Wanderung für Familien Auf der Suche nach Märchen und Schätzen

Von Gabriele Szczegulski
Stefanie Keller hat sich für ihre Märchenwanderungen durch den Wald bei Bissingen jede Menge einfallen lassen, um Familien ein Outdoor-Abenteuer zu bieten.⇥ Foto: Fotos: Oliver Bürkle

Märchenerzählerin Stefanie Keller bietet zwei eigenständige Märchen-Wanderungen zwischen den Jahren an.

Zwischen Weihnachten und Neujahr sind die Rauhnächte. Die Zeit, so heißt es, steht still, und seit alters her erzählen sich die Menschen Märchen und Geschichten. Eigentlich erzählt die Untermbergerin Stefanie Keller die Geschichten auf ihren Märchenwanderungen. Da dies im Corona-Lockdown nicht geht, hat sie sich eine Alternative erdacht. „Es ist so schlimm für mich, nicht produktiv und kreativ mit anderen zusammen sein zu können“, erzählt die 45-Jährige. Die freischaffende Märchenerzählerin kann ihrer Passion seit Monaten nicht nachgehen und arbeitet mittlerweile im Waldkindergarten in Pleidelsheim.

Auf eigene Faust

„Wie mir geht es sicher in diesem Lockdown vielen Menschen und vor allem Familien, denen die Beschäftigungen langsam ausgehen und die bei diesem Winterschmutzwetter auch nicht unbedingt rauswollen“, sagt Keller. So kam ihr die Idee, Winter-Weihnachtsmärchen- und Rauhnachtsmärchen-Wanderungen in der Umgebung als eine Art Schatzsuche auf eigene Faust, aber mit Anleitung anzubieten. Seit Mitte Dezember stehen Stefanie Kellers Wanderungsanleitungen auf ihrer Website, an die 40 Familien haben das Angebot der Winter-Weihnachtsmärchen-Wanderung schon angenommen.

15 Euro pro Familie kostet das Mitmachen, dann bekommen die Eltern eine Anleitung, die Wegweisung, eine Schatzkarte sowie die Möglichkeit, sich über einen QR-Code Märchen anhören zu können. Jede Familie, so Keller, könne so ihr eigenes Abenteuer erleben. Bis zum 6. Januar gibt es die Wanderungen in Oberstenfeld, in Vaihingen-Ensingen und in Bietigheim-Bissingen. Dort ist der Startpunkt am Häckselplatz in Bissingen. Die Runde ist 1,6 Kilometer lang, die Dauer bestimmen die Familien selbst, denn es gibt viel zu entdecken.

Grund zum Spazierengehen

Die Bietigheimer Familie Melanie und Andreas Stöger sowie ihre Söhne Lukas und Felix fanden diese Idee spannend. „Wir brauchen immer einen Grund, dass die Jungs mit uns spazieren gehen“, sagt Melanie Stöger. „Und auch mir gefällt die Idee einer Art Schatzsuche“, sagt ihr Mann. Sohn Lukas braucht nicht lange, da hat er den ersten QR-Code an einem Wegweiser gefunden. Mutter Melanie packt eine kleine Lautsprecherbox aus, mit der sie dem ersten Märchen lauschen. Der sechsjährige Lukas springt aufgeregt im Wald umher, es gilt, eine Schatzkiste zu finden, in der – natürlich – ein Schatz versteckt ist und jedes Kind einen Wunsch hinterlassen kann.

Die nächste Station erkennt man schon von Weitem: Viele kleine Wichtelmänner hängen in den Bäumen, passend zum nächsten Märchen. Diesmal gibt es alle Teile, um sich zu Hause selbst einen Wichtel zu basteln. „Das ist ja toll, da können wir gleich zu Hause auch noch was machen“, sagt Melanie Stöger. Sie sei froh, dass es so etwas gebe, jetzt, zwischen den Jahren, wo sie alle zu Hause sind und manchmal nicht wissen, wie sie die Kinder beschäftigen sollen.

„Genau das war meine Intention, die Familien sollen in den Wald gehen, Märchen hören, was gemeinsam machen und auch noch für zu Hause Anregungen mitnehmen“, sagt Stefanie Keller. Sie hat sich bei den jeweiligen Forstämtern und den Ordnungsämtern die Erlaubnis eingeholt, dass sie Schätze verstecken und Wichtelmänner oder anderes aufhängen darf. In ihrer Anleitung zur Wanderung weist Keller aber auch darauf hin, dass die Corona-Regeln eingehalten werden. Wenn zufällig zwei Familien die Wanderung machen sollen, rät sie, dass eine die nächste Station vorzieht. Zudem sollen die Familien Desinfektionsspray dabei haben, um die Schatzdosen vorher abzuwischen.

Auch die Rauhnachtsmärchen-Wanderungen, die sie ab dem ersten Weihnachtsfeiertag anbietet, laufen nach dem gleichen Prinzip, sind aber eher für Erwachsene ab sieben Jahre, sagt sie. Diese bietet sie in Bönnigheim, Vaihingen-Gündelbach und Oberstenfeld an, die genauen Orte werden nach der Anmeldung bekanntgegeben. Sie dauern zirka zwei Stunden und kosten pauschal 19 Euro für Familien.

Bräuche und Riten

„Es sollten wegen der Corona-Regeln nur Familien gemeinsam mitmachen“, sagt sie. Auch hierfür holte sie Genehmigungen ein. Die Teilnehmer bekommen nicht nur Rauhnachtsgeschichten erzählt, sondern erfahren viel über Bräuche und Riten der Rauhnächte.

Wichtig, so Stefanie Keller, sei ihr, dass sich die Teilnehmer in der Natur aufhalten und mit allen Sinnen genießen. „Dafür sind die Rauhnächte der richtige Zeitpunkt“, sagt sie.

www.wortzauber.org

 
 
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