Warnstreiks der IG Metall im Kreis Ludwigsburg Pandemie steht Streik nicht im Weg

Von Michael Soltys
IG Metall-Mitglieder protestieren in Ludwigsburg vor der Zentrale der Kreissparkasse.⇥ Foto: IG ;Metall

Die IG Metall mobilisiert die Beschäftigten in der aktuellen Tarifrunde. Viele Betriebe haben mit Problemen zu kämpfen.

Die IG Metall Ludwigsburg-Waiblingen sieht sich gut auf die aktuelle Tarifrunde vorbereitet. An den Warnstreikaktionen in den Metall- und Elektrobetrieben der Landkreise Ludwigsburg und Rems-Murr beteiligten sich am Freitag nach Angaben des IG Metall-Geschäftsführers Matthias Fuchs in einem Dutzend Betrieben zwischen 2500 und 3000 Beschäftigte. Sie beendeten ihrer Schicht vorzeitig, um an Aktionen der Gewerkschaft teilzunehmen. In der kommenden Woche werden die Streiks in verstärktem Maße fortgesetzt, kündigte der Gewerkschafter an. Die Zahl der bestreikten Betriebe werde erhöht, die Dauer der Streikaktionen ausgeweitet.

Das Ziel der Gewerkschaft ist eine Lohnerhöhung im Volumen von vier Prozent. In den Betrieben, denen es aktuell gut geht, sollen die Entgelte erhöht werden. Und in Betrieben, die vor wirtschaftlichen Problemen stehen oder sich in der Umstrukturierung befinden, soll die Arbeitszeit gesenkt werden, „um die Arbeitsplätze über längere Zeit zu sichern“, sagte Fuchs. Wegen der Pandemie steht die Gewerkschaft zwar vor organisatorischen Schwierigkeiten, aber Fuchs versicherte: „Wir sind auch in der jetzigen Situation handlungsfähig.“

Der Landkreis Ludwigsburg wird wie in früheren Tarifauseinandersetzungen eine wichtige Rolle spielen. Allerdings gibt es hier aktuell eine Reihe von Unternehmen, in denen Produktionsschließungen drohen oder aus anderen Gründen Arbeitsplätze in Gefahr sind. Erst am Mittwoch demonstrierten Beschäftigte der Bietigheimer Firma Atlanta wie in der BZ berichtet vor der Zentrale der Kreissparkasse, damit ihrem Unternehmen weiter Kredit gewährt wird und Löhne gezahlt werden können. Das ist laut Fuchs mittlerweile geschehen.

Bei den Verhandlungen über die Standorte von Mann+Hummel in Ludwigsburg und Bosch AS in Bietigheim-Bissingen – beiden Unternehmen droht die Stillegung der Produktion – gebe es momentan kaum Bewegung. Die Gewerkschaft sehe sich mit „irrwitzigen Ideen“ unter Druck gesetzt, sagte Fuchs. Sollte sich dies nicht ändern, stehe zumindest im Fall von Mann+Hummel ein „Konflikt mit größerer Tragweite“ bevor.

Ob dies Auswirkungen auf die Mobilisierung bei Streiks hat? Beide Betriebe waren in der Vergangenheit in der Tarifauseinandersetzung für die Gewerkschaft eine sichere Bank.  Fuchs sprach jetzt von einer „ungewöhnlichen Konstellation“, ist sich aber sicher, die Mitarbeiter für die Streikaktionen gewinnen zu können. „Wir haben keinen Grund, uns vor der Tarifauseinandersetzung zu fürchten“, sagte er.

Problematisch ist auch die Situation bei Ceratizit in Besigheim, der früheren Firma Komet. Hier sollen bekanntlich mehr als 300 Menschen ausscheiden. Ein Interessenausgleich und ein Sozialplan werden verhandelt. Dies sei aber kein Hindernis für eine Aktion in diesem Betrieb, machte Fuchs deutlich.

Verhandlungen über Personalabbau finden auch bei BorgWarner in Ludwigsburg statt. „Wir hoffen, das es ohne betriebsbedingte Kündigungen endet“, sagte Mucsin Acar, der Vorsitzende des Betriebsrates. Der Skandal um den Diesel habe den Autozulieferer „hart getroffen“. Die Bereitschaft zur Teilnahme an den Streikaktionen war am Freitag eher zurückhaltend. „Es hat nicht so gut funktioniert“, räumte Fuchs ein.

Komet, BorgWarner und auch Mahle in Markgröningen und Valeo in Bietigheim-Bissingen: Das sind die Betriebe, die in der kommenden Woche laut Fuchs mit Streikaktionen rechnen müssen. Treffen wird es auch die Firma Elbe-Gelenkwellen, kündigte er an. Die Unternehmensführung hatte kürzlich angekündigt, aus dem Tarifverbund ausscheiden zu wollen.

Info Ein virtueller Warnstreik feiert in dieser Tariftrunde seine Premiere, kündigte Fuchs an. Die IG Metall wird Mitarbeiter im Homeoffice aufrufen, an den Streikaktionen teilzunehmen.

 
 
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