Vorwürfe gegen Vorstand der VR Bank Ludwigsburg Betriebsratschefin vor der Abwahl

Von Michael Soltys
Die Zentrale der Volksbank Ludwigsburg. Sie ist eines der drei Vorgänger-Unternehmen der heutigen VR Bank.⇥ Foto: Helmut Pangerl

Wieder einmal steht Andrea Widzinski im Fokus. Im Verein mit Verdi erhebt sie schwere Vorwürfe gegen den Vorstand der VR Bank. Er soll Druck auf die Mitarbeitervertretung ausüben.

Seit 25 Jahren ist Andrea Widzinski freigestellte Betriebsrätin, erst bei der Volksbank Ludwigsburg, jetzt bei der fusionierten VR Bank. Ob sie es an diesem Mittwochmorgen noch sein wird, das bezweifelte sie selbst am Vortag. „Meine Kollegen werden mich abwählen“, sagte die 58-Jährige Stunden vor einer entscheidenden Sitzung des Betriebsrats im Gespräch mit der BZ.

Die Abstimmung ist der vorläufige Höhepunkt eines Konflikts in den Reihen der 13 Betriebsratsmitglieder, der seit einigen Wochen schwelt. Noch am 11. März, der konstituierenden Sitzung des neu gewählten Gremiums, war Widzinski einstimmig zur Vorsitzenden gewählt worden, wie in vielen Wahlperioden zuvor. Nur einen Monat später war der Betriebsrat bereits derart zerstritten, dass aus seinen Reihen der Antrag gestellt wurde, Widzinski abzuwählen und einen anderen Vorsitzenden einzusetzen.

Von den fünf Mitgliedern, die über die Liste der früheren Volksbank Ludwigsburg in den Betriebsrat der fusionierten Bank gewählt wurden, glaubt Widzinski sich weiter unterstützt, wie sie im Gespräch mit der BZ sagte. Die Opposition sitzt in den Reihen der je vier Mitglieder der früheren VR Bank Asperg-Markgröningen und der VR Bank Neckar Enz in Besigheim, vermutet sie. Gründe für die Abwahl ihrer Vorsitzenden haben die Antragsteller nicht genannt. Das betonen sowohl Andrea Widzinski als auch Frank Hawel, der Sekretär der Gewerkschaft Verdi, der an einer Sitzung des Betriebsrats als Gast teilgenommen hat. Beide allerdings geben zu verstehen, dass sie den internen Streit als eine Folge des Drucks sehen, den der Vorstand und insbesondere  Vorstandschef Timm Häberle auf Mitglieder des Betriebsrats ausgeübt habe.

Starke Persönlichkeit

Nach seinem Eindruck „steckt der Vorstand dahinter“, sagte Hawel wörtlich gegenüber der BZ. Häberle habe ein Problem mit der erfahrenen und starken Persönlichkeit Widzinskis. Der Druck, den er auf einzelne Mitglieder des Gremiums ausgeübt habe, hat nach der Einschätzung Hawels dazu geführt, dass ein Teil des Betriebsrats sich gegen Widzinski positioniert hat. Ein anderer Teil des Gremiums sei des Streits überdrüssig geworden und suche eine andere Form der Zusammenarbeit mit dem Vorstand, offensichtlich auf Basis größerer Harmonie. Doch der Gewerkschaftssekretär warnt: „Das geht nur solange gut, wie es dem Vorstand gefällt.“

Der Konflikt zwischen dem Vorstandschef und Widzinski geht längst über Animositäten und Nickligkeiten hinaus, folgt man der langjährigen Vorsitzenden. Auf eine vermeintlich fehlerhafte Krankmeldung sei eine Ermahnung gefolgt. Weil sie auf einem Kundenparkplatz ihr Auto abgestellt habe, seien ihr im Falle der Wiederholung Konsequenzen angedroht worden. Ihr Gehalt sei gekürzt worden, mit der Begründung, sie sei falsch eingestuft.  Dieser Fall sei bereits vor dem Arbeitsgericht anhängig, sagt Widzinski, die selbst im Ehrenamt Richterin am Landesarbeitsgericht in Stuttgart ist.

Und sie wird deutlich: „Ich wurde mit schwachsinnigen Behauptungen angegangen.“ Das Vorgehen erinnere sie an die Auseinandersetzung mit Karlheinz Unger, dem damaligen Vorstandschef, mit dem Widzinski vor ziemlich genau 15 Jahren ebenfalls einen scharfen Konflikt austrug und siegte. „Ich habe ein regelrechtes Deja Vu“, sagte sie.

Vorstand nimmt Stellung

Gewerkschaftssekretär Hawel sieht in dem Vorgehen des Bankvorstands eine klare Taktik, „die Vorsitzende zu diskreditieren.“ Der auf diese Weise angegriffene Timm Häberle versicherte gegenüber der BZ allerdings, dass sich der gesamte Vorstand in der internen Auseinandersetzung des Betriebsrates „völlig neutral“ verhalte. „Wir möchten nicht in einen Konflikt hineingezogen werden, der nicht unserer ist“, sagte Häberle. Auf Nachfragen der BZ, beispielsweise zur arbeitsrechtlichen Auseinandersetzung mit Widzinski, ging der Vorstandschef nicht im Einzelnen ein. Die VR Bank Ludwigsburg, fusioniert aus den drei Vorgänger-Unternehmen, werde sich an die Gesetze halten und die Dinge sauber und ohne Ansehen der Person regeln.

 
 
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