Wasserschloss in Sachsenheim Schmuckstück und Schaltzentrale

Von Martin Hein
Der Sachsenheimer Bürgermeister Holger Albrich in seinem neuen Büro im Turmzimmer des frisch sanierten Sachsenheimer Schlosses. Seit 1962 fungiert das Schloss als Rathaus in Großsachsenheim⇥ Foto: Helmut Pangerl

Nach knapp vier Jahren Bauzeit, hat die Sachsenheimer Stadtverwaltung das Wasserschloss wieder bezogen. 34 Mitarbeiter sind jetzt dort in 19 Büros untergebracht.

Es ist vollbracht. Nach knapp vier Jahren Bauzeit ist der umfassende Umbau des Sachsenheimer Rathauses fertig. Schon von außen macht das architektonische Schmuckstück jetzt wieder was her. Nichts deutet mehr darauf hin, dass hier jahrelang provisorisch aufgestellte Holzbalken die einstmals marode und bröckelige Fassade abstützen mussten.

Vom frischgepflasterten Schlosshof führt neben einer kleinen Treppe nun auch eine Rampe zur Eingangstür ins Rathaus. Ein lichtdurchflutetes Treppenhaus empfängt die Besucher. Über den nagelneuen gläsernen Aufzug können jetzt alle Stockwerke barrierefrei erreicht werden. Moderne Tastschalter öffnen die Gangtüren. Eine Besonderheit, die dem Alter des Gebäudes geschuldet ist, sind die Gänge, die zu den Büros führen. Teilweise mussten innerhalb eines Stockwerkes rund 60 bis 80 Zentimeter Höhenunterschied ausgeglichen werden. Eine Wasserwaage hatten die Erbauer des nach einem Brand 1544 wieder aufgebauten und in der Folgezeit mehrmals renovierten Schlosses offensichtlich nicht. Mal geht es in einem Gang spürbar bergauf, an der nächsten Ecke geht es wieder leicht bergab. Teilweise scheinen sich die Wände sogar in Richtung Schlosshof zu neigen.

Auch in den Büros sind die Wände eher selten gerade, auch die Decken sind gelegentlich schief – und genau das verströmt einen einzigartigen Charme. Insgesamt präsentiert sich das Schloss als helles, lichtdurchflutetes und freundliches Gebäude.

Umzug dauerte vier Tage

Vier Tage dauerte der Umzug, der, bei laufendem Betrieb reibungslos über die Bühne ging, berichtet Bürgermeister Holger Albrich sichtlich stolz. Das Schloss kennt er schon von Kindesbeinen an, als ihn regelmäßig der Weg zum Schlosskindergarten durch den Schlosshof führte. Die Sanierung des Sachsenheimer Wahrzeichens war für Albrich eine historische Verpflichtung. Seit dem 17. August ist das Wasserschloss nun wieder Sitz der Sachsenheimer  Stadtverwaltung. 34 Arbeitsplätze in 19 Büros beherbergt das frisch renovierte Gebäude. Im neuen Trauzimmer wurde sogar bereits die erste Trauung abgehalten.

Dass die umfangreichen Baumaßnahmen notwendig waren, war seinerzeit auch für den Gemeinderat unstrittig. Einstimmig bereitete das Gremium im Dezember 2014 den Weg für die Sanierung des Wasserschlosses. Massive Sicherheitsmängel, darunter katastrophale Brandschutzmängel und eine äußerst marode Bausubstanz stellten letztendlich sogar ein Sicherheitsrisiko dar. Aber – das ist nun Geschichte – und Geschichte verströmt das Schloss auf jedem Quadratmeter, da etliche Epochen im Laufe der Jahrhunderte ihre Spuren in der Architektur hinterlassen haben. Vor der Sanierung waren die Böden in einigen Büros, nach Aussage von Pressesprecherin Nicole Raichle, dermaßen uneben, dass die Bürostühle gelegentlich einfach wegrollten. Mit Podesten mussten teils die schiefen Böden ausgeglichen werden, Türen klemmten oder sprangen auf, auch das ist nun endgültig Vergangenheit. Einige Büros haben nun schön hergerichtete alte Stuckdecken. Apropos Büros, Bürgermeister Holger Albrich hat, sozusagen als Schaltzentrale der Stadtverwaltung, ein geräumiges Turmzimmer bezogen. Von seinem Schreibtisch aus hat er einen schönen Blick auf die Stadtkirche. Die Möbel in den Büros sind übrigens die alten.

Teurer wegen Altlasten

Ursprünglich ging man von Kosten in Höhe von rund 8 Millionen Euro aus. Nach dem derzeitigem Stand hat die Sanierung nun insgesamt etwa 12,5 Millionen Euro gekostet. Als Kostentreiber haben sich wegen der teils unerwartet schlechten Bausubstanz wesentlich aufwändigere Zimmererarbeiten, Natursteinarbeiten, Elektro- Maler- und Putzarbeiten erwiesen. Die äußerst umfangreiche Schadstoffsanierung, vor allem der Fachwerktausch, der durch nicht fachmännisch ausgeführte Sanierungen notwendig wurde, verursachte letztendlich erhebliche Mehrkosten. Knapp die Hälfte der Gesamtkosten, dürfte jedoch als Förderung, beziehungsweise Zuschuss, wieder erstattet werden, gibt sich Holger Albrich zuversichtlich.

Coronabedingt ist derzeit eine Besichtigung für die Bevölkerung leider nicht möglich. Auf der Homepage der Stadt ist zumindest virtuell ein Blick in das frisch sanierte Schloss möglich.

www.sachsenheim.de

 
 
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