Weinjahrgang 2022 Die Qualität der Trauben lässt hoffen

Von Michael Soltys
Vertrocknete Blätter an einem Rebstock mit weißen Trauben bei Hohenhaslach. Dank der Bewässerung durch die Weingärtner sind die Reben bisher gut durch diesen trockenen Sommer gekommen. Foto: /Martin Kalb

Der Weinjahrgang 2022 geht in den Schlussspurt. Die Reben haben die Trockenheit relativ gut überstanden. Regen ist erwünscht, doch sollte er lange anhalten, droht Fäulnis. 

Schlussspurt für den Weinjahrgang 2022: Die Reben haben die Trockenheit des Sommers gut überstanden. Die Hoffnungen sind groß, eine gute Qualität in den Keller bringen zu können. „Wir erwarten einen kompletten Spitzenjahrgang“, sagt der Önologe Sebastian Häusser, Betriebsleiter der Besigheimer Felsengartenkellerei. „In Summe wird es ein guter bis sehr guter Jahrgang“, ist sich auch Jürgen Conz sicher, Vorstandschef der WG Stromberg-Zabergäu mit Kellereigebäuden in Brackenheim und Bönnigheim..

„In Summe“ deshalb, weil die Trockenheit teils unterschiedliche Spuren in den Weinbergen hinterlassen hat. Unter dem Strich sind die Trauben gesund, weder Pilzkrankheiten noch die berüchtigte Kirschessig-Fliege haben ihnen schaden können. „Der Schädling mag die Hitze nicht“, sagt Jürgen Conz. Auch von Spätfrösten im April oder Mai blieben die Weinerzeuger bis auf wenige Ausnahmen verschont.

Reifegrad ganz unterschiedlich

Doch abhängig von der Versorgung mit Wasser, verläuft die Reife unterschiedlich. Ältere Rebstöcke auf tiefgründigen Böden hatten wenig Probleme an Wasser zu gelangen, hier setzt die Reife früher ein. Vor allem junge Rebanlagen mussten jedoch mit Wasser versorgt werden, um nicht dauerhafte Schäden davonzutragen, erläutert Sebastian Häusser.

Das gilt auch für die Steillagen, in denen die Reben schon kurz unter der Oberfläche auf Fels stoßen. Wie viele andere Weinerzeugen setzen die beiden Genossenschaften dabei auf die Tröpfchenbewässerung. Gespeist von nahen Brunnen, Quellen oder auch von Tanks auf Treckern, bringen Leitungen das Wasser direkt zu den Wurzeln der Rebstöcke.

Generell seien die Reben einem durchschnittlichen Vegetationsverlauf „um etwa 14 Tage voraus“, sagt Jürgen Conz. Anfang September wird es bei der WG Stromberg-Zabergäu mit der Lese relevanter Sorten losgehen, vorher werden Trauben für Traubensaft und alkoholfreie Weine geerntet. Schon an diesem Mittwoch hat die Felsengartenkellerei mit einer ersten Lese angefangen. Geerntet wurden Müller-Thurgau für Federweißer und Burgundersorten für die Produktion eines Sekt-Grundweines. Etwa ab dem 12. September beginne die Lese der Standard- und der gehobenen Qualitäten, kündigte Häusser an. Beide Genossenschaften wollen mit zusätzlichen Lesetagen auf den unterschiedlichen Reifegrad in den Weinbergen reagieren.

Es fehlt an der Menge

So zufrieden die Weinerzeuger mit der Qualität sind: Mit der Menge dürfte es durchaus noch nach oben gehen. Denn wegen der Wasserknappheit sind die Beeren durchweg sehr klein. Die WG Stromberg-Zabergäu erwartet deshalb einen Ertrag von 118 bis 120 Kilo statt 140 Kilo Trauben pro Ar, das entspricht einem mengenmäßiges Minus von etwa 15 Prozent. Schon in den vergangenen beiden Jahren habe die Felsengartenkellerei eine historisch geringe Ernte eingefahren, sagt Sebastian Häusser. „Momentan liegen wir noch nicht deutlich drüber. Die Wirtschaftlichkeit ist noch nicht gegeben.“

Ändern könnte sich das nur, wenn es jetzt doch noch regnen sollte, dann könnten die Beeren an Umfang und Gewicht zulegen. Regnen darf es allerdings nur zur richtigen Zeit in der richtigen Menge, „am liebsten nachts“, sagt Jürgen Conz, gefolgt von Wärme und Sonne tagsüber. Sollte allerdings ein dauerhafter Regen einsetzen, dann droht Gefahr: Die Beeren saugen sich dann voll und platzen, Fäulnis könnte sich in den Weinbergen ausbreiten, und die Aussicht auf die Ernte könnte sich mit einem Mal verschlechtern.

 
 
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