Waldbegehung im Kirbachtal Klimawandel ist auch im heimischen Wald angekommen

Von Michaela Glemser
Theo Wöhr zeigt die Zustandskarten von einigen Baumarten, die inzwischen viele rote und gelbe Stellen für schadhafte Pflanzen statt grüner Flecken für völlig gesunde Bäume aufzeigten. Foto: /Martin Kalb

Revierförster Theo Wöhr erklärt bei einer Walderkundung Kulturmaßnahmen am Baiselsberg.

Die Sorgenfalten auf der Stirn von Revierförster Theo Wöhr werden angesichts des Zustands des Waldes im Kirbachtal größer. Dies wurde am Freitagnachmittag bei einer Waldbegehung mit rund 30 Teilnehmern im Rahmen der aktuellen Ausstellung „Klimaflucht-Klima macht Geschichte(n)“ des Stadtmuseums Sachsenheim deutlich.

„Der Klimawandel ist längst in unserem Wald angekommen“, erklärte Wöhr und zeigte die Zustandskarten von einigen Baumarten, die inzwischen viele rote und gelbe Stellen für schadhafte Pflanzen statt grüner Flecken für völlig gesunde Bäume aufzeigten. Besonders betroffen von den Schäden sind dabei die Fichten, die nur noch fünf Prozent des Baumbestands im Forstrevier Kirbachtal der Stadt Sachsenheim ausmachen. „In Zukunft wird es in unserem Stadtwald wohl kaum mehr Fichten geben. Besser sieht es bei den Buchen aus, bei denen einige Flächen im Stadtwald Anlass zur Hoffnung geben, aber andere wiederum kritisch betrachtet werden müssen“, erläuterte Förster Wöhr beim Spaziergang am Baiselsberg vor den Toren Hohenhaslachs.

Eichen sehen noch gut aus

Noch deutlich positiver entwickeln sich die Eichen, die über 40 Prozent der Bäume im Sachsenheimer Stadtwald ausmachen. „Diese Erkenntnisse berücksichtigen wir bei Neuanpflanzungen, die wir mit Stiel- und Traubeneichen, Elsbeerbäumen, Winterlinden, Hainbuchen oder Vogelkirschen vornehmen. Nadelbäume dagegen sind eher schwierig im Stromberggebiet, wo es immer schon wenig Nadelholz gab“, betonte Wöhr.

Auf einigen Versuchsflächen werden Schwarzkiefern oder Zedern angepflanzt, um zu sehen, wie sich diese Bäume in den kommenden Jahren unter den heimischen klimatischen Bedingungen entwickeln. Förster Wöhr zeigte den Teilnehmern bei der Waldbegehung eine größere Kulturfläche, auf der im Jahr 2020 zahlreiche Fichtenbäume dem Sturm „Sabine“ zum Opfer fielen, der dort ziemlich gewütet hatte. „Wir haben auf dieser Fläche einen Neuanfang mit Eichen- und Elsbeerbäumen sowie Hainbuchen gestartet. Elsbeeren, Hainbuchen, aber auch der Feldahorn sind sehr gute Mischbaumarten für Eichen. Alle Bäume auf dieser Kulturfläche sind wunderbar angewachsen und in einigen Jahren schon so groß, dass die Schutzzäune entfernt werden können“, erklärte Wöhr. Diese Neuanpflanzung sei eine Möglichkeit neben der Naturverjüngung für einen klimastabilen Wald zu sorgen.

Wald wird ans Klima angepasst

Aber auch durch gezielte Pflegeeingriffe kann Schritt für Schritt ein Wald entwickelt werden, der den veränderten klimatischen Bedingungen besser standhält, wie Wöhr an anderer Stelle den Besuchern demonstrierte. Dort werden alle vier Jahre bestehende Eichen, Rot- und Hainbuchen, Douglasien und vereinzelt auch Kiefern in ihrem Wachstum gefördert, indem die Waldarbeiter den Bäumen mehr Platz und Luft verschaffen.

Klimastabiler Mischwald

„Die Douglasie hat Probleme an ganz trockenen Standorten, während die Hain- und Rotbuche mit extremen Hitzeperioden nicht so gut klarkommt. Aber grundsätzlich sind Eichen, Buchen und Douglasien eine gute Basis für eine klimastabilen Laub-Mischwald“, schilderte Wöhr.

Von den rund 1200 Hektar Waldflächen im Stadtgebiet Sachsenheim, sind nach Angaben des Revierförsters, allein 400 Hektar alte Eichenwälder, die auch in Zukunft unbedingt erhalten werden sollen, denn schließlich sei der Wald für uns Menschen lebensnotwendig und daher absolut zu schützen, lautete das Fazit von Wöhr nach der rund zweistündigen Wanderung durch den Forst am Baiselsberg. 

 
 
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