Jahr erheblich.“ Als Reaktion wurde für das laufende Jahr eine Notfallzulassung für ein Mittel erteilt, das gezielt gegen die übertragenden Zikaden eingesetzt werden darf. „Wir setzen große Hoffnungen in das Mittel – es könnte ein wichtiger Baustein sein, um die Erträge zu sichern“, hieß es bei der Führung.
Forschung zum Anfassen
Das Versuchsfeld Bönnigheim besteht seit 1993 und ist Teil eines landesweiten Netzwerks zentraler Versuchsflächen in Baden-Württemberg. Es dient dazu, unter echten Praxisbedingungen neue Sorten, Pflanzenschutzstrategien und Anbaumethoden zu erproben. Betreut wird es vom Landratsamt Ludwigsburg in Zusammenarbeit mit dem Landkreis Heilbronn.
Im Fokus stehen dabei Kulturen wie Weizen, Gerste, Mais, Kartoffeln und Sojabohnen sowie unterschiedliche Sorten dieser Kulturen. Seit 2024 gibt es zudem Biodiversitätsflächen, die gezielt Insekten- und Vogelarten fördern sollen – ein wichtiger Beitrag zur ökologischen Nachhaltigkeit. So gibt es beispielsweise Versuche mit breiteren Reihenabständen, damit Feldvögel, die zumeist auf dem Boden brüten, dort Platz finden, um ihre Küken aufzuziehen. „Ziel ist es, die biologische Vielfalt direkt in den Ackerbau zu integrieren“, erklärte Alicia Läpple vom Landwirtschaftsamt Ludwigsburg.
Die Anlage ist in zwei Teilbereiche gegliedert: In einem wird mit stark reduziertem Pflanzenschutz gearbeitet, in der anderen mit einer optimierten Praxisstrategie. Dadurch lassen sich Vor- und Nachteile verschiedener Anbausysteme objektiv vergleichen. Behandelt wird dabei stets nach den Vorgaben der „guten fachlichen Praxis“. Die Ergebnisse dieser Feldversuche fließen direkt in die Beratung der Landwirte ein. Sie werden zudem vom Landwirtschaftlichen Technologiezentrum Augustenberg ausgewertet und veröffentlicht – ein direkter Wissenstransfer vom Feld in die Praxis.
Das Versuchsfeld ist ein Gemeinschaftsprojekt vieler Partner: Der landwirtschaftliche Betrieb Sartorius stellt die Fläche bereit, die technische Versuchsdurchführung übernimmt Eurofins Agroscience aus Markgröningen. Düngung und Pflanzenschutzmaßnahmen verantwortet der Betrieb Wolfgang Kölle aus Bönnigheim. Fachlich begleitet wird alles von den Landwirtschaftsämtern Ludwigsburg und Heilbronn.
Das Versuchsfeld in Bönnigheim liefert nicht nur Zahlen und Daten, sondern auch konkrete Handlungsempfehlungen. Und es macht Mut, dass durch enge Zusammenarbeit zwischen Landwirten, Wissenschaft und Beratung schnelle Lösungen sichtbar sind – im Sinne einer zukunftsfähigen Landwirtschaft in der Region.