VVS-Chef im BZ-Gespräch Viel zu klären vor der S5-Verlängerung

Von Frank Ruppert
Selbst wenn die S5 über Bietigheim hinaus verlängert würde, müsste wohl ein Teil der Waggons dort abgekoppelt werden, glaubt VVS-Chef Thomas Hachenberger⇥ Foto: Helmut Pangerl

Der Geschäftsführer des VVS gibt im Gespräch mit der BZ seine Einschätzung zur S-Bahn-Verlängerung, Stadtbahnplänen und dem Erfolg der Stadttickets im Landkreis Ludwigsburg.

Die Bilanz zum Corona-Jahr 2020 hat der Verkehrsverbund Stuttgart, zu dem unter anderem die öffentlichen Verkehrsmittel im Landkreis Ludwigsburg gehören, am Donnerstag veröffentlicht. Erstmals seit 23 Jahren gibt es pandemiebedingt einen Rückgang der Fahrgastzahlen statt 394 Millionen Fahrten wie 2019, sind 2020 nur 240 Millionen gezählt worden. Im Rahmen der Bilanz geht der VVS-Geschäftsführer Thomas Hachenberger gegenüber der BZ auf einige Themen im Landkreis ein.

Verlängerung der S-Bahn
bis Vaihingen

Hachenberger ist selbst Vaihinger und kennt die Thematik aus eigener Erfahrung als Fahrgast gut. Er kann verstehen, warum sich Menschen eine S-Bahn wünschen. Neben der verlässlichen Taktung und den Umsteigemöglichkeiten spielte natürlich auch das Image des Modells S-Bahn eine Rolle. „Man muss aber auch sehen, dass man mit dem Regionalexpress, wenn er fährt, schneller am Hauptbahnhof Stuttgart ist“, sagt der VVS-Geschäftsführer. Zudem habe es schon Verbesserung bei den Regionalzügen gegeben. „Was auch zu bedenken ist, dass man in Vaihingen die S-Bahn nicht enden lassen kann, weil es keinen Platz gibt, sie dort abzustellen und zu wenden“, so Hachenberger. Möglich wäre, sie weiter zu führen bis Mühlacker. In Bietigheim müsste man die S-Bahn teilweise abkoppeln und das koste Zeit. „Es geht immer auch um die Pünktlichkeit im Gesamtsystem“, gibt er zu Bedenken. Außerdem sollte den Gemeinden klar sein, dass sie den Regionalzug nun kostenlos bekommen, für die S-Bahn aber ein kommunaler Beitrag fällig würde. „Der ist nicht enorm, aber wird auch in der Zukunft eher steigen“, erklärt Hachenberger. Er hoffe, dass sich Verband Region Stuttgart und die Nahverkehrsgesellschaft Baden-Württemberg als Planer zusammensetzen und eine Lösung vorschlagen.

Stadtbahn Ludwigsburg und Strecke nach Markgröningen

Die Reaktivierung der Strecke der Ludwigsburg-Markgröningen sei schon lange überfällig, meint Hachenberger. Jetzt sei der Zeitpunkt aber genau richtig, weil die Bundesfördermittel aufgestockt wurden. „Landrat Dietmar Allgaier hat das erkannt und forciert das Thema jetzt zurecht“, sagt der VVS-Chef. Zur Stadtbahn in Ludwigsburg im engeren Sinn sieht Hachenberger eine klare Tendenz zur Niederflurbahn. Damit sei aber wohl trotzdem eine Anbindung an die Stadtbahn in Remseck denkbar.

Schusterbahn-Verlängerung bis Bietigheim-Bissingen

Klar sei, dass die Schusterbahn zwischen Kornwestheim und Untertürkheim in jetziger Form nicht mehr so nachgefragt sei wie früher, als sie für Salamander- und Daimler-Mitarbeiter ins Leben gerufen wurde. Eine Verlängerung bis Bietigheim beziehungsweise Esslingen oder Plochingen könne also laut Hachenberger Sinn ergeben. Man müsse natürlich die Untersuchungen abwarten. Die Frage sei dann auch, ob es eine S-Bahn oder eher ein Regionalzug werde.

Erfolg der Stadttickets im
Landkreis Ludwigsburg

Das „Seuchenjahr“ habe auch bei den Stadtticketverkäufen seine Spuren hinterlassen. Zunächst stellt Hachenberger im Gespräch aber das Positive heraus: „In Ludwigsburg wird bald das einmillionste Einzel-Stadtticket verkauft“, freut sich der VVS-Chef. Selbst 2020 habe man 300 000 solcher Tickets verkauft in der Barockstadt.

„In Bietigheim hatte man das Pech im Pandemiejahr zu beginnen dafür sind die Zahlen ok“, findet Hachenberger. Mit 11 306 Stadttickets sei ein guter Anfang gemacht. Es lohne sich vor allem für die Menschen aus den Stadtteilen. Enttäuschend verlaufe der Verkauf dagegen etwa in Besigheim, wo laut Hachenberger erst 134 Stadttickets verkauft wurden 2020. Diese Ticketart komme eben nicht überall gleich gut an. Man werde aber nochmal auf Bürgermeister Bühler zugehen und versuchen, für das Stadtticket in der Bevölkerung zu werben. „Es ist aber schwierig für mehr Busfahrten zu werben, wenn die Kanzlerin gleichzeitig von Ausflügen abrät“, gibt der VVS-Geschäftsführer zu.

 
 
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