Weltdiabetestag Medikamente, die Hoffnung machen

Von Gabriele Szczegulski
Dr. Daniel Kopf ist Altersmediziner und Diabetologe.⇥ Foto: RKH-Kliniken

Seit ein paar Jahren gibt es zwei Medikamente, die die Therapie laut Dr. Daniel Kopf, Diabetologe und Geriatriker, effizienter machen.

Diabetiker haben ein wesentlich höheres Risiko, an einer Covid-Infektion schwer zu erkranken, ähnlich wie Asthmatiker oder Lungenpatienten, sagt Dr. Daniel Kopf, Leiter des Geriatrischen Schwerpunkts und des Zentrums für Altersmedizin an den Krankenhäusern der RKH-Kliniken sowie kommissarischer Leiter der Abteilung für Endokrinologie und Diabetologie in Bietigheim. Er erklärt auch, wieso: „Diabetes macht die Blutgefäße weniger elastisch, diese versteifen und sind weniger leistungsfähig, sie können schwere Erkrankungen nicht bewältigen.“ Laut Kopf, der seit einem Jahr die Altersmedizin in den Kliniken des Kreises leitet, gibt es aber seit ein paar Jahren für Diabetiker des Typs Diabetes 2 neue Medikamente, die „für Diabetiker ein ganz neues Lebensgefühl und ein verlängertes Leben bedeuten“. Am heutigen Welt-Diabetestag macht er damit den Patienten Hoffnung.

Schrecken von Diabetes

Der Schrecken von Diabetes, so der Mediziner, sei der, dass die Krankheit andere Erkrankungen wie Herz-Kreislauf-Beschwerden, Niereninsuffizienz oder Herzinfarkt begünstigt. Und das sowohl im Typ 1, bei dem die Bauchspeicheldrüse nicht arbeitet, sowie im Typ 2, der bei 15 Prozent aller über 65-Jährigen vorkomme, und bei dem das Insulin nur langsam und nicht flexibel genug produziert wird.

Beim Typ 1, so Kopf, muss Insulin zugeführt werden. Mittlerweile gibt es viele technische Mittel, die das ständige Spritzen und Blutzuckermessen durch eine Nadel ersetzen oder ergänzen. Dazu gehören Insulinpumpen, Messsensoren am Arm sowie mittlerweile auch computergesteuerte Insulingaben, die selbstständig und bedarfsgerecht arbeiten.

Beim Typ-2-Diabetes ist die Sache komplizierter, vor allem da Übergewicht der Hauptbegünstigungsfaktor für die Krankheit ist und nicht nur ältere Menschen davon betroffen sind. Die Bauchspeicheldrüse produziert zwar Insulin, aber reagiert nicht mehr schnell und flexibel genug auf zugeführten Zucker mit angemessener Insulin-Produktion. In der Folge werden Blutgefäße und Nerven geschädigt. Schwierig ist auch die Insulingabe, da durch die Schwankungen in der Arbeit der Bauchspeicheldrüse unterschiedliche Blutzuckerwerte ausgelöst werden.

Für Daniel Kopf ist das Übergewicht der wichtigste Punkt, der Diabetes des Typs 2 fördert. Spritzen sich diese Patienten Insulin, wird die Gewichtszunahme noch gefördert. Schon seit dem vergangenen Jahrhundert bekommen diese Diabetiker oft zusätzlich zur Insulingabe andere Medikamente, die helfen sollen, „der Bauchspeicheldrüse die Peitsche zu geben“, sagt Kopf, die das Übergewicht noch weiter befördern. Das sind Medikamente mit dem Wirkstoff Sulfonylharnstoff, die aber, so der Arzt, „auf Dauer nicht gut tun“. Das Medikament schaffe es nicht, Folgeerkrankungen zu mindern. Das Medikament Medformin sei zwar besser, sei aber keine befriedigende Lösung, weil Nachfolgeerkrankungen nicht verhindert werden.

Revolution in Diabetes-Therapie

Seit ein paar Jahren gibt es aber nun zwei Arten von Wirkstoffen, die „eine Revolution in der Diabetes-Therapie“ sind: Der Wirkstoff Empagliflozin im Medikament Jardiance bewirkt eine Ausscheidung von Zucker über die Niere, die eigentlich darauf getrimmt ist, so Kopf, den Zucker im Körper zurückzuhalten. Wird der Zucker durch Einnahme der Tablette vermehrt ausgeschieden, sinkt der Blutzuckerspiegel nicht nur, auch das Gewicht wird minimiert, und der Patient nimmt nicht mehr zu. Außerdem habe man gesehen, dass Herzmuskelschwächen bei diesen Patienten nicht mehr häufig sind. Das Medikament wirkt außerdem entwässernd. „Es werden drei Fliegen mit einer Klappe geschlagen: Es senkt den Blutzuckerspiegel, ist gut verträglich und entwässert“, sagt Kopf.

Eine andere Idee, so sagt er, stecke hinter den synthetisch hergestellten Hormonen, die sogenannten Glp-1-Agonisten. Das körpereigene Hormon sorgt in der Bauchspeicheldrüse dafür, dass das Organ sich schon beim Ankommen des Zuckers im Blut auf eine Produktion von Insulin vorbereitet. Zudem erzeugt es beim Patienten eine Art Sättigungsgefühl, so dass dieser aufhört zu essen. Wird es als Medikament zugeführt, werden all diese Resultate erzielt. Es muss gespritzt werden, allerdings, so Kopf, höchstens einmal am Tag, manchmal nur einmal pro Woche.

Kein Hungergefühl

Glp-1 erhöht die Bereitschaft der Bauchspeicheldrüse, Insulin zu produzieren und signalisiert dem Gehirn Sättigung. Weil kein Hungergefühl eintritt, nimmt der Patient ab, dadurch werden Folgeerkrankungen gemindert oder gar vermieden.

Daniel Kopf: „Diese Medikamente durchbrechen den Teufelskreis von Diabetes, Übergewicht und Herzinfakt. Das ist eine medizinische Revolution, die Diabetikern Hoffnung schenkt.“⇥

 
 
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