WFV lädt Amateurvereine zu Videokonferenzen Kommen jetzt auf Auf- und Abstiegsrunden?

Von Andreas Eberle
Coronabedingt ist der Spielbetrieb von der Oberliga abwärts aktuell ausgesetzt. An der Eingangtür zum gesperrten Sportgelände des FC Marbach hängt eine vergessene Maske. Foto: Avanti/Ralf Poller

Corona bremst die Amateure aus, die Zweifel an einer kompletten Saison wachsen. Bei Videokonferenzen diskutieren der WFV und die Klubs nun alternative Modelle. Der SGV Freiberg, 08 Bissingen und der SV Germania äußern sich vorab in der BZ.

An diesem Montag und Dienstag dürfen die Vereine der Oberliga, der Verbandsliga und der Landesligen ihre Meinung kundtun. Denn dann holt der Württembergische Fußballverband (WFV) bei ihnen in mehreren Videokonferenzen ein Stimmungsbild ein. Die zentrale Frage: Wie und mit welchem Modus soll die zurzeit unterbrochene Saison fortgesetzt werden?

Hintergrund ist die Covid-19-Pandemie und deren Auswirkungen auf den Amateurfußball. Seit dem 26. November ruht im Verbandsgebiet der Ball. Die aktuelle Corona-Verordnung Sport des Landes schließt einen Trainings- und Spielbetrieb unterhalb der Regionalliga wie gehabt aus. Damit wachsen die Zweifel, ob gerade in den größeren Staffeln ab 17 Klubs die Meisterschaftsrunden noch unter zumutbaren Bedingungen vollständig ausgetragen werden können.

Landesliga, Staffel 4 als Vorbild

Heiß im Rennen ist nach BZ-Informationen ein Modell mit Auf- und Abstiegsrunden nach einer abgeschlossenen Hinserie. Dieses hatte der WFV in einer E-Mail an die Vereine schon vorab ins Gespräch gebracht. Das Vorbild ist der Modus in der Landesliga, Staffel 4, der bereits vor der Saison festgezurrt wurde. Denn mit Blick auf das Teilnehmerfeld und die hiesigen Witterungsverhältnisse waren dort die Aussichten von vornherein gering gewesen, eine komplette Saison abzuwickeln. Darum wird in jener Staffel das Feld nach einer einfachen Runde (Jeder gegen Jeden) geteilt: Die zehn bestplatzierten Mannschaften spielen in den Playoffs den Meister und Aufsteiger aus; die übrigen Teams ermitteln in den Playdowns die Absteiger – jeweils in einer weiteren Einfachrunde. Die Punkte aus der Hinserie werden dabei mitgenommen.

Die Veränderung der Modi ist aber nur eine Möglichkeit von mehreren, die die Spielordnung vorsieht. Sowohl die für die abgebrochene Saison 2019/20 bereits praktizierte Quotientenregelung als auch eine Annullierung von ganzen Runden sind denkbar. Eine weitere Option ist eine Verlängerung des Spieljahres bis zum 15. Juli 2021.

„Natürlich würden wir gerne so viele Partien wie möglich bestreiten“, sagt Christian Werner vom Oberliga-Spitzenreiter SGV Freiberg. Der 39-Jährige glaubt freilich nicht mehr daran, dass die Saison regulär mit 42 Spieltagen über die Bühne geht. Er hofft auf einen Vorbereitungsstart im Februar und einem Wiederauftakt im März. „Dann gilt es, die sieben bis neun Vorrundenspiele, die die Vereine noch haben, schnellstmöglich durchzuziehen.“

Von der angedachten Auf- und Abstiegsrunde ist Werner allerdings nicht überzeugt. Zumal er dieses Model während seiner Zeit als Sportdirektor in Österreich bei Austria Lustenau bereits kennengelernt hat. „Der Teufel steckt im Detail. Es geht nicht immer fair zu“, gibt Freibergs Manager zu bedenken und weist auf mögliche Wettbewerbsverzerrungen hin – etwa wer in wichtigen Duellen das Heimrecht genießt. Zudem befürchtet er, dass sich die Teams auf den Plätzen sechs bis neun in den Playoffs nicht mehr so richtig ins Zeug legen, sodass auch der Spielplan einen Einfluss hat. „In den Playdowns wird es dagegen bei bis zu sieben Absteigern ein Hauen und Stechen geben“, prophezeit Werner.

Die Freiberger Stellungnahme hat er schon letzte Woche an den WFV geschickt und sich obendrein mit einigen Kollegen ausgetauscht. Seine Einschätzung: „Ich denke, eine Mehrheit der Vereine wird sich dafür aussprechen, nur die Hinrunde zu spielen.“ Ein Szenario, das auch der SGV mit Blick auf die Pandemie – und wohl auch auf den aktuellen Tabellenstand – bevorzugt.

Oliver Dense, der Sportliche Leiter des viertplatzierten FSV 08 Bissingen, hat dem Verband ebenfalls ein Feedback gegeben – und scherzhaft ein Elfmeter- oder Lattenschießen angeregt, das den Auf- und Abstieg entscheiden soll. „Man darf den Humor nicht verlieren, aber im Ernst: Man muss sich nach dem Machbaren richten. Wir wären bei allem dabei“, sagt der 49-Jährige.

Dense kann sich zum Beispiel auch vorstellen, die Saison nach dem Okay der Behörden bis zu einem Stichtag weiterlaufen zu lassen und dann nach der Quotientenregelung zu werten – ganz egal, wie viele Begegnungen ein Verein bis dato ausgetragen hat. Auch richtigen Playoffs wie beim Eishockey ist er nicht abgeneigt. Dann würden nach der Vorrunde der Erste und der Zehnte, der Zweite und der Neunte und so weiter in einem Hin- und Rückspiel ums Weiterkommen kämpfen. „Mit der Solidarität untereinander ist es sowieso nicht weit her. Jeder Klub spricht sich doch für das Modell aus, das für ihn am günstigsten ist“, so Dense.

SVG sieht Playdowns kritisch

Der SV Germania Bietigheim ist einer von 19 Landesliga-Vertretern aus der Staffel 1, die am Dienstag an der WFV-Videokonferenz teilnehmen. „Am Ende wird der Verband aber wieder etwas festlegen, und wir Vereine werden mitziehen“, stellt der Vorsitzende Holger Conrad fest. Auch er sieht eine etwaige Abstiegsrunde kritisch: „Wenn am Ende nur zwei, drei Vereine durchkommen und bis zu sieben Teams absteigen, ist das witzlos. Um sich zu retten, müsste eine Mannschaft praktisch alles gewinnen.“ Nach zehn absolvierten Spielen belegen die Germanen Platz 14 – einen Abstiegsrang.

 
 
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