Wahlveranstaltung Wer folgt auf Volker Godel?

Von Jörg Palitzsch und Gabriele Szczegulski
Am 1. Mai ist der Schreibtisch von Volker Godel geräumt. Wer anschließend die Geschicke der Gemeinde Ingersheim führt, entscheidet sich am 16. Februar. Im Vorfeld findet am 23. Januar  eine Podiumsdiskussion der Bietigheimer Zeitung statt.   ⇥ Foto: Martin Kalb

Am 23. Januar können sich die Ingersheimer Bürger bei einer Veranstaltung der Bietigheimer Zeitung ein Bild von den Bewerbern um das Bürgermeisteramt machen.

Der Kampf um die Nachfolge des Ingersheimer Bürgermeisters Volker Godel hat inzwischen mächtig an Fahrt aufgenommen. Die ersten Plakate hängen und auch in den sozialen Medien sind Simone Haist und Thorsten Majer fast täglich aktiv. Andreas Oberman will mit seiner Bekanntheit punkten.

Volker Godel gibt am 1. Mai sein Amt ab, das er seit 1996 innehatte – immerhin 24 Jahre. Er reiht sich damit in die kleine Riege der Ingersheimer Bürgermeister ein, die alle lange Jahr für die Gemeinde im Einsatz waren. Karl Braun war von 1945 bis 1964 Bürgermeister von Großingersheim, seine Hauptaufgabe war der Wiederaufbau der im Krieg stark zerstörten Gemeinde. Ihm folgte Martin Maier, der ab 1964 insgesamt 32 Jahre lang im Amt war. Zunächst in Großingersheim mit seinen 2400 Einwohnern. Im Oktober 1971 übernahm er als Amtsverweser auch die Geschäfte der Nachbargemeinde Kleiningersheim und nach dem freiwilligen Zusammenschluss zur Gemeinde Ingersheim wurde Maier 1972 zum Bürgermeister der Gesamtgemeinde gewählt. Er sollte es bis 1996 bleiben.

Drei Bürgermeister seit 1945 sprechen für eine Stetigkeit an der Verwaltungsspitze, die für die Nachfolgerin oder den Nachfolger in einer schnelllebigen Zeit ein Ansporn in der täglichen Arbeit sein kann.

Diplom-Verwaltungswirtin Simone Haist (41) als auch Rechtsanwalt Thorsten Majer (41) verfolgen dann auch mit einer gewissen Stetigkeit einen Wahlkampf, der die Bürger direkt anspricht, und am Wahltag, 16. Februar, schließlich zum Erfolg führen soll.

Thorsten Majer hat bislang positive und ermutigende Rückmeldung auf seine Kandidatur erhalten. „Ob bei Hausbesuchen oder bei anderen Terminen, ich komme schnell mit den Bürgerinnen und Bürgern ins Gespräch, dabei hilft es natürlich, dass viele meine bisherige Arbeit für die Gemeinde und mich kennen und schätzen“, so Majer. Dass es mitunter Leute gibt, die einem nicht wohlwollend gegenüberstehen oder ihre Vorurteile pflegen möchten, damit wisse er umzugehen. Zudem brauche man auch als Bürgermeister ein dickes Fell und sollte sich von so etwas nicht aus der Ruhe bringen lassen.

Für Simone Haist passt die Bezeichnung „Wahlkampf“ nicht zu ihrer persönlichen Einstellung. „Es geht mir nicht darum, jemanden zu bekämpfen oder zu besiegen. Ich stehe grundsätzlich für das Miteinander, nicht für das Gegeneinander. Bei dieser Bürgermeisterwahl entscheiden die Wählerinnen und Wähler darüber, wen sie am geeignetsten für die Ausübung des Amtes halten.“ Seit Beginn der Ausschreibung sei sie im Ort unterwegs und erlebe hierbei zunehmend Zuspruch.

Hausbesuche und das direkte Gespräch sind beiden Bewerbern um das Bürgermeisteramt wichtig. „Das direkte Gespräch auf Augenhöhe ist der beste Weg, um einen richtigen Eindruck zu gewinnen, was die Bürgerinnen und Bürger bewegt und beschäftigt und um selbst einen Eindruck zu hinterlassen“, sagt Majer. Er sei sehr gerne von Haus zu Haus unterwegs. Für ihn sei das die schönste Art des Wahlkampfs neben den „Auf ein Wort“-Gesprächsrunden, die Majer seit Anfang November letzten Jahres anbietet.

Auch Simone Haist setzt auf das persönliche Gespräch. Die Grundlage einer guten Arbeit als Bürgermeisterin bilde der persönliche Kontakt mit denen, um die es gehe, den Bürgerinnen und Bürgern. „Durch die Gespräche erfahre ich, was in Ingersheim gut läuft und auch, wo der Schuh drückt. Gleichzeitig kann ich mich bei den Hausbesuchen vorstellen und meine menschlichen und fachlichen Qualitäten vermitteln.“ Somit könnten sich die Wählerinnen und Wähler direkt ein persönliches Bild von ihr machen. Dies führt die Kandidatin auf ihrer Facebook-Seite weiter, auf der sie über ihre Aktivitäten und Veranstaltungen berichtet. Eine wesentlichere Rolle spiele ihre Internetseite, auf der sie über Ingersheimer Themen, ihre Qualifikationen und über Persönliches informiert. „Ein direktes Gespräch kann dadurch jedoch nicht ersetzt werden. Deshalb freue ich mich auf die Kandidatenvorstellungen, die Podiumsdiskussionen und meine eigenen Bürgerdialoge, die ich in Großingersheim und Kleiningersheim anbiete“, so Haist.

Majer nutzt im Wahlkampf die sozialen Medien als Ergänzung. Da es mittlerweile eine große Zahl von Menschen geben würde, die sich stark an sozialen Medien orientieren, sei es ihm wichtig, dort auch immer wieder Informationen zu geben und von „unterwegs“ zu berichten. Ihm ist es dabei ein Anliegen, dass in den sozialen Medien auf demselben Niveau wie im „echten Leben“ kommuniziert wird – „dennoch ist mir die persönliche Ansprache und Diskussion wichtiger“, so Majer.

Auf die klassischen Mittel wie Plakate, die seit dem letzten Wochenende hängen, und Flyer werden beide trotz persönlicher Gespräche und Facebook nicht verzichten. Einen ersten kleinen Informationsflyer verteilt Simone Haist bereits seit Wochen während ihrer Hausbesuche. „Mein Prospekt, in dem ich meine Ideen und Vorstellungen für die künftige Zusammenarbeit in Ingersheim vorstelle, wird im Laufe des Januars noch verteilt werden“, kündigt die Kandidatin an. Ihre Absicht war es, erst gut zuzuhören, um dann die Themen aufgreifen zu können.

Auch Thorsten Majer ist mit einem Prospekt samt Wahlprogramm bei seinen Hausbesuchen seit Beginn des Jahres unterwegs. „Den Prospekt als auch die wichtigsten Inhalte davon sind natürlich auch auf meiner Internetseite verfügbar“, so der Kandidat. Und falls jemand einen Prospekt wünsche, bevor er persönlich vorbeikomme, genüge eine kurze Nachricht per Telefon oder Mail.

„Da gibt es mehrere“, sagt Thorsten Majer auf die Frage, ob sich für ihn schon Schwerpunkt herauskristallisiert hätten. Neben der Neugestaltung der Ortsmitte in Großingersheim liege ihm die Problematik des Schleichverkehrs in verschiedenen Straßen am Herzen. Außerdem wolle er ein regelmäßiges Bürgergespräch mit der Verwaltungsspitze in beiden Teilorten etablieren. Und die Anpassung der Öffnungszeiten des Rathauses an die Lebenswirklichkeit der Menschen wolle er bei einem Wahlsieg auch zügig umsetzen.

Simone Haist sieht eine offene Kommunikation der Gemeinderatsarbeit und nachvollziehbare Verwaltungsentscheidungen als Grundlagen für das Vertrauen der Bevölkerung in ihre Verwaltung und den Gemeinderat an. „Die Einbeziehung der Bürgerinnen und Bürger in wichtige Entscheidungen der Gemeindeentwicklung halte ich für wesentlich.“ Als Verwaltungsfachfrau und Expertin im Bereich Personalführung sei es ihr ein besonderes Anliegen, dass im Rathaus ein gutes Betriebsklima herrsche und der Servicegedanke gelebt werde. Die Menschen sollten ihr Rathaus zufriedener verlassen, als sie es betreten haben. Bei allem sei eine gute finanzielle Ausstattung der Gemeinde Grundlage zur Erfüllung der vielfältigen Aufgaben. „Dies stellt aktuell und zukünftig eine große Herausforderung dar, der ich mich stellen kann und will“, sagt Simone Haist.

Dritter Bewerber: Andreas Oberman aus Kleiningersheim

Es gibt einen dritten Bewerber um die Nachfolge von Bürgermeister Volker Godel. Schon Anfang Dezember, so teilte Ingersheims Hauptamtsleiterin Stefanie Burk am Mittwoch mit, hat der Kleiningersheimer Andreas Oberman seine Bewerbung auf dem Rathaus abgegeben. Da Werbung für ihn keinen Sinn mache, wie der 56-Jährige im Gespräch mit der BZ mitteilte, ging er mit seiner Kandidatur auch nicht an die Öffentlichkeit. „Mich kennen so viele Leute, da brauche ich nicht mit teuren Plakaten und der Zeitung auf mich aufmerksam machen, das reicht, wenn mein Name auf dem Wahlzettel steht“, sagte er.

Andreas Oberman ist 56 Jahre alt, verheiratet und wohnt in Kleiningersheim. Er ist Diplom-Kaufmann und war nach eigenen Angaben bis vor einem Jahr selbstständig. Bürgermeister von Ingersheim will er werden, „weil ich rechnen kann, was viele Bürgermeister nicht können, und weil ich die Begebenheiten in Ingersheim genau kenne“, so Oberman. Welche Themen den Ingersheimern auf den Nägeln brennen, „darum werde ich mich kümmern, wenn es so weit ist“. Im Großen und Ganzen aber wolle er die Geschäfte so fortführen wie es Volker Godel machte, „denn der hat es gut gemacht“, so Oberman. Er wolle keine „Sprechblasen“ von sich geben, sondern „immer konkrete Lösungsansätze für Probleme“ präsentieren. Welche das sind, wollte Oberman nicht sagen, „das wird sich zeigen“.

Ob sich der 56-jährige Andreas Oberman als dritter Bürgermeisterkandidat auf der BZ-Wahlveranstaltung am 23. Januar präsentiert, stand zu Redaktionsschluss noch nicht fest, eingeladen wurde er.

Info Am Donnerstag, 23. Januar, treffen Simone Haist und Thorsten Majer zum ersten Mal bei einer Veranstaltung der BZ direkt aufeinander, bei der sie ihre Standpunkte zur Ingersheimer Kommunalpolitik kundtun können. Auch der dritte Kandidat, Andreas Oberman, wurde zur Wahlveranstaltung eingeladen, ob er kommt, steht noch nicht fest. Das Publikum hat ab 19.30 Uhr die Möglichkeit, Unterschiede zu erkennen, aber auch Stärken und Schwächen. Das Publikum kann auch Fragen stellen.

 
 
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