Vier junge Frauen bauen sich in Pandemie-Zeiten eine neue Existenz in Besigheim auf Corona schreckt Gründerinnen nicht ab

Von Michael Soltys
Janine Heß vom „Weinraum“ hat Überbrückungshilfen bekommen, muß aber auf Erspartes zurückgreifen. Foto: Martin Kalb

Vier junge Frauen bauen sich in Pandemie-Zeiten eine neue Existenz auf. Die Gastronomie in der Hauptstraße wird damit um einen Weinhandel und zwei Cafés erweitert.

Der Winter hat die Region fest im Griff. Und die anhaltenden Zwangssperrungen sind auch nicht dazu geeignet, unter Gastronomen Zuversicht zu verbreiten. Keine gute Zeit also, um einen Weinhandel oder ein Café zu eröffnen? Da denken Janine Heß, Anne Krahl und die Zwillingsschwestern Karin und Regina Gaubatz anders. Alle vier Gastronominnen haben sich in der Hauptstraße von Besigheim angesiedelt.

Heß hat im Sommer vergangenen Jahres den „Weinraum“ am Kelterplatz eröffnet, Krahl betreibt seit etwa einer Woche ihr Café „Misch-Masch“ im früheren Kelterstüble. Und seit Mitte Januar bedienen die Zwillingsschwestern Gaubatz ihre Kunden mit Kuchen, Getränken und einem Mittagstisch zum Mitnehmen im „Fräulein K.“, dort, wo  bis vor einiger Zeit das „Saltimbocca“ war.  Sie alle hätten sich einen besseren Start gewünscht, doch die Entscheidung für die Eröffnung fiel Corona zum Trotz. „Wir glauben an unser Konzept und sind optimistisch“, sagt Janina Heß für die vier Frauen.

Die gelernte Grafik-Designerin Heß ist keine Unbekannte in Besigheim. Seit 2019 bewirtet sie am Enzufer beim Radsportheim bei schönem Wetter am Wochenende ihre Gäste im Freien mit Wein und kleinen Speisen. „WeinFluss“ nennt sie ihr Konzept, dass an schönen Tagen zahlreiche Besucher anlockt.

Im Juli 2020 stieß der „Weinraum“ am Kelterplatz hinzu.  Um ihre Auswahl an Weinen aus allen deutschen Weingebieten und einige internationale Weine anbieten zu können, „habe ich viel Geld in die Hand genommen“, sagt Heß. Bis September 2020 hatte sie ihr Publikum gefunden, sagt sie, „ich war für den Anfang sehr zufrieden“.

Damit war es im Herbst vorbei, als die zweite Phase der Zwangssperrungen begann. Erst rettete sie sich mit Glühwein zum Mitnehmen, dann wurde auch der Alkoholausschank verboten. Im Laden wurden  Tische durch Regale ersetzt, um mehr Wein präsentieren zu können. Seit Kurzem ist wenigstens am Wochenende wieder geöffnet, denn Wein gehört zum Grundbedarf, der Handel ist erlaubt. Gelebt hat Heß in dieser Zeit von ihren Ersparnissen. Der Ladenumbau sei mit Eigenkapital und einem kleinen Kredit finanziert worden. Als Existenzgründerin hat sie Überbrückungshilfen für November und Dezember beantragt. Lediglich eine Abschlagszahlung sei auf dem Konto eingegangen. Auf staatliche Hilfen konnte Anna Krahl nicht setzen. Überbrückungshilfen gab es für die Neueröffnung des „Caf#e Misch-Masch“ im umgebauten Kelterstüble nicht. Doch trotz der schweren Zeiten sagte sie sich: „Ich muss die Chance nutzen.“.  Was ihr Mut machte: Zuvor hatte sie einige Zeit in der „Marktwirtschaft“ gearbeitet. „Wir mussten Leute wegschicken, weil wir dort keinen Kuchen angeboten haben.“

Für Touristen sei das Angebot an Gastronomie nie ausreichend gewesen. Als sich die zweite Welle der Zwangsschließungen im Herbst ankündigte, war Rücktritt von ihren Plänen möglich, aber „keine Option“. Seit zehn Tagen bedient sie ihre Kunden mit Kuchen und kleinen Speisen zum Mitnehmen. „Es ging mehr als erwartet“, sagt sie.

Gut beschäftigt ist auch Karin Gaubatz vor allem um die Mittagszeit,  wenn die Kunden im „Fräulein K.“ ihre Bestellungen abholen. Die 36-jährige Betriebswirtin und ihre Zwillingsschwester Regina, eine Köchin, hatten schon länger im Raum Ludwigsburg nach einem Standort für ein Frühstückscafé gesuch. Das früheren „Saltimbocca“ habe ihnen gleich gefallen. Bisher, so sagt Karin Gaubatz,  „nimmt Besigheim unser Angebot gut an“. Die Lage in der Hauptstraße 37 bewertet sie als sehr gut. Warum die Pächter mehrfach gewechselt haben, kann sie nicht sagen.

 
 
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