Wiederholt geänderte Planungen, Behördengerangel um die Finanzierung, komplizierte Genehmigungsverfahren – das alles kam gestern zu einem Ende: Die Radwegunterführung unter der B 27-Enzbrücke nahe der Mündung in den Neckar bei Walheim wurde endlich eröffnet. Von einem „Kraftakt“ war die Rede, von einer „nicht ganz leichten Geburt“, von „sieben Jahren des Hoffens und Bangens“.
Walheim „Keine ganz leichte Geburt“
Mehr als sieben Jahre dauerte der Kampf um die Radwegunterführung unter die Enz-Brücke bei Walheim. Am Donnerstag wurde sie endlich eröffnet.
Kampf schien schon verloren
„Die Sache war es wert“, kommentierte Regierungspräsidentin Susanne Bay das Ereignis vor den vielen Besuchern, die zur Eröffnung gekommen waren, darunter die beiden Landtagsabgeordneten Tayfun Tok (Grüne), Tobias Vogt (CDU) und Rainer Wieland für den Verband Region Stuttgart. Im Vereinsdress nahm eine große Delegation des Besigheimer Radsportvereins an der Eröffnung teil, natürlich mit dem Fahrrad.
Schon 2017 hatten die Radsportler gemeinsam mit anderen Bürgern dagegen demonstriert, dass die alte B 27-Enzbrücke durch einen Neubau ersetzt werden sollte, ohne gleichzeitig eine Unterführung für die Radfahrer zu bauen. Einen dürfte die Eröffnung gestern besonders gefreut haben.
Thomas Pulli hatte zusammen mit dem ADFC im Sommer 2018 eine Petition gegen die Pläne in Gang gesetzt, die online auf breite Unterstützung stieß und später im Bundestag eingereicht wurde. Doch im Oktober 2019 wurde die Petition abgelehnt, der Kampf schien verloren. Die Straßenbauverwaltung stellte sich auf den Standpunkt, dass die Querung der Bundesstraße mit einer Ampel genügend sicher sei.
Doch die Initiatoren gaben nicht auf. Und sie hatten Erfolg. Bundes- und Landtagsabgeordnete unterstützten das Projekt ebenso wie Winfried Hermann (Grüne), der Verkehrsminister des Landes. Im Prinzip einigte man sich darauf, dass Bund und Land 90 Prozent der Kosten übernehmen und Walheim und Besigheim sich mit je fünf Prozent beteiligen.
Als Mitte Juli 2021 der Bau der neuen Enzbrücke begann, war das Verfahren aber immer noch in der Schwebe. Nicht zuletzt ging es um den Naturschutz und den Hochwasserschutz. Ausgleichsflächen waren notwendig für das Wasser, das vom Bauwerk verdrängt wird. Erst im Oktober 2023 folgte die Einigung. Es blieb bei der Verteilung der Kosten. Besigheim erklärte sich bereit, flussaufwärts eine Ausgleichsfläche zur Verfügung zu stellen. Damit konnte das Landratsamt seine Zustimmung erteilen.
Teil des Enztal-Radwegs
„Zuletzt waren noch zwei bis drei administrative Hürden zu nehmen“, erinnerte die Regierungspräsidentin an die Endverhandlungen um die Finanzierung und die Ausführung der Unterführung, die in fünf Monaten Bauzeit entstanden ist. An Wilhelm Weiss, den ehrenamtlichen Bürgermeister von Walheim, auf dessen Gemarkung die Unterführung liegt, überreichte sie einen Förderbescheid in Höhe von 900.000 Euro. Christoph Erdmenger, Abteilungsleiter im Stuttgarter Verkehrsministerium, erinnerte daran, dass die Unterführung Teil des überregionalen Enztal-Radweges ist, der in Walheim endet. Baden-Württemberg möchte den Radverkehr nach vorne bringen, dazu müssen aber „die Verbindungen attraktiv gestaltet werden“, begründete er die Notwendigkeit der Unterführung.
Dank an die Nachbarstadt
Die große Resonanz der Bevölkerung auf die Eröffnung zeigt für den ehrenamtlichen Bürgermeister Wilhelm Weiss, „wie wichtig dieser Radweg geworden ist“. Weiss bedankte sich insbesondere bei der Nachbarstadt Besigheim, die durch Bürgermeister Florian Bargmann vertreten war, für die finanzielle Beteiligung und die Unterstützung durch die Ausgleichsflächen.