Weltfrauentag Ludwigsburg Von einer Geschäftsführerin, die sich Akzeptanz verschaffte

Von Helena Hadzic
  Foto: /Martin Kalb

Nicole Ackermann ist die Geschäftsführerin der Kreishandwerkerschaft in Ludwigsburg. Zum Weltfrauentag erzählt sie im Gespräch mit der BZ von ihrem Weg bis an die Spitze, wer sie unterstützt hat und was junge Frauen wissen sollten.

Am besten ist es, wenn man es mit Humor nimmt und gelassen sieht“, sagt Nicole Ackermann, Geschäftsführerin der Kreishandwerkerschaft Ludwigsburg. Was sie damit meint? Hürden und Herausforderungen, die ihr als junge Frau in einer führenden Position begegnen. Nachdem sie sich aber reingefuchst hat, auch mit Unterstützung der Handwerker, arbeitet sie gerne als Geschäftsführerin – vor allem wegen des Umgangs mit Menschen. Für sie ist die Kreishandwerkerschaft eine glückliche Fügung: „Die Handwerker sind ehrlich, menschlich und haben das Herz am rechten Fleck – deswegen liebe ich meinen Job.“

Im Jahr 2003 wird sie zur Geschäftsführerin gewählt – für sie eine Überraschung. Damals ist Sachbearbeiterin dort und wird unerwartet angesprochen, ob sie den Job machen wolle. Zuerst ist sie begeistert. Schnell wird aber auch klar, dass die erste Zeit eine Bewährungsprobe wird, die etwa zweieinhalb Jahre andauern sollte: „ Als sehr junge Frau in einer Männerdomäne wurde ich vor große Herausforderungen gestellt. Hier musste man sich erst beweisen, standhaft bleiben und sehr tüchtig sein, damit die Herren und auch Frauen sich davon überzeugen konnten“, so Ackermann. Damals ist sie gerade mal Anfang 20. Sie muss Versammlungen leiten, Rede und Antwort stehen vor erfahrenen Handwerkern – eine Herausforderung. Schon bald bilden sich zwei Lager heraus: das eine Lager glaubt an sie und nimmt sie in Schutz, das andere zweifelt, ob ein so „junges Mädchen“ die Führungsrolle erfüllen kann.

Die große Stütze: Lehrer und guter Freund

Wer ihr aus dieser Zeit besonders im Gedächtnis bleiben wird, ist einer der Obermeister. Dieser ist für sie wie ein Lehrer und guter Freund, lehrt sie alles, beruflich als auch im Hinblick auf das persönliche Auftreten, und vermittelt ihr seine Erfahrungswerte mit Feingefühl. „Er war mir eine unheimliche Stütze und hat mir den Anfang erleichtert“, erzählt sie, „Ohne ihn hätte ich das wahrscheinlich nicht durchgezogen“. Diese glückliche Fügung motiviert sie, weiterzumachen und sich nicht entmutigen zu lassen. Ihre Familie und Freunde halten ihr den Rücken frei, gerade auch wenn sie beruflich unterwegs ist, was oft vorkommt. Ackermann wächst nach und nach in ihre Rolle hinein, die Akzeptanz wächst. „Ich wurde mit der Zeit immer sicherer im Sprechen, in dem was ich sage und tue“, meint sie. Heute, nach über 20 Jahren Führungsverantwortung , sei die Akzeptanz sehr erfreulich.

Dass Ackermann Mutter von Zwillingen ist, ist für ihre Führungsposition nie ein Problem gewesen. Die Angst, dass es eine zu große Herausforderung sei, Familie und Job zu vereinen, haben ihr die Handwerker genommen. „Sie haben immer wieder gesagt, dass sie für mich da sind. Einer zum Beispiel hatte vorgeschlagen, ein Laufstall bei mir im Büro einzurichten“, erzählt sie. Ab und zu hat sie ihre Kinder auch zur Arbeit mitgebracht, genauso wie Kollegen auch. So hätten sich auch Freundschaften zwischen den Kindern entwickelt. „Es gibt immer eine Lösung“, macht sie deutlich. Ihre Familie habe ihr mit den Kindern unter die Arme gegriffen und ihr Mann, der selbst Geschäftsführer ist, habe sie motiviert, weiterzumachen. „Wir können uns deswegen immer austauschen“, lacht Ackermann.

Was braucht es also, um als Frau in einem männerdominierten Bereich erfolgreich zu sein? Ackermann meint, es brauche diplomatisches Geschick, Empathie, Durchhaltevermögen und ein sicheres Auftreten. Ihre Tipps an all die jungen Frauen, die auch eine Führungsrolle anstreben: „Besucht Schulungen zur Körpersprache und Schlagfertigkeit, lest inspirierende Bücher und bleibt dran, selbst wenn es Gegenwind gibt – der wird mit der Zeit kleiner und ihr dafür größer“. Helena Hadzic

 
 
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