Vortrag in Freudental: Leben ohne Plastik Aus dem eigenen Erfahrungsschatz geplaudert

Von Uwe Deecke
Nadine Schubert lebt seit sieben Jahren ohne Plastik. Beim Freudentaler Arbeitskreis „Energie und Nachhaltigkeit“ gab sie Tipps im gut besuchten Gemeindehaus. ⇥ Foto: Oliver Bürkle

Bestseller-Autorin Nadine Schubert gab am Mittwoch spannende Einblicke in ein Leben ohne Plastik.

Nach dem ausgefallenen Vortrag „Besser leben ohne Plastik“ im Januar fand nun der Ersatztermin zu einer Zeit statt, in der viele Veranstaltungen abgesagt werden. Dennoch war der Vortrag am Mittwoch in Freudental bestens besucht. Die Referntin, Autorin und Mutter Nadine Schubert aus der Nähe von Bamberg entschuldigte sich für ihr Fehlen damals und hatte auch eine Spende für die Organisatoren vom Arbeitskreis „Energie und Nachhaltigkeit“ dabei, bevor sie in das Thema einführte.

Damals vor sieben Jahren habe sie hochschwanger eine Reportage über Müll in den Weltmeeren und Weichmacher gesehen, die sie sehr betroffen gemacht habe. „Es hat mich schon ziemlich erschreckt, was wir da so tun auf dieser Welt“, so Schubert, die von da an ihr Leben Schritt für Schritt umstellte. Der erste Schritt war die Umstellung von Tetrapack und Plastikflaschen auf Glas, der Teil, für den ihr Mann noch heute zuständig ist. Den ganzen Rest erledige sie selbst und es sei gar nicht so schwer, wenn man Dinge einfach länger behalte und nicht wegschmeiße. Sie sei zur „großen Repariererin“ geworden, bis hin zu den Flip-Flops, die es dann noch ein paar Jahre tun.

„Den Dingen einen Wert geben“, lautet eine ihrer Maximen, nach denen sie seit sieben Jahren konsequent ihren Alltag verändert. Man müsse umdenken und sich vom Konsumwahn verabschieden, Käufe für die Mülltonne, wie es sie vorher gab, seien ein Tabu. Dazu zählen ihrer Meinung nach vor allem Lebensmittel in Plastikverpackungen, die oft aus so vielen Komponenten bestehen, dass die nicht mehr recycelbar seien. „Der Müll wandert ins Ausland“, machte Schubert deutlich, und er werde entweder verbrannt oder auch von Brücken in Flüsse gekippt, wo er dann ins Meer gespült werde. „Da ist auch unser Plastik dabei“, so die engagierte Frau, die in ihrem 300-Seelen-Dorf  Nachahmer fand.

Kein Bäcker und Metzger

Dort gebe es zwar drei Wirtschaften, aber keinen Bäcker oder Metzger, und so kaufe sie auf Vorrat im nächsten Unverpackt-Laden. Bei den nächsten Bäckern gehe es auch mit einer Stofftasche statt mit Papier oder Plastik, und das regionale Obst und Gemüse werde ins Haus geliefert. Zehn Abonnenten gebe es inzwischen in Neuschleichach, das so klein sei wie es klinge, so Schubert in ihrem fränkisch-unterhaltsamen Vortrag. Kaffee gebe es beim Monatseinkauf ohne Verpackung, die Milch im Pfandglas, die Kekse beim Bäcker in der mitgebrachten Dose.

Zum Thema Mikroplastik kam die Autorin im zweiten Teil. Reifenabrieb und Kleidung seien die Hauptverursacher, und vor allem bei der Kleidung könne man etwas tun, bevor die Fasern über die Wäsche ins Abwasser und über den Klärschlamm zum Teil auch wieder auf die Äcker gelangen. Heute gebe es Apps fürs Smartphone, die über den Barcode die Zusammensetzung der Produkte auslesen könnten.

Ein mitgebrachtes Stück Seife, dass es billig zu kaufen gibt, ist Ausgangspunkt für ihr eigenes Waschmittel. Es wird gerieben, mit Wasser vermengt und umgerührt, bis über Nacht ihr Waschmittel entstanden ist. So vermeidet sie Mikroplastik, das es auch in allen Pflegeprodukten in Unmengen gebe. Ihr Seifenstück ohne Palmöl reiche für einen Jahresvorrat und für 160 Waschmaschinen, erklärte die Fränkin. Wie man selbst Frischkäse oder Brotchips herstellt, erläuterte sie am Ende. Mit Gummibärchen, die mit Weichmacher auch Hormone in den Körper bringen, tue man seinen Kindern keinen Gefallen.

Schon jetzt seien die Hersteller am Umdenken, denn es gehe um ihren Profit. Und hier habe der Verbraucher mehr Macht, als er glaube. „Wir als Kunden können schon viel bewirken“, ist Schubert überzeugt.

 
 
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