Weltgebetstag im Kirchenbezirk Besigheim Gebete aus dem Demokratie-Labor

Von Gabriele Szczegulski
Dorothee Lächler, Löchgauer Pfarrerin, engagiert sich in ihrer Gemeinde für den Weltgebetstag der Frauen. Foto: /Martin Kalb

Frauen in Taiwan kreierten die Liturgie für den diesjährigen Weltgebetstag. Die christlichen Kirchengemeinden im Kreis Ludwigsburg beten am 3. März dasselbe wie Millionen Christen auf der ganzen Welt.

Man sollte es nicht glauben: Aber der Inselstaat Taiwan in Südostasien ist ein Vorbild für Demokratisierung in Südostasien und ein Labor der Demokratie, da dort viele demokratische Elemente ausprobiert werden. Dennoch ist Taiwan auch ein Spielball der Supermächte China und USA. Die Taiwaner leben mehr denn je in der Angst, von China annektiert zu werden, das die Insel als Provinz ansieht.

Diese Informationen erstaunten auch die Frauen, die sich in den Gemeinden der christlichen evangelischen Kirchenbezirke Besigheim und Vaihingen und des katholischen Dekanats Ludwigsburg um die Vorbereitungen des Weltgebetstags an diesem Freitag, 3. März, kümmerten.

100 Frauen in den Gemeinden machen die Vorbereitungen

In Löchgau, wo Dorothee Lächler Pfarrerin ist, wird der Gebetstag von einem Team aus zehn bis 15 Frauen vorbereitet. Im Januar gab es ein Multiplikatorentreffen im evangelischen Kirchenbezirk Besigheim, zu dem die Gemeinden insgesamt 100 Vertreterinnen schickten und unter anderem Dorothee Lächler in dem vortragenden Gremium saß. Lächler hat schon unzählige Weltgebetstage erlebt und viele mitgestaltet. Eigentlich, so sagt sie, ist es ein Weltgebetstag von und für Frauen, Männer würden sich aber mittlerweile auch einbringen.

Von Taiwan war sie sehr beeindruckt zu hören, wie weit die Demokratisierung dort fortgeschritten ist, aber auch welche Probleme, Sorgen und Nöte die Frauen dort haben, die sich auch in der Liturgie widerspiegeln. „Die politische Situation in Taiwan ist derzeit ja ungewiss, die Angst, dass China das Land sich einverleiben könnte, ist zu spüren, auch wenn die Frauen es in ihren Texten nicht offen aussprechen, vielleicht aus Angst, die Großmacht China zu provozieren“, sagt Lächler.

In Taiwan sind nur zirka fünf Prozent der 23 Millionen Einwohner Christen, und diese leben hauptsächlich in den Großstädten. 40 Prozent der Einwohner praktizieren den chinesischen Volksglauben – eine Mischung aus Taoismus und Konfuzianismus, genauso viele sind Buddhisten. Das Streben nach Unabhängigkeit und Demokratie führt zu Spannungen in der Gesellschaft. „Es ist schon interessant, dass es oft Frauen sind, die sich politisch und gesellschaftlich engagieren“, sagt Lächler. So beinhaltet das diesjährige Gebet Forderungen nach besserem Klimaschutz sowie besserer Bezahlung für Fremdarbeiterinnen in Taiwan, die vor allem aus ärmeren Ländern wie Malaysia und Indonesien kommen und als Dienstmädchen diskriminiert werden. Auch Gewalt und Ausbeutung ist ein Thema.

„Glaube bewegt“, heißt das Motto des Weltgebetstags, und Dorothee Lächler definiert dieses genauer: „Informiert beten und betend handeln, das heißt, sich für die Belange von Frauen auf der Welt zu engagieren.“ Indem man einen Blick auf die Situation von Frauen in anderen Ländern werfe, könne man auch vieles besser verstehen. „Auch wenn es den Taiwanern nicht schlecht geht, beten sie am Weltgebetstag um Hoffnung angesichts einer ungewissen politischen Zukunft“, so die Pfarrerin. „Ich kann mich noch erinnern, wie meine Mutter Exemplare der Texte zum Weltgebetstag in die damalige DDR schmuggelte, damit sie dort kopiert werden konnten, denn offiziell war er dort verboten.“

Weltgebetstag in den Gemeinden: In Oberriexingen gibt es sogar ein Fest auf dem Kirchplatz

Über Konfessions- und Ländergrenzen hinweg engagieren sich Frauen beim Weltgebetstag dafür, dass Mädchen und Frauen überall auf der Welt in Frieden, Gerechtigkeit und Würde leben können. So entstand die größte Basisbewegung christlicher Frauen weltweit. Jedes Jahr wird der Weltgebetstag von Frauen aus einem Land vorbereitet, die Texte werden dann in die verschiedenen Sprachen übersetzt und verteilt. In diesem Jahr kommt die Liturgie aus Taiwan. Unter dem Motto „Glaube bewegt“ wird er am 3. März in unzähligen ökumenischen Gottesdiensten gefeiert. Unter diesem Motto sollen die Gläubigen sich für Frieden, Klimaschutz und eine Begegnung auf Augenhöhe einsetzen.

Im Jahr 1927 wurde erstmalig international ein Weltgebetstag von christlichen Frauen unterschiedlicher Konfessionen gefeiert. Die Frauen aus der Geschichte des Weltgebetstags setzten wichtige Zeichen für Frieden und Versöhnung. Sie kämpften für die Gleichberechtigung von Frauen in Kirche und Gesellschaft. Als eine der ersten engagierten sie sich für Umweltschutz. Unerschrocken traten sie gegen Rassismus und Intoleranz ein. Zudem wurde ein Weltgebetstagskomittee gegründet. Seither stehen immer am ersten Freitag im März in über 150 Ländern und unterschiedlicher Kirchen auf und beten dasselbe Gebet.

Im Kirchenbezirk Besigheim finden am 3. März folgende Gottesdienste zum Weltgebetstag statt, die von Frauen vorbereitet wurden und immer anders gestaltet werden: In der Besigheimer Stadtkirche feiern um 19 Uhr, Protestanten, Katholiken und Methodisten das gemeinsame Gebet, im Stadtteil Ottmarsheim um 19.30 Uhr. Ab 15 Uhr gibt es in der Christuskirche in Bietigheim schon ein gemütliches Beisammensein, um 16 Uhr ist dann der Gottesdienst. In der Bietigheimer Pauluskirche ist das Gebet um 18 Uhr. In der Bissinger Martin-Luther-Kirche findet das Gebet um 19.30 Uhr statt, anschließend sitzt man bei landestypischen taiwanesischen Gerichten zusammen. in der Bissinger evangelisch-methodistischen Kirche gibt es um 15 Uhr Kaffee und Kuchen, gebetet wird um 16 Uhr. in der Christuskirche in Metterzimmern ist das Gebet um 15 Uhr.

Im evangelischen Gemeindehaus in Bönnigheim feiern die Bönnigheimer, Hofener, Hohensteiner und Erligheimer das Weltgebet um 19.30 Uhr. Auch um 19.30 Uhr ist gemeinsam mit der katholischen Kirchengemeinde das Gebet in Freudental, im Jochen-Klepper-Haus, anschließend gibt es landestypische Gerichte. Um 19 Uhr wird im evangelischen Gemeindehaus Großingersheim, im katholischen Gemeindehaus Sankt Stephanus in Hessigheim gebetet und um 19.30 Uhr im Christoph-Weiß-Gemeindehaus in Kirchheim.

Im Kirchenbezirk Vaihingen-Ditzingen wird ebenfalls in vielen Gemeinden der Weltgebetstag begangen: um 19.30 Uhr in Vaihingen, im Gemeindehaus Sankt Antonius, in Horrheim im Gemeindehaus. Um 19 Uhr wird in der evangelisch-methodistischen Christuskirche in Ensingen gebetet, im katholischen Gemeindehaus in Großsachsenheim. In Oberriexingen gibt es sogar ein Weltgebetstags-Fest auf dem Kirchplatz mir taiwanesischer Gemüsesuppe, Tee und Liedern am 18 Uhr. In Sersheim findet das Gebet um 19.30 Uhr in der Johanneskirche statt und zur selben Zeit auch im Gemeindehaus Ochsenbach.

 
 
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