Weltladen Bietigheim-Bissingen Engagement reicht bis nach Nepal

Von Petra Neset-Ruppert
Gudrun Keller und Heidrun Haible freuen sich auf die Jubiläumsveranstaltungen in diesem Jahr und hoffen auf neue Gesichter im Weltmarkt Bietigheim. ⇥ Foto: Martin Kalb

Der Verein Initiativgruppe 3. Welt Bietigheim feiert in diesem Jahr sein 40-jähriges Bestehen. Das Jahr über gibt es verschiedene Veranstaltungen in der Stadt und im Weltladen.

In der Anfangszeit wurden wir noch sehr kritisch beäugt. Da kam schon öfters die Frage: Was sind das denn für welche?“, lacht Heidrun Haible. Sie ist die Vorsitzende des Vereins Initiativgruppe 3. Welt Bietigheim, der auch den Weltmarkt in der Bietigheimer Altstadt betreibt. In diesem Jahr feiert der Verein sein 40-jähriges Bestehen mit vielen Veranstaltungen rund um das Thema fairer Handel.

Heidrun Haible gehört zu den Gründungsmitgliedern des Vereins. 1982 fanden sich Lehrer, Eltern und Oberstufenschüler der Ellentalgymnasien zusammen und beschlossen, dass sie etwas gegen das Ungleichgewicht im globalen Handel unternehmen wollen. „Mit Geld, das wir zusammengelegt hatten, sind wir dann selbst zur Gepa gefahren und haben dort verschiedene Waren eingekauft, die wir zum Beispiel auf Kirchfesten verkauft haben“, erinnert sich die Vorsitzende. Damals war der politische Aspekt besonders wichtig für den Verein. Mit Büchern zum Thema fairen Handel versuchte er mehr Wissen zu vermitteln. „Damals war das Thema Ökologie noch gar nicht so präsent. Das ist heute definitiv anders“, so Haible.

Gewinn wird gespendet

Zu Beginn wurde das kleine Sortiment noch in einem Keller einer Villa gelagert. Dann kam die Stadt Bietigheim-Bissingen auf den Verein zu und bot ihm einen Laden Unter den Arkaden an. Danach zog der Verein mit seinem Laden in die Kronenbergstraße. „Es ging uns darum, mit unserem Verkauf gerechte und faire Lebensbedingungen für alle Menschen zu fördern“, erklärt Haible. Und dieses Ziel verfolgt der Verein auch heute noch.

Von dem Gewinn, der durch den Verkauf im Weltladen entsteht, unterstützt der Verein weltweit Projekte. Mittlerweile kann er um die 25 000 Euro jedes Jahr an die unterschiedlichsten Projekte spenden.

2013 zog der Verein mit seinem Laden dann in die ehemalige Leseratte. Die ehemaligen Buchbesitzer waren auch Mitglieder und machten den Vorschlag, dass dort der Weltmarkt einziehen könne. „Wir hatten erst einmal Angst vor der Miete und den riesigen Schaufenstern, die man dekorieren muss“, erinnert sich die Vorsitzende. Doch beides schaffte der Verein: Eine Deko-Gruppe organisierte sich, die regelmäßig die Schaufenster mit neuesten Fair-Trade-Waren dekorieren, und bei der Miete griff die Stadt mit unter die Arme. Diese Unterstützung fällt allerdings seit diesem Jahr weg. Grund dafür ist die wirtschaftliche Lage der Stadt. „Doch wir kriegen das auch so hin“, sagt Haible.

Ehrenamtliches Engagement

Mehr als 80 Mitglieder zählt der Verein und kann unter anderem deshalb regelmäßig größere Beträge spenden, weil sich so viele Frauen ehrenamtlich im Verkauf engagieren. „Da kommen einige Stunden zusammen. Es ist schon toll, was hier geleistet wird“, sagt Gudrun Keller, die selbst auch im Weltmarkt hinter der Kasse steht. Der Verein beschäftigt zwei hauptamtliche Mitarbeiterinnen, die sich vor allem um das Warensortiment kümmern. „Es ist schon ein sehr frauenlastiger Verein, aber wir verstehen uns hier sehr gut“, lacht die Vorsitzende. Männer seien ganz klassisch für die Technik und das Handwerkliche zuständig.

Bei der Gründung hatten die Mitglieder noch die Hoffnung, dass sich schnell etwas bewegen könne im globalen Handel. Doch bis heute beträgt der Anteil von fair gehandelten Waren auf der Welt lediglich 0,6 Prozent. Deshalb sei man auch weiter bestrebt so viele Projekte wie möglich zu unterstützen. „Unsere Turbo-Ziegen waren so erfolgreich, dass wir dieses Projekt jetzt abschließen können“, freut sich Haible. Gemeint in ein Projekt in Nepal bei dem ein Dorf Ziegen erhielt, um die sich die Männer kümmerten und sie zur Zucht nutzen. Vom Gewinn der verkauften Jungziegen können die Männer zum Einkommen der Familie beitragen und müssen so nicht auf Arbeitssuche ins Ausland gehen.

Im Bewusstsein bleiben

Wo welche Spenden ankommen, entscheidet der Verein. Mitglieder können Anträge stellen und so Projekte vorstellen, die sie für förderungswürdig erachten. Nun möchte sich der Verein wieder mehr um die Bildungsarbeit kümmern. Schulklassen können wieder den Weltmarkt Bietigheim besuchen, und es sollen wieder mehr Aktionen für Schüler angeboten werden. „Dieses Thema muss im Bewusstsein bleiben, das ist unsere Aufgabe für die kommenden Jahre. Denn überflüssig ist unsere Arbeit leider noch lange nicht“, so Haible.

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