Vogelzählung Blaumeisen stehen besonders im Blickpunkt

Von Uwe Mollenkopf
Vor allem Blaumeisen werden derzeit von einer tödlichen Krankheit heimgesucht. Foto: dpa

Am Wochenende werden wieder Vögel gezählt. Christoph Kaup erläutert die Situation aus örtlicher Sicht.

Am Muttertagswochenende vom 8. bis 10. Mai veranstaltet der Naturschutzbund Deutschland (Nabu) wieder seine „Stunde der Gartenvögel“. Vogelfreunde werden dazu aufgerufen, eine Stunde lang Vögel zu beobachten und zu zählen. Der Landesverband Baden-Württemberg hofft, den Mitmachrekord im vergangenen Jahr zu knacken.

Die Zählaktion fällt in eine Zeit, in der die Vogel-Exkursionen des Nabu aufgrund der Corona-Pandemie nicht möglich sind. So auch in Sachsenheim. Christoph Kaup, der zweite Vorsitzende des Nabu-Sachsenheim, hatte für den 1. Mai eine Vogelführung zum Naturschutzgebiet „Unterer See“ in Horrheim angekündigt. Diese musste ebenso ausfallen wie eine am 9. Mai geplante Exkursion im Naturdenkmal „Landebahn“.

Der Nabu erhofft sich von den Zählaktionen neue Erkenntnisse zum Vogelbestand. Kaup hat aufgrund seiner Beobachtungen in diesem Frühjahr festgestellt, dass Rauchschwalben und Mehlschwalben wenig zu sehen sind. „Hier setzt sich der gravierende Rückgang der letzten Jahre fort“, so der zweite Vorsitzende auf BZ-Anfrage. Feldlerchen seien ebenfalls weniger geworden.

Zur Frage nach den Gründen ist sich Christoph Kaup sicher, dass die meisten Beeinträchtigungen der Vogel- und Insektenwelt von der Intensivierung der Landwirtschaft mit ihren Pestiziden und Herbiziden ausgingen. Man sehe das auch daran, dass die Populationen der Vögel des Waldes wie Spechte, Buchfinken, Rotkehlchen, Zaunkönige oder Kleiber stabil bleiben oder sogar ansteigen.

Mehr Amseln, wenig Grünfinken

Bei den Gartenvögeln haben sich seinen Beobachtungen nach die Amseln wieder vermehrt. „Grünfinken stagnieren auf niedrigem Niveau, Sperlinge scheinen ihr wieder erhöhtes Niveau zu halten.“ Kuckuck, Nachtigall und Gartenrotschwänze seien wie in den letzten Jahren früher gekommen.

Der Nabu-Landesverband will durch die Zählaktion auch herausfinden, inwieweit das Meisensterben, das vor allem Blaumeisen betrifft, hierzulande um sich greift. Schuld ist ein Erreger, der eine Lungenkrankheit hervorruft. Kaup hat in der Tat einen Rückgang dieser Vögel auch im Raum Sachsenheim bemerkt. „Blaumeisen haben auch bei uns stark abgenommen wegen der bakteriellen Erkrankung. Aber sie sind noch flächendeckend vorhanden.“ Man könne aber davon ausgehen, dass sich die Blaumeisen wieder erholen werden, wie es auch bei den Amseln der Fall war, so seine Einschätzung. Bei Kohlmeisen scheine es einen leichten Rückgang zu geben.

Vogelfreunden, die in ihrem Garten die Situation für Singvögel verbessern wollen, empfiehlt der Experte, Vogelfutterstellen und auch Vogeltränken gut sauber zu halten. Gerade auch vor dem Hintergrund des Blaumeisen-Sterbens. „Am besten eignen sich Futtersilos, bei denen die Vögel im Abstand voneinander sitzen und das Futter nicht verunreinigen. Werden im Garten tote Blaumeisen festgestellt, sollte man die Fütterung stoppen und die Vogeltränken leeren, bis die Erkrankungswelle vorüber ist“, so Kaup. In Bezug auf die Vogelfütterung, insbesondere die ganzjährige, gebe es im Nabu aber unterschiedliche Meinungen.

Was die Gartengestaltung angeht, so würden sich Schottergärten und Freundschaft zu Vögeln ausschließen. Im Garten sollten heimische Sträucher und Wildblumen wachsen, die Insekten Nahrung und Brutplatz bieten und Früchte und Samen anbieten. Stauden mit Samen sollten möglichst bis zum Frühjahr stehen bleiben, so das Nabu-Mitglied. „Meisen-Nistkästen und Halbhöhlen-Nistkästen für Vögel wie Rotschwänzchen, Rotkehlchen, Bachstelzen sind wichtig, insbesondere, wenn jede Dachnische für Vögel unzugänglich gemacht wird.“ Auch auf dem Balkongarten könnten Wildblumen und Stauden für ein Nahrungsangebot sowohl für Insekten wie für Vögel sorgen.

Info Und so geht’s: Der Nabu-Landesverband teilt zur Zählung mit: „Ruhiges Vogelaussichtsplätzchen suchen, Stift oder Handy zücken und von jeder Vogelart die höchste Anzahl notieren, die im Laufe einer Stunde entdeckt wird oder vorbeifliegt. Gemeldet werden kann online unter www.stundedergartenvoegel.de, per Post oder telefonisch unter 0800-1157115 am 9. Mai von 10 bis 18 Uhr sowie per App, erhältlich unter www.NABU.de/vogelwelt. Meldeschluss ist der 18. Mai.

Die Nabu-Gruppe Sachsenheim zählt aktuell rund 450 Mitglieder, der Altersdurchschnitt liegt bei 49 Jahren. 14 Prozent sind unter 20 Jahre, 18 Prozent zwischen 40 und 60 und 35 Prozent über 60 Jahre. In den letzten zehn Jahren konnten laut dem Vorsitzenden Martin Buck 200 neue Mitglieder gewonnen werden, vor allem durch Mitglieder-Werbeaktionen.

 
 
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