Immer wieder Regen, dazu Hagel, Frost im Frühjahr, zwischendurch auch mal genügend Sonne – es war für die Weinerzeuger der Region ein turbulentes Jahr. Ein Jahr, das Trauben in guter bis sehr guter Qualität hervorbrachte, aber auch ein Jahr, dass bei manchem Wengerter für ein langes Gesicht sorgte, weil die Menge zu wünschen übrig ließ.
Weinlese im Kreis Ludwigsburg Teils zufriedene, teils lange Gesichter
Die Bilanz der drei regionalen Weinbau-Genossenschaft im Kreis Ludwigsburg fällt nach dem Ende der Lese 2024 unterschiedlich aus. Schuld sind Hagel und die Spätfröste im Frühjahr.
Einer, der eher zufrieden ist mit dem Ergebnis im Keller, ist Thomas Eberbach, Betriebsleiter und Önologe der Weingärtner Stromberg-Zabergäu. Mit rund 110 Kilogramm Trauben pro Ar, insgesamt etwa 7,5 Millionen Kilo, ist der Ertrag der Genossenschaft mit Sitz in Brackenheim im Vergleich zum langjährigen Durchschnitt „etwas kleiner, aber nicht extrem klein“.
Der Frost im Frühjahr habe nicht wirklich große Schäden verursacht, stellt Eberbach erleichtert fest. Im Stromberg rund um Bönnigheim seien nur einzelne Weinberge in der Talsohle betroffen gewesen. „Andere Wengerter hat es deutlich härter getroffen.“
Ein deutlicher Wermutstropfen für die Felsengartenkellerei
Zu diesen gehört die Felsengartenkellerei Besigheim. Fast überall im Verbreitungsgebiet seien Weinberge im Frühjahr durch Frost, danach teilweise auch durch Hagel beschädigt worden. Besonders schwer traf es Weinberge rund um Gemmrigheim und Neckarwestheim, erläutert Sebastian Häusser, der Betriebsleiter und Önologe der Felsengartenkellerei.
Wegen der häufigen Niederschläge sei der Druck durch Pilzkrankheiten sehr hoch gewesen. „Wir mussten mit dem Pflanzenschutz auf der Hut sein.“ An der gewünschten und erhofften Ernte von 8,1 Millionen Kilogramm, erzeugt auf 700 Hektar Rebfläche, fehlen deshalb laut Häusser rund ein Drittel. Letztlich konnte die Genossenschaft lediglich 5,4 Millionen Kilogramm Trauben einlagern. „Das ist schon ein deutlicher Wermutstropfen.“ Nach dem Beginn der Lese am 22. August wurde in der vergangenen Woche die große Traubenannahme beendet.
Ähnlichen Grund zur Klage hat auch Dietrich Rembold, Vorstandschef der Lauffener Weingärtner. In den Weinbergen rund um Lauffen und Mundelsheim liegt der Ertrag der Genossenschaft über alle Sorten bei etwa 100 Kilo pro Ar, das sind 37 Kilo weniger als die kalkulierte Referenzmenge.
An der Qualität der Trauben gibt es nicht auszusetzen
Rund 8,2 Millionen Kilo Trauben landeten schließlich im Keller, das ist ein Minus von 15 Prozent im Vergleich zum Vorjahr und rund 30 Prozent zum langjährigen Durchschnitt. Neben dem Frost sei vor allem der unbefriedigende Verlauf der Blüte im Juni mit niedrigen Temperaturen und starken Temperaturschwankungen dafür verantwortlich. Von Hagel seien die Weinberge verschont geblieben.
An der Qualität der Trauben gibt es aus Sicht aller drei Genossenschaften jedoch nichts auszusetzen. Die Trauben weisen ordentliche Mostgewichte auf, mit der Reife und der Aromenbildung sind die Wengerter zufrieden. „Wir durften einen Spitzenjahrgang einlagern“, sagte Sebastian Häusser von der Felsengartenkellerei, die „akribische Arbeit“ der Wengerter habe sich ausgezahlt. Die bei den Lauffener Weingärtnern angelieferten Trauben wiesen laut Rembold ein durchschnittliches Mostgewicht von knapp 80 Grad Öchsle auf, damit sei ein „hohes Qualitätsniveau“ erreicht.
Für Thomas Eberbach von den Weingärtnern Stromberg-Zabergäu war der richtige Zeitpunkt der Lese entscheidend für die Qualität. Die Geschwindigkeit der Lese musste reduziert werden, weil die Trauben zu unterschiedlichen Zeitpunkten reif wurden. „Wir haben das gut erwischt“, sagte er. Nach dem niederschlagsreichen Jahr und dem Regen an einigen Lesetagen „waren wir gut beraten nicht zu lange zu warten.“
Fruchtiger und frischer Jahrgang 2024
Dietrich Rembold von der Lauffener Genossenschaft hebt hervor, „dass wir zur Ernte gesundes Lesegut hatten“, von Fäulnis keine Spur. „Was gewachsen ist, konnten wir ernten.“ Das komme vor allem den Rotweinen zugute, die für die Maischegärung „richtig gesund“ sein müssten, wie er erläutert. Am Käsberg bei Mundelsheim habe sich der Trollinger gut ausgebildet. Die Lese, die bei den Lauffener Weingärtnern am 5. September begonnen hat, sei wegen der eher geringen Menge relativ kompakt und kontinuierlich verlaufen.
Zu Beginn der Lese herrschte noch T-Shirt-Wetter, dann begann es wieder zu regnen. Während die Lesehelfer damit weniger zufrieden waren, habe es den Trauben nicht geschadet, stellt Sebastian Häusser fest. „Von da an setzte verstärkt die Aromenbildung ein.“
Thomas Eberbach macht den Weintrinkern Hoffnung auf einen „fruchtigen und frischen Jahrgang 2024“. Die Weißweine ließen sich schon jetzt „gut probieren“, besonders der Riesling gefällt ihm, so Eberbach.
Dietrich Rembold sieht das ähnlich: „Die Weißweine sind jetzt schon ausgeprägt in der Frische.“ Sie seien sortentypisch und klar. Der Jahrgang verspreche Weine mit außergewöhnlichen, gebietstypischen Aromen.