Noch ist das Haus und der Außenbereich in der Walheimer Ortsmitte eine Baustelle. Doch: „Mit den Lehmbauarbeiten sind wir fertig“, sagt Bauherrin Laura Wuttke. Sie und ihr Mann Denny kernsanieren seit 2019 das Haus aus dem Jahre 1830 – und zwar in traditioneller Bauweise und mit natürlichen Rohstoffen. Wände, Decken, Außenfassade, der Kamin, der Fußboden, das Bad – alles wurde mit Lehm verputzt oder aufgebaut.
Walheimer Haussanierer 47 Tonnen Lehm zu zweit verbaut
Laura und Denny Wuttke haben ein fast 200 Jahre altes Haus in der Ortsmitte von Walheim gekauft und sanieren es eigenhändig. Für ihre Lehmbauarbeiten haben sie den Innovationspreis Lehmbau erhalten.
In alten Techniken saniert
Die kaputten Fachwerkbalken wurden in alter Zimmermannstechnik repariert, die Gefache mit ortstypischem Bruchstein in Lehmmörtel geschlossen, und von außen wurde ein witterungsbeständiger Kalkputz mit Dachshaar aufgebracht. Neue Zwischenwände wurden mit Lehmmauersteinen gemauert und die vorhandenen Lehmwickel aufbereitet. Insgesamt kamen über 47 Tonnen Lehm zum Einsatz.
Die Wuttkes, die alles in Eigenarbeit selbst machen, erhalten für ihren Einsatz den erstmalig vergebenen Lehmbaupreis des Ministeriums für Landesentwicklung in der Kategorie Bauen im Bestand in Höhe von 12.000 Euro. „Die Highlights sind ein Lehmgrundofen mit Liegefläche, eine Lehmsauna und der Stampflehmboden im Erdgeschoss“, so die Jurybewertung.
Ganz bewusst hatte sich das Ehepaar – Laura Wuttke kommt aus dem Odenwald, ihr Mann aus Brandenburg – für ein Leben auf einem Dorf nördlich von Stuttgart entschieden. Walheim war es geworden, weil „wir uns gleich wohlfühlten, weil es einen Bahnhof hat und wir uns in das Haus verliebt hatten“, so Laura Wuttke. Denny Wuttke arbeitet auch in der Landeshauptstadt als Ingenieur.
Zugegebenermaßen: das Haus in der Hauptstraße war ein kompletter Sanierungsfall. „Wir hätten es auch abreißen können, denn es steht nicht unter Denkmalschutz“, so Denny Wuttke. Das sei aber nicht das gewesen, was sie wollten: Ein altes Haus mit alten handwerklichen Techniken nach ihren Vorstellungen zu renovieren. Deshalb kam es auch nicht in Frage, einen Architekten zu beauftragen. „Keine der Arbeiten, die wir verrichten wollten, waren genehmigungspflichtig, also brauchten wir auch keinen Architekten“, so die Wuttkes.
Lehm als Hauptbaustoff im Haus
Von der Planung, bis zur Entkernung über das Schleppen, Anrühren und Verteilen des Lehms – alles machte das Paar selbst. „Das war ein Prozess, in dem sich Pläne immer wieder änderten“, so Laura Wuttke. Lehm ist in ihrem Haus der Hauptbaustoff. Alle Wände, der Stampflehmboden in der Küche, die Fugen zwischen den alten Steinen der Wände, selbst der große Kamin wurden mit Lehm gebaut. „Lehm entspricht nicht nur all unseren ökologischen Erwartungen sondern auch unserer Philosophie eines nachhaltigen, bewussten Leben“, so Laura Wuttke.
Sie habe sich sehr geändert in der Zeit, in der sie „viel Lehm mit viel Geduld“ angerührt habe. „Das ist eine langsame Sache und man hat viel Muse, um über die Schnelllebigkeit der Zeit nachzudenken, das hat uns sehr geerdet“, sagt sie.