Verwaltung Warteschlangen vor dem Bürgeramt

Von Uwe Mollenkopf
Wartende Bürger vor dem Bürgeramt in der Löchgauer Straße. Foto: Helmut Pangerl

Wartezeiten in der Löchgauer Straße 22 sorgten für Ärger. Die Stadt begründet den geringeren Personalbesatz mit Urlaub und Krankheitsfällen. Eine Online-Terminvergabe sei in Arbeit.

Bietigheim-Bissingen sei eine Stadt mit mehr als 40 000 Einwohnern, und im Bürgeramt in Bietigheim säßen nur zwei Mitarbeiter, um die Belange des Bürgerbüros abzudecken, ärgert sich die Bietigheimerin Corina Betti. Sie musste in der vergangenen Woche zwei Stunden warten, um für ihren Sohn einen Personalausweis zu beantragen. Betti hat daraufhin ihren Unmut in einem Brief an die Stadtverwaltung zum Ausdruck gebracht, „um die Stadt zu sensibilisieren, ihren Service für die Bürger auszubauen und nicht willkürlich mit der Zeit der Bürger umzugehen“.

Tatsächlich sind immer wieder Schlangen vor dem Verwaltungsgebäude in der Löchgauer Straße zu sehen. Dies vor dem Hintergrund, dass die Öffnungszeiten geändert wurden. So standen Corina Betti und ihr Sohn bei ihrem ersten Besuch vor verschlossenen Türen. Beim zweiten Anlauf mussten sie zuerst im Freien warten, danach noch einmal im Innenraum.

Zuvor hatte sie versucht, telefonisch einen Termin zu vereinbaren, doch sie habe keinen Rückruf mit Terminvorschlag erhalten – „daher ja der Besuch spontan vor Ort“, so die Bietigheimerin. Grund sei, dass die Mitarbeiter gar nicht mehr die Zeit hätten, telefonische Terminanfragen zu beantworten. „Persönliche Terminvorschläge erhält man somit erst gar nicht“, stellt Corina Betti fest. Sie fragt sich vor diesem Hintergund auch, wieso es keine Online-Terminvergabe gebe, um das Ganze zu entzerren.

Probleme bei Terminvergabe

Konfrontiert mit den Vorwürfen, erklärt Anette Hochmuth, die Sprecherin der Stadtverwaltung, gegenüber der BZ, dass das Bürgerbüro natürlich nicht nur mit zwei Mitarbeitern besetzt sei, sondern mit fünf. „Aber in der Urlaubszeit, wenn dann auch noch Krankheitsfälle oder andere unerwartete Ausfälle hinzukommen, gibt es Tage, an denen auch mal nur zwei anwesend sind.“ Das lasse sich leider auch nicht einfach so verhindern, da zum einen die Mitarbeiter des Bürgerbüros auch Anspruch auf Urlaub hätten und zum anderen Unerwartetes wie Krankheitsfälle immer eintreten könne. Hochmuth betont: „Unsere Mitarbeiter im Bürgerbüro hatten im Übrigen während der langen Corona-Schließzeiten keinen Urlaub, sondern wurden in anderen Bereichen, zum Beispiel bei der internen Bearbeitung der Corona-Fälle, eingesetzt – und haben natürlich die schriftlich oder online eingereichten Bürgeranliegen bearbeitet.“

Schnelle Aufstockung geht nicht

Nach der Wiederöffnung sei dennoch klar gewesen, dass ein verstärkter Andrang entstehen würde. „Vieles konnte eben nicht einfach nur schriftlich erledigt werden, eine persönliche Präsenz ist erforderlich.“ Doch: Eine kurzfristige Aufstockung der Mitarbeiter im Bürgeramt an Tagen mit großem Andrang funktioniere leider nicht, denn die Mitarbeiter in diesem Bereich müssten sorgfältig eingearbeitet sein, bevor sie in den Kundenservice gehen könnten. „Man kann nicht einfach andere Mitarbeiter dazu holen“, so Hochmuth.

Sie erläutert auch, dass die Öffnungszeiten nicht verkürzt worden seien, sondern nur geteilt in solche mit vorheriger Terminvergabe und solche ohne. Was die telefonische Terminvergabe betrifft, so habe sich diese gut bewährt und solle beibehalten werden. Sie helfe gerade dabei, lange Wartezeiten zu vermeiden. Die Sprecherin räumt aber ein, dass inzwischen auch Engpässe in der Bearbeitung der Terminvergaben entstehen.

Daher werde derzeit an einem Online-System gearbeitet. Allerdings: „Ein solches muss in das bereits vorhandene System der Zuteilung der Serviceplätze eingebunden werden, weshalb es etwas mehr Aufwand in der Umsetzung bereitet.“ Es werde aber „in absehbarer Zeit zur Verfügung stehen“.

Auch Betti hofft auf eine baldige Lösung. Sie verweist auf die Probleme für Menschen, die nicht mehr gut zu Fuß sind, in der Warteschlange. Zudem sei zu fragen, wie dies im Winter werde.

 
 
- Anzeige -