Verwaltungsstellen im oberen Kirbachtal „Fühlen uns von der Stadt abgehängt“

Von Martin Hein
Außer in Häfnerhaslach und Spielberg, ist auch in Ochsenbach (Foto) die Verwaltungsstelle bis 31. März geschlossen. Die Ortsvorsteher und Einwohner kritisieren diese Maßnahme. Foto: /Oliver Bürkle

Die Ortsvorsteher von Spielberg, Ochsenbach und Häfnerhaslach sind unzufrieden über die Schließung der Verwaltungsstellen. 

Die Stadt muss Energie sparen. Dass deshalb in Sachsenheim nun seit dem 1. November bis zum 31. März die Verwaltungsstellen in Ochsenbach, Spielberg und Häfnerhaslach geschlossen sind, sorgt für großen Unmut bei den Einwohnern und Ortsvorstehern im oberen Kirbachtal.

Dass Energie gespart werden muss, stellt weder die Spielberger Ortsvorsteherin Viola Lepp, noch ihre Kollegen Dieter Baum (Ochsenbach) und Valentin Stuber (Häfnerhaslach) in Frage. Ob die Schließung der drei Verwaltungsstellen jedoch einen entscheidenden Beitrag zum Energiesparen leiste, zweifeln die Ortsvorsteher an, zumal bislang niemand beziffern kann, wie hoch diese Einsparung überhaupt ist.

In den Eingliederungsvereinbarungen, die zum 1. Januar 1973 in Kraft getreten sind, ist geregelt, dass für die Ortschaften eine örtliche Verwaltung eingerichtet und den Bedürfnissen entsprechend unterhalten wird und welche Dienste die Verwaltungsstellen vor Ort anbieten.

Wichtige Funktion der Stellen

Dazu gehören unter anderem Einwohnermeldeamt, Ausweiswesen, Gesundheitswesen, Polizeistundenverlängerung, Ortsbehörde für Arbeiter- und Angestelltenversicherung, Standesamtswesen, Beratung und Betreuung der Bevölkerung. Ein weiterer wichtiger Punkt, den die Verwaltungsstellen nach diesem Vertragswerk seit 1973 anbieten, ist die Entgegennahme, Bearbeitung und Weiterleitung von Anträgen und Wünschen aller Art an die zuständigen Dienststellen der Gesamtverwaltung, so steht es zumindest in den Eingliederungsvereinbarungen aller Sachsenheimer Stadtteile im Kirbachtal. Die Verwaltungsstelle in Häfnerhaslach war immer sehr gut besucht, betont Valentin Stuber. Auch Viola Lepp und Dieter Baum berichten über eine gute Auslastung der inzwischen ebenfalls geschlossenen Verwaltungsstellen in Spielberg und Ochsenbach. Die Ortsvorsteher der betroffenen Stadtteile haben als Alternative zur kompletten Schließung, ein rollierendes System vorgeschlagen.

Rollierendes System abgelehnt

Demnach wären reihum die Verwaltungsstellen aller Kirbachtal-Stadtteile einschließlich Hohenhaslach, jeweils im Wechsel monatsweise geöffnet gewesen. Ein Vorschlag, der zum Bedauern der drei Ortsvorsteher bei den Verantwortlichen kein Gehör fand.

Es sei schwer, bis gar nicht zu vermitteln, wonach Hohenhaslach allein aufgrund seiner Einwohnerzahl durchgängig für das ganze Kirbachtal geöffnet haben soll. Ein rollierendes System würde auf Akzeptanz stoßen und wäre geeignet, die Gemüter zu beruhigen, äußern die drei Ortsvorsteher ihren Unmut in einem Schreiben an den Gemeinderat und die Stadtverwaltung.

„Fühlen uns abgehängt“

Der aktuelle Stand ist nun, dass die Verwaltungsstellen im oberen Kirbachtal geschlossen sind, die Verwaltungsstelle in Hohenhaslach hingegen weiterhin regulär geöffnet bleibt. Eine Regelung, die nach Auskunft von Viola Lepp, Dieter Baum und Valentin Stuber dazu führt, dass sich die Bewohnerinnen und Bewohner im oberen Kirbachtal immer mehr von der Stadt abgehängt fühlen. Für die Sachsenheimer im oberen Kirbachtal werde durch das Ganze, die seit jeher empfundene Ferne zur Kernstadt immer größer, anstatt kleiner, und dies am Vorabend der im kommenden Jahr anstehenden Feierlichkeiten anlässlich 50 Jahre Beitritt der Kirbachtal-Gemeinden zur Stadt Sachsenheim.

Zur Erinnerung: Bei der vergangenen Sitzung des Ortschaftsrats in Hohenhaslach, erläuterte Bürgermeister Holger Albrich, dass man Energie sparen müsse, die Verwaltungsgebäude im Kirbachtal alt seien und für wenige Stunden Öffnungszeiten extra aufgeheizt werden müssten.

In Hohenhaslach sei die Situation anders, dort würden die meisten Menschen im Kirbachtal leben. Die dortige Verwaltungsstelle sei zwar nicht optimal mit dem ÖPNV erreichbar, aber die wenigsten Besucher kämen mit den öffentlichen Verkehrsmitteln. Sofern das notwendige Personal vorhanden sei, werde man die Verwaltungsstellen in den drei oberen Kirbachtalgemeinden nach dem 31. März 2023 wieder öffnen (die BZ berichtete).

Endgültige Schließung befürchtet

Mit Blick auf diese Aussage, befürchten die Bürger und Ortsvorsteher im oberen Kirbachtal, dass den Verwaltungsstellen jetzt womöglich die endgültige Schließung droht. Deshalb betonen Dieter Baum, Valentin Stuber und Viola Lepp, dass ihnen und den Stadtteilbewohnern die Garantie einer uneingeschränkten Wiedereröffnung der Verwaltungsstellen ab dem 1. April 2023 ganz wichtig ist und verweisen auch auf die Eingliederungsvereinbarungen.

 
 
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