Im letzten Jahr hat es bei der Eröffnung der sechsten Weinwanderung, ausgerichtet vom Fußballverein, ausgiebig geregnet, in diesem Jahr gab es zum Anstich des 30-Liter-Weißweinfasses angenehme Temperaturen. Die Veranstaltung stärke den Tourismus, zeige die Schönheit der Landschaft und auch die Vielfalt der örtlichen Wengerter, sagte Bürgermeisterin Simone Lehnert bei der Eröffnung. Dann griff sie zum Holzhammer und trieb den Zapfhahn mit neun Schlägen ins Weinfass, sekundiert von Karl Seitz, erster stellvertretender Bürgermeister.
Wengertschutzhäuschen Ingersheim Werbung für den Tourismus
Eine Weinwanderung und die Einweihung eines restaurierten Wengertschutzhäusles in den Weinbergen lockt zahlreiche Besucher in die Steillagen.
Das schöne Panorama gab es gratis dazu
Nach und nach füllten sich die Bänke an der Kleiningersheimer Aussichtsplatte beim Schloss, die Angebote des Fußballvereins, auf die Beine gestellt von vielen fleißigen Helfern, wurden auch von zahlreichen Gästen aus den umliegenden Gemeinden gerne angenommen. Radler und Wanderer machten Zwischenstation in Kleiningersheim, das Panorama des Neckartals, eine der schönsten Aussichten im Landkreis, gab es gratis dazu.
Am Freitag und Samstag erwartete die Gäste an den Ständen der Felsengartenkellerei Hessigheim, dem Weingut Herzog von Württemberg/Schloss Monrepos sowie den lokalen Weingütern Bento, Fink, Csicsai, Velte und dem Weingut Bähr aus Erligheim ein breites Angebot an ausgesuchten Weinen und eine dazu passende Speisenauswahl.
Die Weine konnte man in den Ingersheimer Weinbergen an vier Stationen verkosten, neben der Aussichtsplatte auch auf dem Wendeplatz in der Senke, der S-Kurve und unterhalb des Weidenplatzes. Die eigens für die Weinwanderung gestalteten Stielgläser wurden vor Ort verkauft, alternativ konnten eigene Gläser mitgebracht werden.
Im Mittelpunkt: Einweihung des Wengertschutzhäusles
Am Samstag stand die Einweihung des restaurierten Wengertschutzhäusle, am oberen Wengertsweg zwischen beiden Ortsteilen gelegen, im Mittelpunkt. Lange Zeit sei das Häusle durch Müll verwahrlost gewesen, so Bürgermeisterin Lehnert, vor den rund 50 Gästen. Nachdem die Besitzverhältnisse geklärt waren, war auch klar, hier etwas tun zu müssen.
Lehnert gab anschließend einen kleinen Einblick in die Historie. So bezahlte am 19. August 1870 Großingersheim 42 Gulden 33 Kreuzer für die „gefertigte Weinberghüte in den Mühlbergen“. Die Kosten hatte hälftig Großingersheim, zur anderen Hälfte Kleiningersheim zu tragen. Dazu kamen weitere Kosten in Höhe von 7 Gulden 29 Kreuzern, die ebenfalls zwischen den beiden Gemeinden hälftig geteilt wurden. Die gesamten Kosten hatte wohl ursprünglich die Gemeinde Kleiningersheim getragen, hieß es aus dem Archiv. Unterlagen zu den Rechnungen fehlen. Hier hätten unter Umständen Baupläne enthalten sein können. Das zugehörige Grundstück hatten die beiden Gemeinden mit Kaufvertrag vom 18. August 1870 von Matthäus Nägele, Bauer in Kleiningersheim, um 9 Gulden 12 Kreuzer „zu Erbauung einer gemeinschaftlichen Weingartschützenhütte“ erworben. Die Größe des Grundstücks wurde damals mit 1/8 Morgen 21,8 Ruten angegeben.
Förderung übernimmt 80 Prozent der Renovierungskosten
Die Renovierung lag in den Händen des Ingersheimer Bauunternehmers Harald Bender, unterstützt durch ortsansässige Winzer und Freiwillige. Ein weiterer positiver Aspekt: Durch die Förderung des Vereins „Regionalentwicklung Neckarschleifen e.V.“ wurden 80 Prozent, rund 13.000 Euro, der Kosten übernommen.
Mit einem Sekt- und Weinausschank wurde die Hütte feierlich übergeben und von den Gästen in Augenschein genommen. Der Boden zeigt eine Weinrebe, das einst gewölbte Dach wurde durch ein Betondach ersetzt. Darauf könne man auch sitzen und die Landschaft genießen, so Lehnert. Sie hoffe, die Schutzhütte könnte ein Treffpunkt werden, wobei man Unrat und Graffiti schon habe entfernen müssen. Gegen Abend gab es zum Abschluss noch einen Weinspaziergang mit der Ingersheimer Weinerlebnisführerin Elke Bäßler. Dabei konnte man viel Wissenswertes über den Steillagenweinbau erfahren.