Von der Gemeinschaftsschule zum beruflichen Gymnasium Schüler reden über den Schulwechsel

Von Rena Weiss
Von links: Noa Spanoudakis, Franz Michel, Svenja Kreuzhuber, Annikki Pasmakis und Olivia Minier haben alle einen Abschluss an einer Gemeinschaftsschule und sind seit September am Technischen und Wirtschaftsgymnasium in Bietigheim-Bissingen.⇥ Foto: Martin Kalb

Fünf Absolventen einer Gemeinschaftsschule reden mit der BZ über ihren Wechsel zum beruflichen Gymnasium, die Unterschiede der Schularten und ob sie sich eine Oberstufe wünschen.

Die Diskussion um eine Oberstufe der Gemeinschaftsschulen (GMS) im Kreis Ludwigsburg wird schon lange geführt. Doch oft wird sie vom Kultusministerium, Verwaltungen, Schulleitern, Lehrern und Eltern geführt, die Schüler kommen dabei kaum zu Wort. Die BZ hat fünf ehemalige GMS-Schüler gefragt, ob sie sich eine Oberstufe gewünscht hätten und wie der Übergang zu ihrer jetzigen Schule, dem Beruflichen Schulzentrum Bietigheim-Bissingen (BSZ), geklappt hat.

Olivia Minier, Annikki Pasmakis, Svenja Kreuzhuber, Franz Michel und Noa Spanoudakis besuchen seit September das Technische und das Wirtschaftsgymnasium des BSZ. „Der Unterricht hat eine andere Form und die Gestaltung der Lehrer ist anders“, vergleicht Franz Michel seine ehemalige Gemeinschaftsschule mit dem Gymnasium. Annikki Pasmakis erwähnt ebenfalls den ungewohnten Frontalunterricht, erfreut sich aber an der selbstständigen Arbeit, die gefordert werde. Das findet auch Olivia Minier gut, allerdings „ist es an der GMS persönlicher“, sagt die Schülerin. „Es gibt in allem einen Unterschied“, fasst es Svenja Kreuzhuber zusammen, ohne dabei die eine Schulart der anderen vorzuziehen.

Chance zur Entwicklung

„Ich musste nie meine Hobbys vernachlässigen, um für die Schule zu lernen“, zählt Minier einen weiteren Vorteil ihrer ehemaligen Schule auf. Auch Svenja Kreuzhuber lobt: „An der Gemeinschaftsschule kann man sich entwickeln. Ich selbst hatte eine Hauptschulempfehlung und habe die GMS dann mit einem Notendurchschnitt von 1,6 abgeschlossen.“ Noa Spanoudakis ist als einziger der fünf im Technischen Gymnasium statt im Wirtschaftsgymnasium: „Die Werkstätten hier sind größer und besser ausgestattet.“

Schulleiter Stefan Ranzinger sagt, „die neu aufgenommenen Gemeinschaftsschüler finden sich ähnlich gut zurecht wie ihre Mitschüler aus den anderen Schularten.“ Denn auch die kommen aus ganz unterschiedlichen Schulen und mit unterschiedlichen Niveaus ins berufliche Gymnasium. Natürlich sei der Schritt aufs berufliche Gymnasium mit einer gewissen Umstellung und Eingewöhnungsphase verbunden, so Abteilungsleiter Tilmann Holzwart, aber dies betreffe die Realschulabsolventen in gleicher Weise. Einzig in Mathematik gebe es einen messbaren Leistungsunterschied zwischen den ehemaligen GMS-Schülern und ihren Mitschülern aus Realschulen und Gymnasien, wie die vergangene Woche ausgeteilten Zeugnisse fürs Schulhalbjahr zeigen. Während die GMS-Absolventen in Mathe einen Notendurchschnitt von 3,9 erreichten, hatten die restlichen Schüler einen Schnitt von 3,2. „Das Niveau an dem BSZ ist höher“, erklärt Franz Michel.

Das zeigt sich auch in einer Umfrage, die das Schulzentrum bereits Anfang Januar mit den ehemaligen Gemeinschaftsschülern gemacht hat (siehe Infokasten). Hier gaben die befragten Schüler an, ob sie notenmäßig mit Mitschülern aus der Realschule oder dem Gymnasium „gut mithalten“ (30 Prozent), „im Großen und Ganzen mithalten“ (40 Prozent) und „weniger mithalten“ können (30 Prozent). Dennoch, auf die Frage hin, ob sie eine GMS-Oberstufe dem BSZ vorgezogen hätten, sagen 60 Prozent nein. 40 Prozent hätten dieses Angebot gerne angenommen. Allerdings gibt es im Kreis keine Oberstufe für die Gemeinschaftsschulen, da die benötigte Schülerzahl nicht zustande kommt. Stefan Ranzinger hält dies aber auch nicht für nötig: „Wir nehmen seit mehr als vier Jahrzehnten Schüler aus vielen verschiedenen Schulen auf und führen sie erfolgreich zum Abitur. Weshalb sollte uns das nicht auch mit Gemeinschaftsschülern gelingen?“

 
 
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