Gründerinnen und Gründer sind meist aus einem ganz besonderen Holz geschnitzt. Sie sollten kreativ sein, mutig, fleißig, die richtigen Leute kennen. Jan Gosch hat in allen Bereichen die volle Punktzahl erreicht. Nach Lehre und Studium beschloss der junge Kerl aus Löchgau (Kreis Ludwigsburg), ein eigenes Weingut aufzubauen, was in der aktuellen Krise im Weinbau auch viel Mut erfordert; manche würden wahrscheinlich von Tollkühnheit sprechen.
Wein-Tipp Großartiger Lemberger aus Löchgau
Das Weingut Gosch ist nicht nur neu, sondern auch ein Beweis dafür, wie gut Mut schmecken kann.
Trauben aus einer einzigen Rebsorte konnte Gosch in seinem ersten Herbst 2022 ernten: Weißburgunder. Anno 2023 vergrößerte er seine Rebfläche auf 24 Ar (!), was ihm immerhin zwei weitere Rebsorten bescherte: Riesling und Lemberger. Ein weiteres Jahr später profitierte er von seinem Netzwerk im heimischen Löchgau: Kein Geringerer als der Württemberger Charakterkopf Fritz Funk hat Gosch seine Weinberge übergeben. Das darf der Bursche durchaus als Ritterschlag verstehen, denn kaum ein Wengerter hat sich so nachhaltig mit dem Wein-Establishment angelegt und gleichzeitig so spannende Weine gemacht wie ebenjener Fritz Funk. Dass Gosch nun ausgerechnet dessen 1,5 Hektar bewirtschaftet, bringt eine gewisse Verpflichtung mit sich: Die Fangemeinde von Fritz Funk erwartet feine, ungeschönte Weine mit klarer Struktur und schöner Reife.
Jan Goschs Erstlings-Lemberger ist auf 300 Flaschen limitiert
Gosch hält dem Druck stand. Sein Weißburgunder ist straff, frisch, hat schöne Anklänge an Grapefruit. Noch besser ist sein 2023er Lemberger. Auf 30 Kilogramm pro Ar hat der Jungwinzer den Ertrag reduziert. Nach der Spontangärung durfte der Wein ein Jahr lang im Holzfass reifen, ehe er unfiltriert abgefüllt wurde. Der Restzuckergehalt von 0,1 Gramm pro Liter beweist, dass der Wein vollständig durchgegoren ist. Doch der erstaunlichste Analysewert ist jener des Alkohols: Nur 12,5 Volumenprozent weist dieser Lemberger auf, was dem Wein eine schlanke Eleganz verleiht.
Aus meiner Sicht ist Jan Goschs Lemberger ein herausragender Erstling, der übrigens auf 300 Flaschen limitiert ist. Es könnte sich also lohnen, schnell zu sein.