Vogelgrippe in Sachsenheim Im Ernstfall geht es für das Geflügel in den Wintergarten

Von Markus Wirth
Der Kirbachhof und andere Geflügelzüchter haben Ställe, die bei einer erneuten Aufstallungspflicht für die Tiere flächenmäßig groß genug sind. Allerdings wäre es für Landwirt Erich Weiberle schwierig, seine sonst auf der Weide grasenden Gänse einzustallen. Foto:  

Welche Maßnahmen ergreifen Züchter im Fall eines abermaligen Ausbruchs der Vogelgrippe? Die BZ hat nachgefragt.

Gleichwohl es in Deutschlands Südwesten – im Gegensatz zu Schleswig-Holstein, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern und in Teilen von Niedersachsen – noch keinen Fall von Vogelgrippe gibt, sind die Landwirte, vor allem jene, die Geflügel halten, derzeit angespannt. Denn die in den vergangenen Jahren immer wiederkehrende Seuche, auch Geflügelpest genannt, kann sich schnell auch hier ausbreiten. Die BZ hat sich bei drei Geflügelhaltern aus der Region umgehört und sie über die aktuelle Lage befragt.

Gelassenheit auf dem Kirbachhof

„Derzeit können wir nur abwarten und beten, dass der Kelch an uns vorübergeht“, sagt Erich Weiberle. Der Chef des Kirbachhofs zwischen Ochsenbach und Häfnerhaslach hat rund 4000 Hühner sowie, für Autofahrer von der Landesstraße 1110 gut einsehbar, auch rund 1000 Gänse auf der Weide. „Wir haben Stand heute noch keine Aufstallungspflicht, das ist Sache des Veterinäramts“, sagt der Landwirt. Da sein Hof etwas abgelegen ist und nicht in einem Durchzugsgebiet von Wildvögeln liege, hoffe er, dass er glimpflich davonkomme.

Er sei durchaus aktuell noch gelassen, aber sollte der Ernstfall eintreten, sei dies nicht schön, „vor allem die Gänse in einen Stall zu sperren wäre nicht leicht.“ Bei seinen Hühnern hingegen schon: „Wir haben einen neuen, sehr geräumigen Stall mit genügend Platz für alle, hier wären die Hühner geschützt. Ich bin froh, dass wir hier Vorsorge getroffen haben, auch auf Grund der Erfahrung aus den vergangenen Jahren.“

Eines jedoch versteht der Seniorchef vom Kirbachhof nicht: „Es stört mich massiv, dass es nach einigen Jahren mit Fällen von Vogelgrippe immer noch keinen Impfstoff gibt, um meine Hühner präventiv zu immunisieren.“ Schließlich habe es zu Corona-Zeiten bei den Menschen auch binnen kürzester Zeit geklappt und man habe schnell mehrere Impfstoffe vorhalten können.

Ähnlich abgeklärt reagiert Matthias Kurz vom Bromberghof bei Ochsenbach, der Herr über rund 20.000 Hühner ist. Er ist sich aber auch dem Ernst der aktuellen Lage bewusst: „Ich sehe das Thema so, dass im Moment das Risiko durch die Vogelgrippe so hoch ist wie seit langem nicht mehr.“ Das ganze Jahr 2025 sei europaweit von Vogelgrippefällen geplagt, untypisch sei auch, dass diese über den ganzen Sommer über immer wieder aufgetreten seien. Und: „Auch jetzt ist die Anzahl der Fälle extrem hoch, denn eigentlich steigt dieser Wert erst im November an.“

Daher lege er seit Jahren großen Wert auf die Biosicherheitsmaßnahmen in seinem Betrieb. Dazu gehörten Kleidungs- und Schuhwechsel bei jeder Hühnerherde, Desinfektionsschleusen für die Tierbetreuung, Handwaschmöglichkeiten, Schadnagerbekämpfung, Fütterung des Geflügels nur geschützt vor Zugang von Wildvögeln und weitere Vorsorgemaßnahmen.

Um den Tieren einen nachhaltigen Schutz zu gewährleisten, hat Kurz Geld in die Hand genommen und in einen Freiluftstall investiert. „Dieser ist wildvogeldicht. Unsere Hühner können also auch bei einem Aufstallungsgebot komplett geschützt jederzeit Frischluft schnuppern und bei Tageslicht ihren Beschäftigungen wie scharren, picken, umherflattern, im Sand baden, fressen und trinken nachkommen.“ Zudem würden im Rahmen einer Aufstallung auf dem Hof die Beschäftigungsmaterialien im Wintergarten stark erhöht, um das Fehlen des Auflaufs bestmöglich auszugleichen: „Das geschieht durch Picksteine, Heunetze, Luzerne- und Strohballen und dergleichen. Den Tieren wird es so nicht langweilig werden.“

„Ställe garantieren Auslauf“

„Unser Hühner sind nachts ohnehin immer im Stall, denen würde eine eventuelle Aufstallungspflicht nichts ausmachen“, sagt auch Thomas Häberle vom Talhof in Erligheim, dessen Hauptgeschäftszweig zwar auf dem Obstbau liegt, der aber dennoch auch rund 900 Hühner hält. Die Ställe seien allesamt groß genug, um genügend Auslauf zu garantieren, daher sei ihm nicht bang: „Das wäre ja nicht das erste Mal, dass die Vogelgrippe um sich greift:“ Und wenn die Aufstallungspflicht durch das Landratsamt bald doch noch kommen sollte, „dann kann man auch nichts daran ändern“, sagt Häberle.

 
 
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