Von den Steelers zu den Falken: Adam Borzecki steht im Derby-Fokus Pikante Rückkehr des Ex-Kapitäns

Von Andreas Eberle
Ein Anblick, an den sich Steelers-Fans erst noch gewöhnen müssen: Bietigheims früherer Kapitän und Meisterspieler Adam Borzecki trägt eine Sportjacke des Erzrivalen Heilbronner Falken. Bei den Unterländern fungiert der 42-Jährige seit zweieinhalb Wochen als Co-Trainer. ⇥ Foto: Michael Sigl//mago Images

Der langjährige Steelers-Profi Adam Borzecki ist jetzt Assistenzcoach bei den Heilbronner Falken. Im DEL2-Derby schlagen zwei Herzen in seiner Brust.

Mit einem „komischen Gefühl“, wie er selbst sagt, wird Adam Borzecki heute die EgeTrans-Arena betreten. Zwischen 2014 und 2018 trug der 42-jährige Deutsch-Pole für vier DEL2-Spielzeiten das Trikot der Bietigheim Steelers. Beim SCB avancierte er nach seinem Wechsel aus Schwenningen auf Anhieb zum Kapitän und wurde mit dem Klub zweimal Meister. Nun kehrt Borzecki als Vertreter des Erzrivalen Heilbronner Falken an seine alte Wirkungsstätte zurück: Wenn die Steelers und die Unterländer an diesem Dienstag (19.30 Uhr/Live auf Sprade TV) im dritten Saisonderby um den Sieg kämpfen, steht der einstige Verteidiger als Co-Trainer der Gäste an der Bande.

„So eine Rückkehr ist immer speziell. Ich freue mich darauf, denn ich hatte als Spieler vier schöne Jahre in Bietigheim. Mit Zuschauern wäre es aber noch mal etwas anderes“, sagt Borzecki, der mit seiner Familie noch immer in der Stadt wohnt. Somit tritt das ein, was für die Fans beider Vereine eigentlich kaum vorstellbar ist: Im Prestigeduell schlagen zwei Herzen in seiner Brust.

Zum Assistenten-Job bei den Falken war Borzecki vor zweieinhalb Wochen wie die Jungfrau zum Kind gekommen: Nach dem Rauswurf des Schweizers Michel Zeiter suchte das Tabellenschlusslicht kurzfristig eine Interimslösung, weil Wunschkandidat Bill Stewart erst aus Kanada einfliegen und noch die Quarantäne hinter sich bringen musste. Der Plan: Bis zum Einstieg des 63-jährigen Italo-Kanadiers sollten HEC-Legende Luigi Calce und Borzecki interimsweise auf der Bank die Stellung halten. Letzterer hatte bis dato bei den Jungadlern Mannheim als U15-Trainer gearbeitet. Doch Heilbronns DEL-Kooperationspartner zögerte keine Sekunde, dem Zweitligisten in der misslichen Lage einen Coach zur Unterstützung zu schicken. Schon seit vielen Jahren beordern die Kurpfälzer ihre Talente zu den Falken, bei denen diese dann per Förderlizenz Wettkampfpraxis erhalten. Eine Win- win-Situation für beide Seiten.

Von einem großen Trainer lernen

„Als Luigi und ich das Team übernommen haben, war unser erstes Ziel, den Spielern wieder den Spaß am Eishockey und die Liebe zu unserem Sport zu vermitteln“, sagt Borzecki über seine ersten Tage als Falke. Mit Stewarts Quarantäne-Ende ist der Ex-Bietigheimer ins zweite Glied gerückt. Der dritte Mann im Bunde ist der Finne Ilkka Pakarinen, der schon unter Zeiter als Assistent dabei war. Das neue Trainertrio startete gleich mit zwei Siegen innerhalb von vier Tagen durch: Zum Einstand gab’s ein 5:3 in Crimmitschau, am Sonntag folgte ein 6:4 gegen die Lausitzer Füchse – nach einem 1:4-Rückstand, wohlgemerkt. Borzecki will sich bis zum Saisonende von Stewart, der Mannheim vor 20 Jahren zum DEL-Titel geführt hat, möglichst viel abgucken: „Ich freue mich darauf, mit so einem erfahrenen und weltweit bekannten Trainer zusammenzuarbeiten. Schon die ersten Tage mit ihm habe ich sehr genossen.“

Im Ellental war man gerade in Fankreisen allerdings wenig begeistert davon, dass der frühere Kapitän und Sympathieträger ausgerechnet beim ungeliebten Nachbarn angeheuert hat. „Als bekannt wurde, dass ich bei den Falken aushelfe, habe ich viele Nachrichten bekommen, nach dem Motto: ,Was machst du?’ Die Kommentare waren aber nicht böse gemeint, sondern als Spaß“, sagt Borzecki und beteuert: „Natürlich weiß ich um die Rivalität zwischen beiden Klubs, aber Arbeit ist Arbeit. Ich bin froh, Erfahrung bei einer Profimannschaft sammeln zu dürfen. Es wäre nicht schlau von mir gewesen, diese Chance nicht zu nutzen.“

Auf den SCB folgen die Jungadler

Nach dem Laufbahnende 2018 hatte er beim Steelers-Stammverein SC Bietigheim-Bissingen seine ersten Sporen als Übungsleiter verdient – erst in der U15, dann in der U17. Im April 2020 trennten sich aber die Wege. „Das war nicht meine Entscheidung. Mir wurde damals mitgeteilt, dass es nicht passt“, stellt Borzecki fest. Doch der neunfache WM-Teilnehmer mit Polen hatte Glück im Unglück: Der DEL-Topklub aus Mannheim bot ihm eine Stelle bei den Jungadlern an. „Etwas Besseres hätte ich mir nicht wünschen können, denn dort konnte ich den nächsten Schritt als Trainer machen.“ Und ein weiterer Schritt führt ihn heute direkt wieder zurück zu den Steelers. Nur eben auf der anderen Seite.

 
 
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